Revolutionäre Spitzentechnologie made in Germany
Interview mit Uwe Ahrens, Geschäftsführer der Altech Advanced Materials AG

Wirtschaftsforum: Herr Ahrens, Sie sind Geschäftsführer der Altech Advanced Materials AG. Wofür steht das Unternehmen?
Uwe Ahrens: Altech steht vor allem für die Salzfestkörperbatterie CERENERGY und damit für den Missing Link der Energiewende, für Speicher, die Spitzen ausgleichen, Netze stabilisieren und Strom dann liefern, wenn er gebraucht wird. Erneuerbare Energien wie Solar und Wind können das nicht garantieren. Daneben gibt es ein zweites, sich sehr dynamisch entwickelndes Geschäftsfeld, in dem wir uns auf innovative Anodenmaterialien auf Basis von Aluminiumoxid konzentrieren.
Wirtschaftsforum: Damit entwickelt Altech ebenso innovative wie revolutionäre Batterietechnologien. Wie kam es dazu?
Uwe Ahrens: Ursprünglich hieß das Unternehmen Altech Chemicals und beschäftigte sich mit hochreinem Aluminiumoxid. Dies sind keramische Grundstoffe, die in der Halbleiter- und Batterie-industrie verwendet werden. Von Anfang an gab es einen klaren Fokus auf grüne, ganzheitliche, nachhaltige Energien. Eine wichtige Weichenstellung war die Zusammenarbeit mit dem renommierten Fraunhofer Institut IKTS in Dresden, das führend in der Anwendung von Keramik ist. Das Institut hat die Zusammenarbeit mit Altech, unsere technisch fundierte, entscheidungsfreudige, schnelle und unternehmerisch denkende Arbeitsweise sehr geschätzt.
Dies führte dazu, dass wir gefragt wurden, ob wir an der Kommerzialisierung einer Batterietechnologie interessiert wären, die das Institut in den letzten acht Jahren für mehr als 40 Millionen EUR entwickelt hatte. Daraufhin wurde ein Business Case entwickelt, das auf sehr positive Resonanz stieß und schließlich im November 2022 zur Gründung der Altech Batteries GmbH führte – einem Joint Venture, an dem die Fraunhofer Gesellschaft mit 25% beteiligt ist und die Altech Gruppe mit 75%. Diese Entwicklung war für uns ein großer Vertrauensbeweis, da Fraunhofer normalerweise nicht in ein Gemeinschaftsunternehmen einsteigt.
Wirtschaftsforum: Wie ist der Stand heute?
Uwe Ahrens: Wir haben das Batteriekonzept im Detail und in der industriellen Fertigung verbessert und die erste vollautomatische industrialisierte Linie für eine jährliche Produktionsleistung von 120 MWh entwickelt. Jetzt arbeiten wir weiter an der Optimierung, wollen die Kosten senken und sind in der Umsetzung der Finanzierung für das geplante Projekt in Schwarze Pumpe, Sachsen. Das erforderliche Industriegrundstück haben wir bereits erworben.
Wirtschaftsforum: Kommen wir zurück auf das eigentliche Produkt, die Batterie. Was ist das Besondere an CERENERGY?
Uwe Ahrens: Wir bauen eine stationäre Batterie für die Anwendung in der Energiewende, die funktioniert und absolut wettbewerbsfähig ist. Sie wird seit sieben Jahren als Prototyp gebaut und ist auf Herz und Nieren getestet. Seit Juni gibt es den ersten fertigen industriellen Prototypen. Unsere Batterie verkörpert deutsche Spitzentechnologie, kann in Deutschland gefertigt werden, besteht aus Kochsalz, Keramik und Nickel und damit aus Rohstoffen, die wir direkt in Deutschland beziehen können; damit sind wir unabhängig von Drittstaaten. Nicht zuletzt sind die Rohstoffe im Vergleich zu sonst üblichem Kobalt, Graphit oder Lithium deutlich umweltfreundlicher. Die Batterie ist nicht brennbar und behält über den gesamten Lebenszyklus, wir sprechen hier über mehr als 15 Jahre, ihre volle Leistungsfähigkeit.
Wirtschaftsforum: Wie soll es nun weitergehen?
Uwe Ahrens: CERENERGY birgt ein enormes Potenzial; leider wird die Kommerzialisierung dieser zukunftsträchtigen Technologie durch mangelnde Förderung und ein sehr schwieriges wirtschaftliches Umfeld gebremst. Europäische Investoren sind nicht wie in den USA bereit, zu einem früheren Zeitpunkt in neue Technologien zu investieren. Laut Bundesnetzagentur belaufen sich die Kosten für ungenutzten Strom, der sogenannte Redispatch, auf rund 4 Milliarden EUR. Vor diesem Hintergrund wird einmal mehr deutlich, wie wichtig zuverlässige Speicher sind, die Spitzen ausgleichen. Dennoch wird es uns nicht leicht gemacht, in die Produktion zu gehen. Nicht zuletzt fehlen uns verbindliche Förderzusagen.
Wirtschaftsforum: Warum halten Sie trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen am Standort Deutschland fest?
Uwe Ahrens: Nirgendwo sonst in der Welt hätten wir diese industrielle Entwicklung in dieser Zeit auf diesem Niveau realisieren können. Das Qualitätsprädikat ‚Made in Germany‘ genießt international nach wie vor einen hervorragenden Ruf.
Wirtschaftsforum: Gibt es konkrete Zukunftspläne?
Uwe Ahrens: Geplant ist der Bau einer ersten Anlage, eines offenen Containers mit 18 Batteriepacks. Wenn Banken und Investoren mit an Bord sind, wollen wir eine Giga-Fabrik nach der anderen bauen. Dabei fokussieren wir uns in einem ersten Schritt auf Europa, dann folgen die USA. Wir haben die Chance, mit der Technologie Weltmarktführer zu werden, und wollen diese Chance unbedingt nutzen.