Die unsichtbaren Helfer der Industrie

Interview mit Dr. Aaron Geenen, CEO der EFS Gesellschaft für Hebe- und Handhabungstechnik mbH

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Geenen, Sie sind seit über sechs Jahren bei EFS und seit März CEO. Was hat Sie damals zu EFS geführt – und was hält Sie bis heute dort?

Dr. Aaron Geenen: Ich sage immer gern: Ich bin zwar kein EFS-Urgestein, fühle mich aber mittlerweile so. Mein Weg in die Handhabungstechnik war eher klassisch: Studium, Promotion mit Schwerpunkt Mensch-Maschine-Kooperation im Anlagenbau und dann der Wechsel zu EFS als Entwicklungsleiter. Mich hat von Anfang an fasziniert, dass man hier aktiv gestalten kann – wir schaffen es, Mensch und Maschine im Produktionsumfeld effizient zusammenzubringen. Das ist ein sehr greifbarer Beitrag zur Produktivität, gerade am Hochlohnstandort Deutschland.

Wirtschaftsforum: EFS gibt es seit 1996. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert?

Dr. Aaron Geenen: Wir haben eine klare Entwicklung durchlaufen: von einem rein mechanisch orientierten Anbieter hin zu einem innovativen Systempartner mit eigener Softwareentwicklung. Ein wichtiger Meilenstein war die Elektrifizierung unserer Produktpalette. Heute decken wir die komplette Wertschöpfungskette an unserem Standort in Nordheim ab – von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zu Service und Vertrieb. Mit etwa 74 Mitarbeitern sind wir international aktiv, unterstützt durch Standorte in den USA und China für den lokalen Support.

Wirtschaftsforum: Sie bezeichnen EFS als Technologieführer in der Handhabungstechnik. Was macht das Unternehmen dazu?

Dr. Aaron Geenen: Technologieführerschaft heißt für uns, dass wir immer ein bisschen schneller und mutiger sind als andere. Wir kombinieren mechanische Exzellenz mit innovativer Software und entwickeln neue Lösungen, die echten Mehrwert bieten. Ein gutes Beispiel ist unsere aktuelle Weltneuheit: die Handlingsrobotik mit dem ratioBOT. Das ist eine Eigenentwicklung, die genau die Lücke zwischen klassischer Handhabungstechnik und konventioneller Robotik schließt – also Mensch-Roboter-Kollaboration auf einem neuen Level. In vielen Produktionsumgebungen ist eine Vollautomation gar nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll – etwa wenn schwere Bauteile flexibel bewegt werden müssen. Da kommen unsere werkergeführten Geräte ins Spiel, die wir jetzt mit Technologieansätzen aus der Handlingsrobotik noch intelligenter machen. Der ratioBOT ist eine neue Geräteklasse, die das Heben von schweren Lasten vollautomatisch im kollaborierenden Betrieb mit dem Menschen ermöglicht. So können zum Beispiel schwere Aggregate, die bis 150 kg wiegen, effizient und wirtschaftlich in der Montage zugeführt werden.

Wirtschaftsforum: Die Automobilindustrie ist also ein wichtiger Kunde?

Dr. Aaron Geenen: Definitiv – wir hatten sprichwörtlich schon jede zweite Tür eines namhaften Autoherstellers in der Hand. Aber wir sind branchenunabhängig aufgestellt: Ob E-Mobilität, Energiewende, Luft- und Raumfahrt oder Gesundheitswesen – überall, wo schwere Lasten sicher und präzise bewegt werden müssen, ist unsere Technologie gefragt.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie bei EFS mit dem Thema Digitalisierung um?

Dr. Aaron Geenen: Mit gesundem Selbstbewusstsein, aber auch mit Augenmaß. Wir sprechen von bedarfsgerechter Digitalisierung: Wir analysieren Prozesse und digitalisieren dort, wo es echten Mehrwert bringt. Das gilt für interne Abläufe genauso wie für unsere Produkte. Künstliche Intelligenz ist dabei ein fester Bestandteil – ob bei der Belegerfassung im Office oder für datenbasierte Optimierung unserer Anlagen.

Wirtschaftsforum: In einer Zeit, in der viele Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, halten Sie an Ihrem Standort fest. Warum?

Dr. Aaron Geenen: Weil wir daran glauben, dass wir nur als Technologieführer am Hochlohnstandort Deutschland konkurrenzfähig bleiben können. Wir haben die komplette Wertschöpfungskette hier in Nordheim – das sichert Qualität, Geschwindigkeit und Flexibilität. Natürlich ist das nicht der günstigste Weg, aber der nachhaltigste. Unsere Kunden wissen das zu schätzen.

Wirtschaftsforum: Wo soll die Reise für EFS in den nächsten Jahren hingehen?

Dr. Aaron Geenen: Wir haben eine stabile Basis und wollen weiter wachsen – vor allem mit unserer neuen Handlingsrobotik. Unser Ziel ist es, noch stärker international zu agieren und gleichzeitig unsere technologische Spitzenposition auszubauen. Kurz gesagt: Wir wollen gemeinsam mit unseren Kunden die Produktion der Zukunft gestalten.

Wirtschaftsforum: Zum Abschluss: Was motiviert Sie persönlich jeden Tag bei EFS?

Dr. Aaron Geenen: Es macht einfach Spaß, in einem Unternehmen zu arbeiten, das Ideen schnell in die Praxis umsetzt. Bei uns dauert es oft nur wenige Monate, bis aus einem Konzept eine fertige Maschine wird – das ist für Ingenieure ein Traum. Und wenn ich dann sehe, wie unsere Lösungen die Arbeit für Menschen sicherer, ergonomischer und effizienter machen, erfüllt mich das mit großem Stolz.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Wenn jeder Hundertstel­millimeter zählt

Interview mit Luc De Sutter, Geschäftsführer der Soenen Technology nv.

Wenn jeder Hundertstel­millimeter zählt

In jeder Küche verbergen sich kleine Wunder der Präzisionstechnik: perforierte Bleche in Mikrowellen, Siebe in Spülmaschinen oder Filter in Dunstabzugshauben. Was auf den ersten Blick selbstverständlich erscheint, erfordert eine Genauigkeit…

Maschinen für die richtige Würze

Interview mit Dipl.-Ing. Nils Albers, Inhaber und Geschäftsführer der Alfred Nolte GmbH

Maschinen für die richtige Würze

Erst das Rösten, Salzen und Würzen gibt Mandeln, Cashews, Erdnüssen oder Pistazien den richtigen Geschmack. Die Alfred Nolte GmbH aus Reinbek entwickelt und baut moderne Maschinen und Produktionslinien bis hin…

Präzise Dosierung ist entscheidend

Interview mit Nicolas Göhr, Junior Marketing und Sales der Alltech Dosieranlagen GmbH

Präzise Dosierung ist entscheidend

Bei der Reinigung und Aufbereitung von Brauchwasser werden oft Chemikalien mit unterschiedlichen Wirkungen eingesetzt. Eine präzise Dosierung ist dabei entscheidend. Die Alltech Dosieranlagen GmbH hat sich seit ihrer Gründung im…

Spannendes aus der Region Landkreis Heilbronn

Bauteile, die den Unterschied spürbar machen

Interview mit Philipp Bentzinger, geschäftsführender Gesellschafter der H+E Gruppe

Bauteile, die den Unterschied spürbar machen

Die Automobilindustrie befindet sich im größten Wandel ihrer Geschichte. Neue Antriebskonzepte, kürzere Modellzyklen und der steigende Stellenwert des Innenraums fordern Zulieferer heraus, flexibel und innovativ zu agieren. Die H+E Gruppe…

Digitaler Wandel  im Schrotthandel

Interview mit Jakub Bruch, Management der Bruch & Söhne GmbH & Co. KG

Digitaler Wandel im Schrotthandel

Jakub Bruch trat eher unverhofft in 4. Generation in sein Familienunternehmen Bruch & Söhne ein, das vornehmlich sein Vater als produzierenden Schrott- und Metallgroßhandel mit eigenem Hafenumschlagplatz positionieren konnte. Mit…

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Bei den Fahrzeugen, die die Mechatronik GmbH wartet, umbaut und vertreibt, geht es schnell um Millionenbeträge, bisweilen sogar im zweistelligen Bereich. Das setzt nicht nur technischen Sachverstand, sondern auch ein…

Das könnte Sie auch interessieren

Formvollendet

Interview mit Rainer Schenk, Geschäftsführer der FBR Facondrehteile GmbH

Formvollendet

Seit über 40 Jahren bringt die FBR Facondrehteile GmbH aus Kirchhaslach in Schwaben Metall in die richtige Form. Was bescheiden in einem Keller begann, ist heute ein international agierendes Unternehmen,…

KI trifft Ingenieurskunst – Transparenz für komplexe Softwarewelten

Interview mit Dipl.-Ing. Stephan Mauk, Vorstand der Concentrio AG

KI trifft Ingenieurskunst – Transparenz für komplexe Softwarewelten

Ob im Auto, im Flugzeug oder im Kraftwerk – Software entscheidet heute über Sicherheit, Effizienz und Leistung. Doch kaum jemand weiß, was im Hintergrund wirklich passiert. Genau hier setzt die…

TOP