Es läuft am Bau im Ammerland
Interview mit Harald Borchers und Dirk Borchers, Geschäftsführer der Georg Borchers GmbH Hoch- und Ingenieurbau
Wirtschaftsforum: Herr Borchers, zufriedene Kunden und Mitarbeiter und volle Auftragsbücher – die Georg Borchers GmbH steht nach 90 Jahren auf sehr soliden Füßen. Sie vertreten die dritte Generation der Familie, die vierte Generation steht in den Startlöchern. Was sind die Gründe für diesen anhaltenden Erfolg am Markt?
Harald Borchers: Borchers hat sich immer flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden hier in der Region eingestellt und entsprechend reagiert. Diese Flexibilität zieht sich wie ein roter Faden durch die Firmengeschichte und hat maßgeblich zum Erfolg beigetragen.
Wirtschaftsforum: Gab es besondere Meilensteine in der langen Unternehmenshistorie?
Dirk Borchers: Unser Großvater Georg Borchers, ein Zimmerermeister, gründete 1932 das Unternehmen, welches in den Anfangsjahren vor allem Bauprojekte in einem Umkreis von etwa 15 km realisierte. 1962 stiegen unsere Väter in die Firma ein, führten sie bis 1972 gemeinsam mit ihrem Vater. Aufträge wurden mit der Zeit größer und komplexer; gebaut wurden Brücken, Schwimmbäder, Schulen, Verwaltungsgebäude. 1995 traten Harald und ich in das Familienunternehmen ein. Von klein auf hatten wir eine enge Verbindung und es war immer klar, dass dieser Zeitpunkt irgendwann kommen würde, auch wenn es uns nach dem Studium zunächst in andere Unternehmen zog. In diesem Jahr steht das 90-jährige Jubiläum an und wir blicken weiter zuversichtlich nach vorn.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die heutige Aufstellung aus?
Harald Borchers: Am Standort Augustfehn haben wir die Möglichkeit, die gesamte Region bis hoch zur Küste abzudecken. Aktuell beschäftigen wir 125 Mitarbeiter im Bauunternehmen, hinzu kommen 25 Mitarbeiter im Baustoffhandel. Das Bauunternehmen setzt heute 22 Millionen EUR um, vor zehn Jahren waren es noch 14 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Borchers steht damit für eine konstante Weiterentwicklung. Sehen Sie diese auch für die Zukunft?
Dirk Borchers: Unsere Stärke liegt in der Flexibilität, deshalb sind wir optimistisch. Heute beschäftigen wir uns vor allem mit dem Bau von Wohnungen, Tiefgaragen, Kitas, öffentlichen Gebäuden, Mehrfamilienhäusern oder Gewerbebauten. Vor zehn Jahren haben noch landwirtschaftliche Gebäude 40% des Umsatzes ausgemacht. Wir müssen gucken, was die Zeit bringt und reagieren. Gegenwärtig dominieren Themen wie der Krieg in der Ukraine, Corona, Baustoffknappheit und die Energiewende; das sind Herausforderungen, auf die wir uns jetzt und künftig einstellen müssen. Vor diesem Hintergrund wird es in Zukunft wahrscheinlich verstärkt um Sanierungen und Umbauten gehen. Interessante Aufträge könnten sich unter anderem durch die neue Autobahn A 20 im nahen Westerstede ergeben; ein Projekt, bei dem viel Beton- und Brückenbau gefragt ist.
Wirtschaftsforum: Wohnungsbau, Mehrfamilienhäuser, Tiefgaragen, Kitas, Krankenhäuser, Gewerbebauten, landwirtschaftliche Gebäude, Verwaltungsgebäude – das Portfolio ist breit gefächert, der Fokus liegt auf dem Rohbau. Gibt es besondere Referenzobjekte, die das Know-how widerspiegeln?
Harald Borchers: Es gibt sehr viele. Momentan arbeiten wir an einem großen Auftrag in Oldenburg, der Deepskant, einer Landzunge, auf der 95 Wohnungen entstehen sowie eine Tiefgarage mit 5.000 m². Das Auftragsvolumen allein für den Rohbau liegt bei elf Millionen EUR. Außergewöhnlich ist auch der Umbau eines denkmalgeschützten Zollspeichers in Emden, der komplett entkernt wird; altes Mauerwerk, Erker und Türmchen werden wiederaufgebaut, das Mauerwerk mit alten Klinkern aufgemauert. In Zukunft wird hier ein fünfgeschossiger Neubau über die alten Mauern herausragen. Der Reiz dieses Projektes liegt auch darin, dass sowohl alte Handwerkskunst als auch anspruchsvolle Ingenieurleistungen gefragt sind.
Wirtschaftsforum: Wie akquiriert Borchers diese außergewöhnlichen Aufträge?
Dirk Borchers: Natürlich nehmen wir regelmäßig an öffentlichen Ausschreibungen teil, allerdings profitieren wir sehr stark von den Empfehlungen zufriedener Kunden oder werden direkt von Architekten angesprochen. Der Name Borchers steht in der Region für Qualität und Zuverlässigkeit.
Wirtschaftsforum: Wie stellen Sie diese Qualität sicher?
Harald Borchers: Durch qualifizierte Fort- und Ausbildung. Momentan haben wir sieben Auszubildende, im Laufe der Jahre konnten wir rund 250 Lehrlinge zu Maurern, Betonbauern und Zimmerern ausbilden. Handwerkliche Berufe sind nicht nur in finanzieller Hinsicht attraktiv, sie bieten auch eine sehr große innere Zufriedenheit. Zu sehen, was man mit den eigenen Händen geschaffen hat, ist außerordentlich befriedigend. Leider werden handwerkliche Berufe in der Gesellschaft noch immer nicht so anerkannt, wie sie es verdient hätten und zu wenige junge Menschen erkennen die außergewöhnlichen Chancen, die das Handwerk bietet.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Borchers in drei bis fünf Jahren?
Dirk Borchers: Natürlich wollen wir den Umsatz steigern, die Mitarbeiterzahl halten oder ausbauen. Wir arbeiten an einer ständigen Optimierung, wollen die Effektivität steigern und die Liquidität sichern und hoffen, dass sich wieder mehr Menschen für das Handwerk begeistern. Für uns sind die Mitarbeiter das wichtigste Kapital.