Nur das Chassis bleibt

Interview mit Serhat Yilmaz, CMO und CBDO der FRAMO GmbH

Bei FRAMO kann man zu Recht von einer alten Marke mit modernem Geist sprechen, denn obgleich das heutige Unternehmen mit der E-Mobilität bei Lkw erst 2014 voll durchstartete, so reichen die Ursprünge bis ins Jahr 1922 zurück, als FRAMO eine bekannte sächsische Automobilmarke für Kleintransporter und Pkw war.

E-Mobilität für jeden Lkw

Heute konzentriert sich das Kerngeschäft auf den Umbau, fast könnte man sagen den Neubau, von Lkw zwischen 7,5 und 40 t Zuglast. Darunter finden sich Betonmischer, Abfallfahrzeuge, Werksfahrzeuge und Lkw für die Citylogistik. „Wir entwickeln Nutzfahrzeuge und rüsten normale MAN-Diesel-Nutzfahrzeuge komplett um. Im Prinzip bleibt nur das Chassis übrig, der Rest kommt neu von uns. Wir haben unsere eigene Technik und unsere eigene Software“, erklärt Marketingleiter Serhat Yilmaz, der seit dem 1. März 2021 bei FRAMO ist und sich seit zweieinhalb Jahren das Thema E-Mobilität zur Herzenssache gemacht hat. „Wir haben Angebote für verschiedene Anwendungen. Mit unseren Kunden suchen wir immer nach der individuellen Lösung. Generell haben die E-Lkw eine Reichweite von 200 und 350 km, was gerade für ihren Einsatz völlig ausreicht.“ Derzeit arbeitet FRAMO auch an der Entwicklung eines Brennstoffzellen-Lkw, der mit 500 km Reichweite auch auf der Langstrecke eingesetzt werden kann.

Interesse bei großen Namen

„Die Entwicklung in unserem Markt ist rasant, genau wie die Nachfrage“, so Serhat Yilmaz. „Bei den Nutzfahrzeugen ist die E-Mobilität erst recht spät angekommen. Das liegt auch an Faktoren wie Gewicht und Reichweite. Doch der Kunde fragt grüne Fahrzeuge immer stärker nach.“

Auf der Kundenliste stehen bekannte Namen Kühne & Nagel und DB Schenker, doch auch Discounter wie Aldi sind dort zu finden. Für Aldi wurden beispielsweise E-Lkw mit Kühlkoffer ausgeliefert. Selbst in Wien sind umgebaute Müllfahrzeuge von FRAMO unterwegs. Inzwischen werden 25% des Umsatzes außerhalb Deutschlands erzielt, der Schwerpunkt liegt dabei auf dem europäischen Markt.

Mehr kooperieren

FRAMO war einer der Ersten, der E-Lkw auf die Straße gebracht hat. „Heute können wir uns vor Anfragen kaum retten“, sagt Serhat Yilmaz. „Der Markt ist riesig und es gibt nur wenige Konkurrenten, in Deutschland vielleicht fünf. Deshalb wird es darauf ankommen, in den kommenden Jahren vor allem die steigende Nachfrage zu erfüllen. Das können wir auf verschiedene Weise erreichen. Zum einen setzen wir auf eine engere Zusammenarbeit mit MAN, da dort die entsprechenden Vertriebsstrukturen existieren. Wir suchen Gespräche mit MAN, um mögliche Kooperationen einzugehen.“

Auch eine Kooperation mit FES, einem Dienstleister in der Fahrzeugentwicklung mit 800 Mitarbeitern, soll helfen, die Produktionsmenge stark zu steigern. „Wir planen, ab Ende 2021 bis zu 1.000 Fahrzeuge durch diese Kooperation umrüsten zu können, und sind derzeit dabei, die praktischen Voraussetzungen zu schaffen“, sagt Serhat Yilmaz. „Gerade die Großen, sei es Amazon oder Ikea, wollen extrem schnell extrem viele Fahrzeuge. Das ist im Prinzip ein reines Zeitproblem, da sind alle Anbieter gefordert, um den Markt bedienen zu können.“

Ein bisschen ‘grüner’

Es gibt also genügend Herausforderungen – seien es die Einführung des Brennstoffzellen-Trucks oder neue Kooperationen, um auf die Nachfrage besser reagieren zu können –, denen sich FRAMO in den kommenden Jahren stellen wird. Doch das Ziel, die Lkw-Welt ein bisschen ʻgrünerʼ zu machen, wird FRAMO auch in den kommenden Jahren weiter antreiben.

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