Digitale Innovation in der Pflege

Interview mit Dieter Weißhaar, CEO der myneva Group GmbH

Seit über 50 Jahren treibt die myneva Group GmbH die Digitalisierung in der Pflege voran. Mit inzwischen über 6.300 Kunden und 360 Mitarbeitern in sieben europäischen Ländern bietet das Unternehmen Softwarelösungen für Altenpflege, Behindertenhilfe, Jugend- und Sozialhilfe sowie weitere soziale Einrichtungen an. Ein zentrales Anliegen ist es, Pflegekräften eine Stunde pro Schicht an bürokratischem Aufwand zu ersparen. Laut CEO Dieter Weißhaar sei man diesem Ziel mit aktuell 52 Minuten bereits sehr nahe. Ein Schlüssel zur Effizienzsteigerung ist der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). „Wir haben Spracherkennung mit KI eingeführt, die es Pflegekräften ermöglicht, Dokumentationen per Spracheingabe zu erstellen. Dadurch sparen sie Zeit, haben die Hände frei und können sich besser um die Klienten kümmern“, erklärt Dieter Weißhaar. Auch Sensorik in Pflegezimmern, die Stürze erkennen oder Vitalwerte messen kann, trägt zur Entlastung des Personals bei. Neben der technischen Innovation sieht der CEO die Notwendigkeit, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten: „Stress und Bürokratie sind Hauptgründe, warum Menschen die Pflege verlassen. Wir setzen alles daran, diese Belastungen durch Digitalisierung zu minimieren.“

Wachstum mit gesellschaftlicher Verantwortung

Die myneva Group wächst kontinuierlich – sowohl durch organische Expansion als auch durch strategische Übernahmen. Kürzlich wurde mit der DM EDV GmbH ein weiteres Unternehmen übernommen, wodurch 1.500 neue Kunden hinzugewonnen wurden. In Österreich und den Niederlanden ist myneva bereits Marktführer, und auch in Deutschland gehört das Unternehmen zu den Top-3-Anbietern im Bereich Pflegesoftware. Die Expansionsstrategie ist dabei kein Selbstzweck, sondern folgt einer klaren Vision. „Wir wollen die Digitalisierung der Pflege in Europa vorantreiben und dadurch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen“, betont Dieter Weißhaar. Die Investoren von myneva, darunter das auf nachhaltige und gesellschaftlich relevante Geschäftsmodelle spezialisierte Unternehmen Summa Equity, teilen diese Werte.
Ein weiteres Zukunftsthema ist die stärkere Einbindung von Angehörigen in den Pflegeprozess. Mit einer speziellen App ermöglicht myneva es Familienmitgliedern, wichtige Informationen über ihre Angehörigen einzusehen und mit Pflegeeinrichtungen zu kommunizieren. Dies reduziert Rückfragen und Unterbrechungen im Pflegealltag und sorgt für mehr Transparenz. Trotz aller Fortschritte sieht Dieter Weißhaar Handlungsbedarf auf politischer Ebene. Er fordert eine Entbürokratisierung der Pflege, eine faire finanzielle Ausstattung der Einrichtungen und gezielte Fördermaßnahmen für die Digitalisierung: „Wir könnten in Europa Vorreiter in der digitalen Pflege sein, wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.“

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