Wettbewerbern um Wellenlängen voraus

Interview mit Sven Siepmann, Geschäftsführer der FRIESE GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Siepmann, der Leitspruch der FRIESE GmbH lautet ‘Jointly growing with Innovations’.

Sven Siepmann: Schon seit der Gründung im Jahre 1992 durch Joachim Friese und seinen Sohn Bernardo kam es darauf an, Kundenanforderungen mit innovativen Lösungen zu begegnen. Die Wellpappenhersteller wünschten sich längere Standzeiten und geringeren Ausschuss in der Produktion. Bereits 1996 konnte FRIESE die neue Rockwelle-Wolframkarbidbeschichtung für Riffelwalzen einführen, die lange Lebensdauer und hohe Profilstabilität gewährleistet. Innerhalb der nächsten zehn Jahre konnten wir kontinuierlich Marktanteile gewinnen und eine weltweite Führungsstellung als spezialisierter und innovativer Riffelwalzenhersteller einnehmen. Wir stellen aber auch andere Walzen für die Wellpappenproduktion her, also Anpresswalzen, Leimwalzen und ganze Walzenmodule.

Wirtschaftsforum: Können Sie von Neuentwicklungen bei FRIESE berichten?

Sven Siepmann: Die Entwicklung geht trotz der aktuellen Corona-Krise weiter, und wir haben einige Neuheiten, die vor der Einführung stehen. An dieser Stelle möchte ich auch auf beschichtete Extruderschnecken für die Kunststoffindustrie hinweisen. Hier eröffnen sich ganz neue Anwendungsmöglichkeiten.

Wirtschaftsforum: Inwieweit ist das Unternehmen FRIESE durch die Corona-Krise betroffen?

Sven Siepmann: Auch wenn die notwendigen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln teils erschwerte Bedingungen bedeuten, konnten wir die Produktion normal fortsetzen. Wir bemühen uns sehr, die familiären Bedingungen unserer Mitarbeiter zu berücksichtigen. Da wir überwiegend Qualitätsware aus Deutschland oder Italien beziehen, ist unser Materialfluss gesichert. Teilweise stellen wir fest, dass Aufträge etwas hinausgezögert und Maschinenlaufzeiten verlängert werden. Auch unsere Servicemitarbeiter werden nicht immer zugelassen, generell wird mehr online abgewickelt. Dennoch konnten wir mit unseren 70 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von fast zwölf Millionen EUR erzielen, 70 bis 80% davon im Export.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung?

Sven Siepmann: Wir nutzen natürlich das Homeoffice, soweit machbar, und Möglichkeiten der Digitalisierung in der Produktion. Virtuelle Messen haben sich für uns nicht bewährt. Wir halten telefonisch und über unsere Partner und Agenten Kontakt zu unseren Kunden in den USA, Südamerika, Russland und China. Zwischenmenschliche Kontakte auf Messen und Kongressen sind nicht zu ersetzen.

Wirtschaftsforum: Haben Kundenbeziehungen für FRIESE einen besonderen Stellenwert?

Sven Siepmann: Absolut, denn FRIESE ist ein Familienunternehmen. Unsere Kunden genießen persönliche Wertschätzung. Innovationskraft, Qualität und Zuverlässigkeit sind die Säulen des gemeinsamen Erfolges. Zurzeit steht bei FRIESE der Generationswechsel an, da ist es wichtig, dass Wissen und Erfahrungen an die neue Generation weitergegeben werden. Ich verstehe mich als Brücke zwischen den Generationen, vor allem um das Ziel der Kontinuität zu sichern.

Wirtschaftsforum: Als Recyclingprodukt ist Wellpappe per se nachhaltig. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für FRIESE?

Sven Siepmann: Die lange Lebensdauer und Verschleißfestigkeit unserer Walzen trägt dazu bei, dass die bestmögliche Pappqualität bei geringstem Materialeinsatz hergestellt werden kann. Da der gesamte Prozess der Walzenherstellung bis zum Auftragen und Feinpolieren der Wolframkarbidschicht hier im Hause durchgeführt wird, können wir flexibel auf die Recycling-anforderungen der Kunden eingehen. Im Mai 2020 sind wir zudem als weltweit erster Walzenhersteller nach dem SMETA Nachhaltigkeits-Audit zertifiziert worden, und zwar in den vier Kategorien Umwelt, Geschäftsethik, Gesundheit und Sicherheit und Arbeit. Es hat ein halbes Jahr gebraucht, das Audit trotz der Corona-Auflagen fertigzustellen, und wir sind sehr stolz auf die Zertifizierung.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie FRIESE in Zukunft?

Sven Siepmann: Getreu unserem Leitspruch wollen wir uns mit unseren Partnern weiterentwickeln und die im Wettbewerb errungene Spitzenposition als Hersteller von Riffelwalzen mit Wolframkarbid- und anderen Beschichtungen weiter ausbauen.

Wirtschaftsforum: Können Sie als Geschäftsführer noch etwas zu Ihrem persönlichen Verhältnis zum Unternehmen sagen?

Sven Siepmann: Für mich bedeutet FRIESE die maximale Identifikation mit dem Produkt und damit einen hohen Qualitätsanspruch. Zugleich steht das Unternehmen für die Mischung aus Erfahrung und jungen Talenten. Wir sind ein starker Ausbildungsbetrieb und haben sogar Auszubildende von Betrieben übernommen, die aufgrund der Krise die Ausbildung nicht fortführen konnten. Wichtig ist es, die interne Motivation hochzuhalten und zu vermitteln, dass kontinuierlich an der Verbesserung der Probleme gearbeitet wird und es weiter nach vorn geht.

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