Nachhaltig in die kupferne Zukunft

Interview mit Paul Gustavsson, CEO der Elcowire Group AB

Wirtschaftsforum: Herr Gustavsson, was können Sie uns über die Entstehung der Elcowire Group erzählen?

Paul Gustavsson: Das Unternehmen hat alte Wurzeln. Es begann damit, dass zwei Firmen als interne Zulieferer für Kupfer in den ABB-Konzern integriert wurden. In den 1990er-Jahren hat ABB seine Strategie geändert. Eine private, familiengeführte Investmentgruppe hat uns daraufhin 2007 übernommen. So wurden wir vom Inhouse-Zulieferer zum Anbieter auf dem externen Markt, insbesondere im Bereich Energie und Infrastruktur. Durch eine Akquisition 2019 wurden wir zum führenden Player im Bereich Oberleitungen bei Eisenbahnlösungen. Auch im Hochspannungsgeschäft haben wir uns gut entwickelt. Wir sind jetzt ein marktgerechtes und kundenorientiertes Unternehmen und in vier Geschäftseinheiten unterteilt.

Wirtschaftsforum: Welche Bereiche sind das?

Paul Gustavsson: Es handelt sich um die Business Units Gießdraht, wo wir Halbfertigprodukte fertigen, Hochspannung, Specials und Eisenbahn. Alle sind gleich wichtig. Gießdraht ist eine Plattform. Die Produkte sind Massenartikel. Wir sind besonders gut in Anwendungen für aktive Kabel mit über 50 Netzprodukten. Unsere Kunden schätzen dabei unsere Flexibilität, die kurzen Lieferzeiten und die Qualität. Im Geschäftsfeld Hochspannung beliefern wir unter anderem den weltgrößten Offshore-Windpark Dogger Bank in Großbritannien mit unserem Kupfer. Der Bereich Specials beinhaltet Produkte mit guter Leitfähigkeit und vielen unterschiedlichen Legierungen. Bei Elektroautos werden zum Beispiel im Unterschied zu Verbrenner-Fahrzeugen unterschiedliche Typen von Kabeln benötigt. Meistens werden technische Lösungen und keine Standardprodukte benötigt. Mit der Geschäftseinheit Eisenbahn sind wir vor allem in Europa, aber auch in vielen anderen Ländern tätig. Bisher sind noch nicht einmal 50% der Eisenbahnen elektrifiziert.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Elcowire?

Paul Gustavsson: Das wird ein wichtiges Thema. Die Agenda 2030 und die Ziele der EU beeinflussen diesen Bereich auf unterschiedliche Art und Weise: zum einen im Hinblick auf die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen, zum anderen auf unsere Prozesse, Rohstoffe und Materialien. Wir haben bereits Kupfer entwickelt, das weniger als die Hälfte der üblichen Kohlendioxidemissionen erzeugt.

Wirtschaftsforum: Inwiefern beschäftigt Sie das Thema Digitalisierung?

Paul Gustavsson: In der gesamten Lieferkette bewegen wir uns in Richtung Industrie 4.0. Außerdem benötigen Datenzentren viel Energie und damit viel Kupfer.

Wirtschaftsforum: Was macht Kupfer so besonders?

Paul Gustavsson: Kupfer hat eine starke Außenschicht. Es ist das beste Material für elektrische Konduktivität. Wir erleben gerade einen Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energien. Kupfer ist ein wichtiges Material für die E-Mobilität, die Verbindung von Energiequellen mit den Stationen und die Digitalisierung.

Wirtschaftsforum: Was, würden Sie sagen, zeichnet Elcowire besonders aus?

Paul Gustavsson: Wir sind eine einzigartige schwedisch-deutsche Kombination: Wir vereinen schwedische Offenheit und Flexibilität mit deutscher Ingenieurwissenschaft und dem Sinn für Detail und Qualität. Auf dem Kupfermarkt sind wir vom Umsatz her ein ziemlich kleines Unternehmen, aber mit unseren Business Units und Bereichen gehören wir zu den Führenden. Ein Grund für den Erfolg ist, dass die Eigentümerfamilie der Investmentgesellschaft in das Unternehmen investiert und uns wachsen lässt. Sie handelt mit Weitblick und trifft keine kurzfristigen oder panischen Entscheidungen. Wir entwickeln uns in unserem eigenen Tempo.

Wirtschaftsforum: Die Corona-Krise hat viele Unternehmen hart getroffen. Wie ist es bei Ihnen?

Paul Gustavsson: Wir sind uns 2020 über Risiken bewusst geworden, die wir zuvorr nicht vorhergesehen haben. Aber wir haben uns 2019 bereits auf die Krise vorbereitet, ohne es zu wissen. Deshalb sind wir stärker aus dieser Zeit herausgekommen als aus den Jahren zuvor. Wir beschäftigen derzeit rund 200 Mitarbeiter und generieren einen Jahresumsatz von 700 Millionen EUR. Auch 2021 werden wir uns in unserem Tempo weiterentwickeln. Wir haben dafür 2019 einiges in Gang gesetzt. Die Strategien unserer Geschäftsbereiche werden schneller umgesetzt, denn die gesamte Industrie lässt ein Wachstum im Kupfermarkt erkennen; das ist ein wichtiger positiver Trend. Dieses Jahr wird besser werden als das letzte.

Wirtschaftsforum: Sind Sie stark vom Fachkräftemangel betroffen?

Paul Gustavsson: Ja, es ist eine Herausforderung, gute Leute zu gewinnen. Wir haben einen hohen Altersdurchschnitt; die Mitarbeiter bleiben oft 30 bis 40 Jahre bei uns. Wir planen sorgfältig, wie wir das Know-how in die nächste Generation transferieren.

Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für die Elcowire Group?

Paul Gustavsson: Die Vision ist, 2021 der führende Player in jeder Business Unit zu sein. Dafür haben wir noch Hausaufgaben zu machen. Wir wollen außerdem eines der führenden Unternehmen im Bereich schweres nachhaltiges Kupfer sein.

Mehr zum Thema Kunststoff, Metall, Holz & Co.

Premiumküchen. Design. Zukunft!

Interview mit Oliver Barth, Geschäftsführer der Michael Marquardt GmbH & Co. KG

Premiumküchen. Design. Zukunft!

Die Michael Marquardt GmbH & Co. KG plant, gestaltet und liefert hochwertige Premiumküchen, die durch Design, Funktionalität und Präzision überzeugen. Das Unternehmen kombiniert modernste Technik mit umfassender Expertise in der…

Lichtblick: Hightech trifft Nachhaltigkeit

Interview mit Christian Veser, Geschäftsführer der VEMA technische Kunststoffteile GmbH

Lichtblick: Hightech trifft Nachhaltigkeit

In Krauchenwies, unweit des Bodensees, hat die VEMA technische Kunststoffteile GmbH ihren Sitz. Das 65 Mitarbeiter starke Familienunternehmen hat sich unter der Leitung von Geschäftsführer Christian Veser, der sich die…

Durchblick mit Weitblick

Interview mit Thomas Rustige, kaufmännischer Prokurist und Manuel Nicolai, Vertriebsleiter der Gebr. Otto und Heinrich Müller Holzbearbeitung GmbH

Durchblick mit Weitblick

Im Fensterbau geht es heute um weit mehr als nur den Durchblick: Höchste Präzision, nachhaltige Materialien und smarte Technologien bestimmen das Bild. Die Gebr. Otto und Heinrich Müller Holzbearbeitung GmbH…

Spannendes aus der Region Helsingborg

Nordisch, Tonic, gut: Schwedens Natur in der Flasche

Interview mit Marcus Nyberg, Marketing Manager der The Nordic Soda Company AB

Nordisch, Tonic, gut: Schwedens Natur in der Flasche

Wer wissen möchte, wie schwedische Natur schmeckt, greift am besten zu einer Flasche der The Nordic Soda Company AB aus Norrköping, Schweden. Mit ihren Tonics aus natürlichen Zutaten ist das…

Die Welt braucht nicht mehr schwarze Shirts, sondern eine inspirierende Marke

Interview mit Henrik Bunge, CEO der Björn Borg Gruppe

Die Welt braucht nicht mehr schwarze Shirts, sondern eine inspirierende Marke

In den 1970er-Jahren war Björn Börg ein weltbekannter Wimbledon-Champion. Heutzutage wird sein Name allerdings häufiger mit Sportbekleidung und Unterwäsche in Verbindung gebracht. Die Björn Borg Gruppe, viele Jahre nach Borgs…

Konkurrenz ist auf einem neuen Markt immer eine gute Sache

Interview mit Niclas Sandin, CEO von BookBeat

Konkurrenz ist auf einem neuen Markt immer eine gute Sache

Wer dieses Jahr in die Ferien fährt, wird wohl weniger ein Taschenbuch als vielmehr ein mobiles Endgerät im Gepäck haben, mit dem über Streaming-Anbieter ganze Bibliotheken an Literatur zugänglich sind.…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir machen möglich, was andere nicht können“

Interview mit Daniel Moder, Produktionsleiter der K. Moder GmbH

„Wir machen möglich, was andere nicht können“

Präzision, Flexibilität und technologische Innovation prägen die moderne Fertigungs­industrie. Die Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen zu bieten, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Mit ihrem Know-how, ihrer regionalen Verwurzelung und dem Fokus auf…

Metall trifft Innovation: Neue Wege für die Industrie

Interview mit Christian Wiese, Geschäftsführer der Schuhl & Co. GmbH und André Wiegelmann, Geschäftsführer der Schuhl & Co. GmbH

Metall trifft Innovation: Neue Wege für die Industrie

In der Metallverarbeitung sind Präzision, Effizienz und Flexibilität entscheidend. Die Schuhl & Co. GmbH, spezialisiert auf kaltfließgepresste Metallteile, beliefert seit Jahrzehnten die Automobil- und Maschinenbauindustrie mit maßgeschneiderten Lösungen. Die Geschäftsführer…

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Interview mit Christian Assfalg, Geschäftsführer der Assfalg GmbH

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Schwere Lasten so einfach anheben und transportieren wie das Betätigen eines Lichtschalters, ganz ohne mechanische Fixierung: Das können nur Magnete. Die familiengeführte Assfalg GmbH aus Schwäbisch Gmünd ist ein weltweit…

TOP