Es gibt keine Formel für emotionales Design
Interview mit Henrik Fisker, Unternehmer, Designer und Visionär

Wirtschaftsforum: Was ist der einfachste Weg ewigen Bedenkenträgern Paroli zu bieten?
Henrik Fisker: Einfach mit dem weitermachen, was man macht und sie ignorieren. Wenn Bedenkenträger Ihnen sagen, dass Sie eine Geschäftsidee sein lassen sollten, dann ziehen Sie diese in jedem Fall durch! Höchstwahrscheinlich ist es fantastische Idee, vor der die Anderen einfach Angst haben.
Wirtschaftsforum: Eines der zahlreichen Automobilprojekte an denen Sie arbeiten ist der EMotion, ein Elektrofahrzeug mit einer Reichweite von 400 Meilen in der höheren Preisklasse. Könnte die Technologie auf welcher der Wagen basiert künftig auch für Produkte im niedrigeren und mittleren Preissegment verfügbar werden?
Henrik Fisker: Ja. Das ist genau der Punkt – etwas zu erfinden und neue Technologie früh in teure Autos einzubauen, um die Produktion mit höherem Volumen zum Laufen zu bringen, was wiederum niedrigere Herstellungskosten mit sich bringt. Genauso waren Flachbildfernseher zunächst teuer und nun sind sie günstige Massenprodukte. Unsere Technologie nutzt kosteneffizientere Materialen als die traditionellen Lithium-Ionen-Akkus und dementsprechend werden sie um die Hälfte günstiger sein. Eigentlich könnten wir sogar eine Reichweite von 750 Meilen (1.200 km) mit unserem Fisker EMotion erreichen, wenn wir unsere Solid State Batterientechnologie benutzen würden – die wir womöglich anbieten, „einfach, weil wir es können“.

„Wenn Bedenkenträger Ihnen sagen, dass Sie eine Geschäftsidee sein lassen sollten, dann ziehen Sie diese in jedem Fall durch! Höchstwahrscheinlich ist es fantastische Idee, vor der die Anderen einfach Angst haben.“ Henrik Fisker
Wirtschaftsforum: Sie sagten einmal, dass die Herstellung einer Handvoll von innovativen Autos relativ einfach sei, aber wenn es in die Tausende geht, seien die etablierten Hersteller kaum zu schlagen. Warum sind die Herausforderungen um die Skalierbarkeit ausgerechnet in der Automobilindustrie so groß?
Henrik Fisker: Die etablierten Autohersteller hatten Jahrzehnte, um die Produktion von hohen Stückzahlen bei Autos zu perfektionieren. Sie sind wie gut geschmierte Maschinen, die einfach laufen. Wir, die neuen Hersteller, sollten das nicht unterschätzen. Das ist warum wir uns bei Fisker Inc. dazu entschieden haben, mit großen OEM zusammenzugehen und unsere Solid State Technologie sowie unsere unabhängige trendige Automarke mit ihnen im Austausch für Einblicke in die Massenproduktion von elektrischen Fahrzeugen zu teilen. Es ist eine Win-Win- Situation.
Wirtschaftsforum: In Ihrem TEDx-talk, analysierten Sie, dass Autos in den letzten Jahrzehnten zu einem reinen Gebrauchsgegenstand geworden sind und nicht mehr so viel Spaß machen wie in Ihrer Jugend. Wie können Autos wieder Spaß machen – und wie könnten Autohersteller das erreichen?
Henrik Fisker: Wenn Autos ausschließlich Gebrauchsgegenstände sind, verliert man gegen den, der sie am billigsten produzieren kann. Der Weg in das Herz des Konsumenten geht über ein emotionales Design und eine fesselnde Nutzererfahrung. Wenn man emotional kauft, ist man weniger preisempfindlich. Bei Fisker schaffen wir emotionale Designs und Kundenerlebnisse, und so heben wir uns als Marke von der Masse der risikoaversen Marken ab. Zum Glück gibt es keine Formel für emotionales Design. Das ist in meiner DNA.
„Der Weg in das Herz des Konsumenten geht über ein emotionales Design und eine fesselnde Nutzererfahrung.“ Henrik Fisker

Wirtschaftsforum: Ihre geschäftlichen Tätigkeiten sind nicht nur auf die Automobilindustrie beschränkt. Sie designen Kleidung, Uhren, Yachten und vieles mehr. Verstehen Sie sich selbst als Unternehmer im klassischen Sinne?
Henrik Fisker: Ich wüsste nicht wie man einen Unternehmer im klassischen Sinne definieren sollte. Ich glaube einfach daran, begehrenswerte Produkte zu machen, die Menschen haben möchten. Fisker Inc. ist mein Vollzeitjob und ich werde alles dafür tun, um Fisker Inc. zu der aufregendsten und erfolgreichsten Elektromobilitätsfirma in der Welt zu machen. Alles andere ist Hobby! Und mein Hobby ist dort, wo ich die letzten Stunden an einem Sonntagabend nach einer Siebentagewoche verbringe.

„Die Realität ist: In Amerika geht es darum, ein künftiges Risiko einzugehen und fantastische Gewinne zu erzielen.“ Henrik Fisker
Wirtschaftsforum: Wie viele Innovatoren, entschieden Sie sich an einem Punkt in Ihrer Karriere von Europa in die USA zu ziehen und dort Ihre Projekte zu verfolgen. Was hat die USA im Vergleich zu Europa, dass die innovative Köpfe anzieht?
Henrik Fisker: Wenn Sie in Europa in ein Investmentbüro gehen und sagen: „Ich möchte eine Firma für E-Autos schaffen, die mit den traditionellen Herstellern mithalten kann“, dann wird die Antwort lauten: „Das ist nicht möglich. Sie sind schon seit 100 Jahren im Geschäft und haben eine entsprechend alte Marke.“ Wenn Sie das gleiche in Amerika sagen, wird die Antwort sein: „Wow, das ist eine aufregende Möglichkeit in einen neuen Markt einzusteigen, in dem Menschen nach neuen Marken mit neuer Technologie Ausschau halten. Wenn Sie die Etablierten schlagen, werden Sie umso wertvoller sein“!
Die Realität ist: In Amerika geht es darum, ein künftiges Risiko einzugehen und fantastische Gewinne zu erzielen. In Europa geht es darum, wertvolle Geschichte zu schützen und vor Risiken Abstand zu nehmen. Beides an sich ist nicht schlecht. Ich liebe historische Marken und alte historische Gebäude. Aber ich bin im „Geschäft mit der Zukunft“.
Interview: Julian Miller, Photos: www.fiskerinc.com