Mit Innovationen hoch hinaus
Interview mit Christoph Nielacny, Geschäftsführer der Fleck GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Nielacny, seit wann existiert die Firma Fleck?
Christoph Nielacny: Fleck wurde 1957 von Oskar Fleck gegründet. Er war Unternehmer und Innovator im Bereich Kunststofffertigung und hat den Bedachungsbereich als Marktnische entdeckt. Er hat erste Lüfter aus Hart-PVC entwickelt. Seit seinem Tod 2017 halten seine beiden Söhne das Unternehmen gemeinsam mit ihrer Mutter. Sie sind aber nicht operativ tätig. Seit 2019 bin ich als Geschäftsführer im Unternehmen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich Fleck in dieser Zeit entwickelt?
Christoph Nielacny: Die Firma ist im Bereich Steil- und Flachdachkomponenten innovationsgetrieben gewachsen, hat immer neue Produkte entwickelt und sukzessive den Vertrieb ausgeweitet. Wir sind auch regional expandiert. Heute haben wir zwei Standorte in Datteln und Oer-Erkenschwick und beschäftigen 70 Mitarbeiter. Im Bereich Steildach stehen wir am Markt an guter zweiter Stelle, im Bereich Flachdach im Mittelfeld.
Fleck ist bundesweit tätig, wobei wir in den vergangenen Jahren verstärkt im Süden präsent waren. Seit 1,5 Jahren haben wir einen Handelsvertreter in Österreich, ein weiterer Mitarbeiter ist für die Benelux-Länder zuständig.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte stellen Sie im Einzelnen her?
Christoph Nielacny: Wir entwickeln Zubehör für Steil- und Flachdächer sowie Photovoltaik, darüber hinaus Universal- und sonstiges Zubehör. Am wichtigsten sind die Lüfter, zum Beispiel für motorisch betriebene Lüftungen wie Dunstabzugshauben oder Sanitärrohre. Wir kaufen Platten und Granulat ein und fertigen daraus im Tiefzieh- oder Spritzgussverfahren die Teile, die wir in allen Varianten und Farben anbieten. Solaranlagen erleben gerade wieder einen Boom. Für sie stellen wir Solarträgerpfannen und -durchgangspfannen her. Verwendet werden unsere Produkte von Dachdeckern, Klempnern und Zimmerern. Wir verkaufen aber über den Baustoffhandel.
Wirtschaftsforum: Mit welchen Produkten hebt sich Fleck im Wettbewerb ab?
Christoph Nielacny: Unser Flachdachlüftersystem ist eine Vier-in-eins, also eine ganzheitliche Lösung. Damit sparen Verarbeiter und Händler Lagerplatz. Der Sani Extra-Lüfter hat eine besonders gefällige Form, während andere Lüfter unschön aus dem Dach herausragen. Im Bereich Steildach können wir Produkte individuell für jede Farbe und Dachform fertigen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt für Sie das Thema Nachhaltigkeit?
Christoph Nielacny: Sie wird als Trend kommen und ist bei großen Baustoffhandelskooperationen bereits Thema. Das ist aber alles noch im Aufbau. Bisher gibt es wenige standardisierte Regelungen. Wir haben bereits einen hohen Recycling-Anteil. Gerade führen wir mit ECO FORM EASY ein Ersatzprodukt für Walzblei-Produkte in den Markt ein. Es wird aus alten Autoglas-Scheiben hergestellt. In ihnen befinden sich Verbundglas-Folien, die Leadax, der Hersteller des Produkts, nutzt.
Wirtschaftsforum: Wie sehr trifft Sie der Fachkräftemangel?
Christoph Nielacny: Er ist wirklich exorbitant. Wir bilden selbst aus, aber in diesem Jahr haben wir keine Auszubildenden gefunden. Als Arbeitgeber bieten wir ein gutes Umfeld mit dem Spirit eines Familienunternehmens.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die aktuelle Lage angesichts der weltweiten Krisen?
Christoph Nielacny: Covid hat den Baumarkt kaum tangiert, der Do-it-yourself-Bereich ist sogar gewachsen. Das war in unserem Spezialsegment nicht so. Lieferketten und Rohstoffpreise bereiten uns Probleme. Wir benötigen PVC in Platten- und Granulatform; hier ist der Index der Preisentwicklung um 200% gestiegen. Die Lieferzeiten konnten wir aber immer halten. Jetzt setzt im Baubereich eine Zurückhaltung ein. Es gibt keine Planungssicherheit mehr. Das Zinsniveau und die Inflation werden uns 2023 beschäftigen. Noch sind unsere Bücher voll.
Wirtschaftsforum: Welche Pläne und Strategien haben Sie für die Zukunft?
Christoph Nielacny: Wir führen gerade Lean Production ein, um unsere Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Langfristig möchten wir im Flachdachbereich aus dem Mittelfeld an Nummer 2 vorrücken. Im Steildachbereich wollen wir unsere marktführende Position behaupten. Unser Ziel ist, solide und profitabel zu wachsen. Wir haben eine dreidimensionale Wachstumsstrategie, die gerichtet ist auf Internationalisierung, die Bereinigung von weißen Flecken in Deutschland und Produktinnovationen.