„Innovation ist unser Tagesgeschäft“

Interview mit Federica Sartor, Geschäftsführerin der Marcolin Covering s.r.l.

Wirtschaftsforum: Frau Dr. Sartor, Marcolin Covering ist seit Jahrzehnten am Markt. Was steckt hinter dieser Beständigkeit?

Federica Sartor: Unsere Geschichte reicht bis ins Jahr 1968 zurück – gegründet wurde Marcolin von zwei Familien, die bis heute eng miteinander verbunden sind. Ich selbst gehöre zur 2. Generation, gemeinsam mit Antonella Sartor und Luca Marcolin leite ich das Unternehmen. Jeder von uns hält ein Drittel und wir führen es im echten Sinne gemeinsam. Angefangen hat alles mit der Fertigung einfacher PVC-Planen. Heute entwickeln und produzieren wir komplexe Verdecksysteme vollständig im eigenen Haus – Mechanik, Elektronik, Montage, alles unter einem Dach hier in Pordenone. Der familiäre Charakter prägt uns bis heute. Seit 2023 sind wir auch in Frankreich mit einer Tochtergesellschaft vertreten, seit 2025 besteht der Standort in Deutschland. Uns ist wichtig, unsere Kunden nicht nur zu beliefern, sondern sie auch langfristig zu begleiten und ihnen maßgeschneiderte Lösungen anzubieten.

Wirtschaftsforum: Der Begriff ‘Innovation’ fällt im Business-Kontext häufig. Was heißt das konkret bei Ihnen?

Federica Sartor: Für uns ist Innovation nicht nur ein schöner Marketingbegriff, sondern täglicher Anspruch. Unser Entwicklungsteam arbeitet interdisziplinär, mit wissenschaftlicher Methodik und mit umfassenden Praxistests. In den letzten Monaten allein haben wir fünf neue Patente angemeldet. Unser Innovationszentrum nennen wir Kawara, angelehnt an traditionelle japanische Tempeldächer, die für Langlebigkeit und Schutz stehen. Genau das bringen wir in unsere Systeme – zum Beispiel mit dem modularen Konzept ‘Archi & Telo Pro’ (Bögen & Plane Pro), das nicht nur hinsichtlich Robustheit und Wartungsfreundlichkeit innovativ ist, sondern auch dank Solarpanels komplett energieautark funktionieren. Oder mit Kitai, einer hochergonomischen Fernbedienung mit Halfduplex-Technologie für eine bidirektionale Kommunikation, entwickelt zusammen mit ISIA Roma Design. Diese Verbindung von Ingenieurskunst, Design und echter Alltagstauglichkeit ist typisch für unsere Arbeit.

Wirtschaftsforum: Wer sind die typischen Kunden von Marcolin Covering?

Federica Sartor: Wir bedienen ganz klar den professionellen B2B-Bereich. Unsere Kunden sind überwiegend Hersteller von Fahrzeugaufbauten, spezialisierte Installationsbetriebe oder auch Endnutzer mit eigenen Fuhrparks – alle vereint durch ihren hohen Anspruch an Sicherheit, Robustheit, Langlebigkeit und Effizienz im täglichen Einsatz sowie bei Installations- und Wartungsarbeiten. Unsere Lösungen finden vor allem Anwendung in den Bereichen Bau, Landwirtschaft sowie in der Umwelt- und Entsorgungswirtschaft. Deutschland, Frankreich, Österreich, Spanien, Belgien, Schweiz und Polen zählen dabei zu unseren wichtigsten Auslandsmärkten, in denen wir seit Jahren stark vertreten sind. Insgesamt liegt unsere Exportquote aktuell bei rund 40% – mit klarer Tendenz nach oben. 

Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in den meisten Branchen. Wie gehen Sie damit um?

Federica Sartor: Nachhaltigkeit beginnt bei uns schon beim Produktdesign. Wir entwickeln Materialien, die vollständig recyclingfähig sind, und achten auf möglichst langlebige Komponenten. Wo früher ganze Bauteile ersetzt werden mussten, genügt heute oft der Austausch einzelner Elemente, das spart Ressourcen und Kosten. Zusätzlich führen wir 2025 unseren ersten umfassenden Nachhaltigkeitsbericht ein. Ein weiterer wichtiger Punkt: Seit 2019 steuern wir unsere Prozesse über eine Lean-Management-Organisation, die uns hilft, effizienter und ressourcenschonender zu arbeiten. Weniger Ausschuss, weniger Lagerbestand, schnellere Ausführung und bessere Planbarkeit – davon profitieren auch unsere Kunden.

Wirtschaftsforum: Wie stellen Sie sicher, dass Kunden nicht lange auf Ersatzteile oder Service warten müssen?

Federica Sartor: Geschwindigkeit ist im Service entscheidend. Wir verfügen über ein Netzwerk von rund 300 Servicestellen in ganz Europa und bieten eine Ersatzteillogistik, die in der Regel innerhalb von 24 Stunden liefern kann – zuverlässig und termintreu. Das gilt nicht nur für die Lieferung, sondern auch für die Reaktion auf Kundenanfragen. Ein Produkt allein reicht eben nicht – entscheidend ist, wie schnell und unkompliziert wir helfen können, wenn es darauf ankommt.

Wirtschaftsforum: Wohin geht die Reise für Marcolin in den nächsten Jahren?

Federica Sartor: Wir wollen weiter wachsen – aber organisch und durchdacht. Die neue deutsche Tochtergesellschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle. Mit ihr bieten wir Beratung, Service und Co-Engineering direkt vor Ort. Unsere Produktentwicklung bleibt dabei ein zentrales Element: Wir möchten intelligente, robuste und nachhaltige Systeme auf den Markt bringen, die nicht nur technisch überzeugen, sondern im Alltag bestehen. Letztlich wollen wir als Unternehmen dort sein, wo unsere Kunden uns brauchen – mit Lösungen, die wirklich etwas verbessern.

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