Eine Manufaktur macht Wind

Interview mit Karsten Porm, Geschäftsführer eno energy Gruppe

Wirtschaftsforum: Herr Porm, Sie sind Gründer und Geschäftsführer der eno energy Gruppe und kennen das Unternehmen damit aus dem Effeff. Wie würden Sie die Kernkompetenz kurz beschreiben?

Karsten Porm: eno energy ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen, das sich auf Windenergieanlagen mit Nennleistungen von 2,0 bis 6,0 MW und Rotordurchmessern von 82 bis 160 Metern für den Onshore-Bereich konzentriert.

Wirtschaftsforum: Das Unternehmen hat 250 Mitarbeiter und ist mit Standorten in Rerik, Rostock, Dresden, Schweden und Frankreich präsent. In Deutschland gibt es zudem mehrere Servicestützpunkte für Maschinenwartungen. Wie haben Sie diese dynamische Entwicklung selber erlebt?

Karsten Porm: Wir sind seit über 20 Jahren auf dem Markt und haben uns in den Anfangsjahren auf reine Planungsservices konzentriert, bevor wir in die Herstellung gegangen sind. Ich selber komme aus dem Maschinenbau und war von Anfang an mit großem Enthusiasmus bei der Sache; das war schon im Studium so. Die Herstellung großer, komplexer Maschinen hat mich immer gereizt. Turbinen so zu bauen, wie ich es möchte – das macht mir extrem viel Spaß. Ich habe zunächst als Angestellter gearbeitet, bevor ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe. Bis 2018 war ich in sämtliche operative Details involviert; dann habe ich mir eine Auszeit genommen und mich zu Hause um unseren Nachwuchs gekümmert. Es war eine besondere, schöne Zeit, aus wirtschaftlicher Perspektive war es allerdings gut, dass ich 2020 wieder in die operative Geschäftsführung eingestiegen bin. Heute bin ich deutlich weniger operativ tätig, sondern richte meinen Fokus klar auf strategische Aufgaben. Ich gebe die Richtung für die nächsten zwölf Monate vor und sehe mich als Problemlöser. Nach 30 Jahren in der Branche habe ich dafür die notwendige Erfahrung.

Wirtschaftsforum: Was sind für Sie zentrale Herausforderungen der Branche?

Karsten Porm: Nachdem coronabedingt eine schwierige Zeit hinter uns liegt, sehen wir jetzt wieder optimistisch nach vorn. Die politischen Rahmenbedingungen haben sich auf Bundesebene deutlich verbessert. Wir hatten mit Materialbeschaffungen Probleme, sehen aber jetzt bei Genehmigungen wieder einen hohen Zulauf. Für uns als inhabergeführten Hersteller sieht der Markt gut aus; im Sondermaschinenbau gibt es fast nur noch uns.

Wirtschaftsforum: Das heißt, individuelle Lösungen sind ein Alleinstellungsmerkmal von eno energy?

Karsten Porm: Ja, aber es gibt darüber hinaus weitere. Unsere Maschinen sind anders als andere. Sie sind qualitativ hochwertiger und konzipiert für den langlebigen Einsatz. Dass wir im Gegensatz zu allen großen Herstellern in 13 Jahren keinen einzigen Serienschaden hatten, spricht für die außergewöhnliche Qualität. Wir sind nicht am Verkauf maximaler Stückzahlen interessiert, sondern agieren auf einem Markt mit kleineren Stückzahlen. Sonderbauten, die auf Langlebigkeit ausgerichtet sind, sind unser Markenzeichen. Eno energy ist der Inbegriff für Quality made in Germany und bietet Kunden individuelle Lösungen. Mit 250 Mitarbeitern sind wir fast wie eine kleine Manufaktur.

Wirtschaftsforum: Wer gehört zur Zielgruppe der Windenergieanlagen?

Karsten Porm: Wir arbeiten für schlüsselfertige Windparks, die dann an Investoren verkauft werden. Die NEAG Norddeutsche Energie AG ist beispielsweise eine große Säule. Letztlich haben wir Kunden in ganz Europa; kleine, kommunale Energieversorger unterschiedlicher Art. Ein zweiter Absatzkanal ist der Vertrieb von Maschinen an Planer.

Wirtschaftsforum: Gibt es konkrete Pläne für die Zukunft?

Karsten Porm: Im nächsten Sommer werden wir die 6 Megawatt Plattform einführen, was ein wichtiger Meilenstein ist. Da wir davon ausgehen, uns in den kommenden Jahren stabil weiterzuentwickeln, würden wir gerne noch mehr Mitarbeiter einstellen. Gute Servicemonteure zum Beispiel, aber auch Mitarbeiter für administrative Aufgaben.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet eno energy als Arbeitgeber aus?

Karsten Porm: Wir unterstützen und fördern unsere Mitarbeiter in unterschiedlichsten Bereichen; wenn es um die Bezahlung von Kitas geht, Weiterbildungen, berufsbegleitende Studien, E-Mobility-Konzepte oder Tickets für den ÖPNV. Viele Mitarbeiter sind nicht allein Kollegen, sondern Freunde. Dieses freundschaftliche Miteinander prägt das Arbeitsklima und wird als sehr positiv empfunden. Nicht zuletzt ist es eine gute Basis, um das Unternehmen weiter nach vorn zu bringen, das heißt, unsere Position als Mittelständler weiter zu festigen. Meiner Meinung nach stellt die neue Regierungskoalition für unsere Branche eine sehr gute Grundlage dar. Die Rahmenbedingungen in Deutschland und der DACH-Region werden sich weiter verbessern. Wichtige Impulse für uns und die gesamte Branche wäre die Bereitstellung von mehr Flächen sowie kürzere Genehmigungsverfahren. Windparks sind nicht unumstritten; es gibt Befürworter und Widerstände. Ich hoffe, Entscheidungsträger legen sich ein dickes grünes Fell an, um standhaft zu bleiben und nicht vom Weg abzukommen.

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