Schalten und Verwalten mit System(en)
Interview mit Dipl.-Ing. Heiko Koschmieder, Geschäftsführer der FEAG Sangerhausen GmbH

Schon zu DDR-Zeiten wurden in Sangerhausen Schaltanlagen gefertigt. Die heutige FEAG Sangerhausen war seinerzeit noch Teil eines Kombinats. 1990 wurde dieser Bereich in den Siemens-Konzern eingegliedert. Seit 1998 agiert sie als eigenständiges Unternehmen am Markt. Mit dem Wachstum vergrößerte man sich auch räumlich; die Firma wurde sukzessive erweitert.
„Produkte und Portfolio haben wir ständig weiterentwickelt. Angefangen mit Niederspannung haben wir uns dann mit Mittelspannung und schließlich auch mit Digitalisierungslösungen befasst“, erzählt Dipl.-Ing. Heiko Koschmieder, der seit 2010 Geschäftsführer ist und zuvor bereits von 1996 bis 1998 im Unternehmen tätig war. Heute beschäftigt die FEAG rund 200 Mitarbeiter.
Hohe Wertschöpfung
In einem Markt mit vielen Wettbewerbern zeichnet sich die FEAG insbesondere durch eine hohe Wertschöpfungstiefe aus. „Wir stellen zum Beispiel Blech- und Kupferteile selbst her. Das gibt uns Flexibilität bei den Produkten und innerhalb der Projekte“, so Heiko Koschmieder. In den Bereichen Nieder- und Mittelspannung baut der Mittelständler zum großen Teil Produkte für die Industrie. Sie werden zur Energieversorgung dort eingesetzt, wo eine hohe Verfügbarkeit wichtig ist, etwa in der chemischen Industrie, im Automotivebereich, in Stahlwerken oder Raffinerien.
In Kraftwerken werden Generator-Schaltanlagen eingesetzt. Eine weitere Stärke sind Sonderprodukte und die Weiterentwicklung von Produkten. Das Thema Energieversorgung wird immer wichtiger, so der Geschäftsführer: „Für den anstehenden Netzumbau und den Umbau von Versorgungslösungen werden Schaltanlagen benötigt. Diese werden immer intelligenter. Mit unseren digitalen Anlagen sind wir hier gut aufgestellt.“
Riesige Mengen an Strom werden auch für die E-Mobilität benötigt. „Auch hier müssen Netze errichtet und erneuert werden“, sagt Heiko Koschmieder. Für seine Schaltanlagen hat das Unternehmen Digitalisierungslösungen entwickelt, die in Richtung Predictive Maintenance gehen, berichtet er weiter. „Es geht dabei auch um Energiemanagement und -überwachung und darum, Daten transparent zu machen. Wir stellen über die Cloud Auswertungen zur Verfügung.“
Guter Ruf als Arbeitgeber
Energiemanagement ist ein Aspekt, den die FEAG im Hinblick auf eine nachhaltige Unternehmensführung auch im eigenen Haus ernst nimmt. Darüber hinaus setzt man auf E-Mobilität, nutzt Photovoltaik und LED-Technologie. Die Mitarbeiter können Diensträder leasen. Und nicht zuletzt achtet das Unternehmen auf den nachhaltigen Einsatz von Ressourcen und Mülltrennung. Alle Bestandteile der Schaltanlagen sind recyclingfähig.
Der Unternehmenserfolg gründet sich vor allem auf enge und vertrauensvolle Kundenbeziehungen sowie Ehrlichkeit und Transparenz, betont Heiko Koschmieder und sagt: „Diese Kultur leben wir im Unternehmen vor.“ Um gemeinsam erfolgreich zu sein, bedarf es motivierter Mitarbeiter. Diese sucht und findet die FEAG seit längerem auch im Ausland. „Dort rekrutieren wir vor allem Hochschulabsolventen. Der Fachkräftemangel ist seit Jahren ein Thema, zumal wir uns in einer eher strukturschwachen Gegend befinden“, so der Geschäftsführer. Kooperationen mit Schulen sollen die Situation verbessern.
Auf seinen guten Ruf als Arbeitgeber kann sich das Unternehmen indes verlassen, wie eine Befragung vor zwei Jahren ergab. Als größtes Industrieunternehmen in Sangerhausen bietet die FEAG moderne Arbeitsplätze und ein gutes Betriebsklima. Für 2022 stehen weitere Investitionen in Maschinen und Logistik sowie Innovationen auf dem Programm – wobei die aktuelle Problematik der Materialverfügbarkeit anhalten wird, so die Überzeugung von Heiko Koschmieder.