Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner
Interview mit Han-Alexander Pothoven, Director Advanced Technologies der DK Prototyping for Automotive Glass

Wirtschaftsforum: Herr Pothoven, erzählen Sie uns zunächst etwas über Ihren persönlichen Weg zu DK Prototyping.
Han-Alexander Pothoven: Sehr gern. Ich bin Anfang 2024 zu DK Prototyping gestoßen, nachdem ich zuvor rund acht Jahre in einem Unternehmen tätig gewesen war, das sich auf schaltbare Verglasung und funktionale Folien spezialisiert hatte. Dort war ich zuletzt für den globalen Automotive-Sektor und den deutschen Produktionsstandort verantwortlich. Der Wechsel zu DK war für mich ein logischer Schritt – nicht zuletzt wegen der außergewöhnlichen Stellung des Unternehmens in der Automobilbranche.
Wirtschaftsforum: Was macht DK Prototyping denn so besonders?
Han-Alexander Pothoven: DK Prototyping bewegt sich in einer spannenden Nische. Wir arbeiten in der Prototypenentwicklung und Kleinserienfertigung von Automobilverglasung – in einer Qualität, wie sie sonst nur Großserien erreichen. Viele OEMs – darunter auch Marktführer – greifen bei Showcars oder Vorserienmodellen auf uns zurück. Dabei bleiben wir meist im Hintergrund, sind aber ganz nah an den Innovationsprozessen dran.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Han-Alexander Pothoven: DK Prototyping wurde 1990 gegründet und hat sich vom klassischen Autoglasdienstleister zu einem hoch spezialisierten Technologiepartner gewandelt. Einer unserer ersten größeren Aufträge kam 2002 von Mercedes-Benz – ein Showcar. Heute sind wir strategischer Partner für zahlreiche OEMs und Tier-1, vor allem im Premiumsegment.
Wirtschaftsforum: Was sind die wichtigsten Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Han-Alexander Pothoven: Unsere Arbeit lässt sich in mehrere Säulen unterteilen: Prototypenbau, Kleinserien und interne Entwicklungen, IP-gestützte Innovationen und mittlerweile auch patentierte Produktionsprozesse. Wir fertigen unter anderem schaltbare Gläser, Glaselemente mit integrierter Sensorik oder Heizfunktion, und entwickeln neue Coating-Verarbeitungsprozesse – alles inhouse. Besonders stolz sind wir auf unseren ‘Cool Mirror Coating’-Prozess, der eine noch nie dagewesene, vollflächige Hitzereflexion ermöglicht. Das ermöglicht, auch im keramischen Schwarzdruck-Bereich die Infrarot-Reflexion beizubehalten.
Wirtschaftsforum: Wie gelingt Ihnen diese hohe Fertigungstiefe mit einem vergleichsweise kleinen Team?
Han-Alexander Pothoven: Wir sind im Team aktuell rund 32 Mitarbeiter – was angesichts der Anzahl unserer Projekte oft überrascht. Das gelingt nur, weil wir konsequent auf Automatisierung setzen. Unsere Maschinen sind größtenteils Eigenentwicklungen. Dadurch konnten wir 2023 unsere Produktion verdoppeln – eine weitere Verdopplung ist in Planung.
Wirtschaftsforum: Sie sprachen von Patenten. Welche strategische Rolle spielen diese?
Han-Alexander Pothoven: Eine sehr große. Unser Anspruch ist, neue Technologien nicht nur umzusetzen, sondern auch eigene IP zu schaffen. Wir lizenzieren diese an Partner, entwickeln Prozesse zur Serienreife und vermeiden so, in Konkurrenz zu klassischen Glasherstellern zu treten. Das sichert uns eine einzigartige Marktposition.
Wirtschaftsforum: Welche Bedeutung hat dabei der internationale Markt?
Han-Alexander Pothoven: Der internationale Markt ist für uns immens wichtig. Unsere Kunden kommen aus ganz Europa, zunehmend aber auch aus China und den USA. Gerade der US-Markt ist für uns spannend – dort gibt es viel Kapital und eine große Offenheit für Innovation. Der Fokus liegt bei uns klar auf dem Premium- und Hypercar-Bereich. Dort geht es nicht um Stückzahlen, sondern um Qualität, Tempo und Flexibilität.
Wirtschaftsforum: DK scheint sehr eng mit den Designabteilungen der OEMs zusammenzuarbeiten.
Han-Alexander Pothoven: Richtig. Wir bekommen oft die ersten Ideen der Designstudios auf den Tisch. Dann evaluieren wir: Was ist technisch machbar, was braucht Entwicklung? So entstehen echte Innovationen – von Glas mit integrierten Leuchtelementen bis zu verformbaren schaltbaren Folien. Das ist unsere Stärke: Wir verbinden Kreativität mit technischer Umsetzungsfähigkeit.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie die Unternehmenskultur bei DK beschreiben?
Han-Alexander Pothoven: Flach, direkt, lösungsorientiert. Wir setzen auf Verantwortung und Eigeninitiative. Jeder hier weiß, was sein Beitrag bedeutet. Ich sage oft: „So wie das Material, mit dem wir täglich arbeiten, sind auch wir als Unternehmen: transparent, belastbar und effizient.“ Diese Haltung macht uns erfolgreich.
Wirtschaftsforum: Und wie soll die Zukunft aussehen?
Han-Alexander Pothoven: Wir wollen in den nächsten Jahren personell wachsen, unsere Patente weiterentwickeln und mit Partnern in die Serienproduktion gehen – aber ohne unser Profil zu verlieren. Unser Ziel ist kein Massenmarkt, sondern ein klar umrissenes Premiumsegment, in dem wir international Maßstäbe setzen.










