Sauerländer, die für regenerative Energien brennen
Interview mit Jens Kater, Geschäftsführer der Enertech GmbH


Wärmepumpen arbeiten wie ein Kühlschrank. Nur umgekehrt. Sie holen Energie aus der Luft, dem Erdreich oder Wasser zum Heizen. Giersch kennt sich mit dem System bestens aus. Aber nicht allein damit. Mit der Wasserstofftechnologie setzt das Unternehmen auf ein zweites, wegweisendes Standbein im Bereich der regenerativen Energie.
Der Zukunft entgegen
Giersch wurde 1951 gegründet und ist seit 2017 Teil der schwedischen Nibe-Gruppe. „Giersch war eine traditionelle Brennermarke und kam durch den Verbund in Enertech zu Nibe“, erklärt Jens Kater, der vor 3,5 Jahren als Geschäftsführer ins Unternehmen kam, um dieses in Richtung regenerative Energien aufzustellen. „Als international agierendes Unternehmen, das rund 150 Firmen unter seinem Dach vereint, hat Nibe 20.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 3,5 Milliarden EUR und konnte sich als größter Wärmepumpenhersteller Europas positionieren. Nibe will Innovationen, das kommt uns zugute.“
Von Öl und Gas zu Wasserstoff
Giersch hat sich in der Vergangenheit mit technisch ausgereiften Öl-, Gas- und Kombibrennern einen Namen gemacht und rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und reagiert. Traditionelle Brenner rücken immer mehr in den Hintergrund. „Obwohl die Brennertechnologie noch nicht tot ist“, wie Jens Kater sagt, „ist heute die Verbrennung von Wasserstoff in aller Munde. Wir haben diese Entwicklung früh erkannt und Brenner entwickelt, die 100% Wasserstoff verbrennen. Die Idee ist, Gasbrenner zu Wasserstoffbrennern umzubauen; damit wären wir international einer der wenigen Hersteller dieser Größenordnung. Ab 2030 soll ein großer Anteil an Wasserstoff in das Erdgasnetz eingespeist werden; so will es die Bundesregierung. Wir sind dafür schon heute bereit. Die Herausforderung bei der Entwicklung der Brenner ist, dass Wasserstoffmoleküle sehr viel kleiner als Erdgasmoleküle und deshalb schwieriger zu händeln sind. Sämtliche Armaturen sind auf Erdgas eingestellt. Wir haben Brenner entwickelt, die absolut zuverlässig arbeiten, sowie die dazu passenden Kessel. Für Prototypen arbeiten wir im Bereich von 50 kW. Noch sind wir im Forschungsmodus; wir haben nicht die Armaturen entwickelt, sondern fügen die Komponenten zu einem Brenner zusammen und verbrennen den Wasserstoff, den wir noch nicht haben. Noch nicht.“
Das richtige Produkt zur richtigen Zeit
Neben der Wasserstofftechnologie bilden Hochtemperaturwärmepumpen ein weiteres zukunftsorientiertes Aufgabenfeld. „Für Wärmepumpen sehen wir in der Bestandssanierung deutlich mehr Potenzial als im Neubau; zumindest, wenn man ernsthaft CO2 einsparen will“, resümiert Jens Kater. „Wir haben deshalb Konzepte wie Duo-Hybrid entwickelt, ein System, das die Sanierung mit regenerativen Energien möglich macht, ohne wesentlich Substanz verändern zu müssen. Bislang dachte man, das sei nicht möglich; wir zeigen, dass es möglich ist.“
Mit Duo-Hybrid wendet sich Giersch an große Wohnungsbaugesellschaften, Stadtwerke und Kontraktoren; die Nachfrage ist immens. „Wir sind genau im richtigen Moment startklar“, betont Jens Kater. „Die Herstellung von Wärmepumpen läuft gerade an, aber eher als eine Art Manufaktur. Große Stückzahlen vertreiben wir über die ebenfalls zu Enertech gehörende CTC.“
Auch wenn Giersch einen Schritt weiter als der Wettbewerb ist, hat das Unternehmen mit Lieferschwierigkeiten zu tun und kann die immense Nachfrage nicht erfüllen. Lieferzeiten von 40 Wochen sind momentan Standard – bei Wettbewerbern liegen diese bei 55 und mehr Wochen. Eine unbefriedigende Situation. „In dem Wort ‘Unternehmer’ steckt ‘unternehmen’“, sagt Jens Kater. „Man muss etwas bewegen, aktiv sein, neu denken; genau das tun wir. Wenn man in das europäische Ausland schaut, sieht man, dass die Problematik nicht überall gleich gelagert ist. In Osteuropa gibt es gute Hersteller mit Kapazitäten. Dort muss man neue Lieferketten aufbauen.“
Dem Markt voraus
Mit diesen zwei Standbeinen hat sich Giersch klar positioniert und blickt gespannt nach vorn. 80 Mitarbeiter sind für das Unternehmen tätig, davon 70 am Standort Hemer, der Rest in Niederlassungen in Hamburg und München. Giersch ist deutschlandweit aktiv und hat gute Beziehungen zu Österreich und in die Schweiz. Auch wenn nur dort regenerative Energiekonzepte eingesetzt werden, gibt es ein weltweites Vertriebsnetz.
„In Ländern wie Ägypten oder Usbekistan dominieren nach wie vor traditionelle Brenner“, so Jens Kater. „Deshalb geht es im nächsten Schritt darum, die alternative Technologie auch in diese Länder zu tragen. In Deutschland werden wir die Brennertechnologie auf null zurückfahren und nur noch regenerativ unterwegs sein. Wir agieren in einer absoluten Wachstumsbranche und sind davon überzeugt, in fünf Jahren zu den Topfirmen Deutschlands zu zählen. Unterstützt werden wir dabei von einer Gruppe, die Innovationen stark fördert. Zudem sind wir davon überzeugt, dass es in Zukunft nicht die eine Lösung für die Energieerzeugung geben wird, sondern einen Mix aus Wasserstofftechnologie, Wind und Solar. Als kleines, hochinnovatives Unternehmen bereiten wir uns konsequent auf die Umstellung auf regenerative Energie vor, treiben Innovationen voran, damit sie dann einsatzbereit sind, wenn der Markt so weit ist.“