„Wir wollen, dass der Kunde unsere Stoffe fühlt“

Interview mit Dr. Nina Konjer, Geschäftsführerin der DER STOFF Stoffhandels-GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Dr. Konjer, Sie haben Chemieingenieurwesen studiert und im Anschluss in Zell- und Molekularbiologie promoviert. Eigentlich wäre Ihr Arbeitsfeld doch eher ein Labor, oder?

Dr. Nina Konjer: Tatsächlich hatte ich an einem Punkt keine Freude mehr an Labor und Forschung. Zur selben Zeit hat mein Vater eine Anfrage erhalten, einen Onlineshop für eine Plattform aufzubauen und das empfand ich als eine interessante Herausforderung, bei der ich meine beiden Hobbys Nähen und Fotografieren miteinander kombinieren konnte. Darüber ergab sich mein Einstieg bei DER STOFF.

Wirtschaftsforum: DER STOFF ist einer der größte Stofffilialisten in Deutschland. Warum braucht es Ihrer Meinung nach die Filialen weiterhin?

Dr. Nina Konjer: Es ist nach wie vor so, dass man einen Stoff gern fühlen möchte und das geht nur vor Ort in der Filiale. Ich kann zwar einen Stoff und dessen Eigenschaften wie Gewicht und Dichte beschreiben, aber trotzdem ersetze ich dadurch nicht das haptische Erlebnis in der Filiale. Dazu gehört nicht zuletzt der Service durch unser geschultes Personal, das auch konkrete Fragen der Kunden beantworten kann. Ich würde sogar sagen, dass der Service das Hauptargument für den Filialbetrieb ist.

Wirtschaftsforum: Sie setzen aber nicht nur auf die Filialen, sondern gehen darüber hinaus.

Dr. Nina Konjer: Richtig. Wir setzen eigentlich auf ein 3-Säulen-Modell, das neben den Filialen den Onlineshop und konkrete Serviceangebote wie zum Beispiel Nähkurse umfasst. Wir verkaufen ein Stück weit ein Hobby. Ich glaube die Attraktivität am Nähen liegt darin, dass die Menschen wieder die Nähe zu Handwerklichem suchen und darüber ebenfalls ein persönliches Erfolgserlebnis erzielen möchten.

Wirtschaftsforum: Über Ihren Onlineshop lassen sich 18.000 Artikel beziehen. Was zeichnet die dort verfügbaren Stoffe aus?

Dr. Nina Konjer: Wir bewegen uns bei den Stoffen im mittleren und hochwertigen Qualitätssegment. Da haben wir für uns ganz klare Grundsätze definiert. So bestehen unsere Baumwollstoffe wirklich zu 100% aus Baumwolle, da ist kein Polyester drin. Bei anderen Stoffqualitäten sind Materialmischung gängig, aber hier achten wir auf die Zusammensetzung und Hauptbestandteile.

Wirtschaftsforum: Woher beziehen Sie die Stoffe?

Dr. Nina Konjer: Wir arbeiten mit verschiedenen Großhändlern zusammen. Messen nutzen wir regelmäßig, um uns auf dem aktuellen Stand der Dinge zu halten. Ein Vorteil unserer Größe ist sicherlich, dass wir einen gewissen Anteil an Eigenproduktion haben. Dadurch können wir exklusive Stoffe anbieten, bei denen wir Qualität und Design festlegen. Das schätzen unsere Kunden sehr.

Wirtschaftsforum: Wie sieht denn Ihre Zielgruppe überhaupt aus?

Dr. Nina Konjer: Die meisten unserer Kunden sind weiblich, aber sonst ergibt sich ein ziemlich gemischtes Bild. Wir haben Kindernähkurse, gerade Kinder kommen oft über ihre Mutter oder ihre Oma an das Nähen. Es gibt aber etwas ältere Frauen, die wieder damit anfangen oder das Nähen ganz neu für sich entdecken. Ich würde schätzen, dass unsere durchschnittliche Kundin etwa Ende dreißig, Anfang vierzig ist und wieder etwas mehr Zeit für ein Hobby hat.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie mit dem Unternehmen in der Zukunft?

Dr. Nina Konjer: Wir wollen innerhalb Deutschlands weiterwachsen, wobei ich da eher von einem qualitativen Wachstum sprechen würde. Bei allen wirtschaftlichen Plänen wollen wir am Ende immer ein Familienunternehmen bleiben.

Wirtschaftsforum: Inwiefern haben Sie persönliche Ziele, die Sie künftig erreichen wollen? vDr. Nina Konjer: Ich versuche eigentlich immer, dass ich alle unsere Mitarbeiter mitnehme und Engagement wecke. Unsere Branche braucht diese Leidenschaft nicht nur im Tagesgeschäft, sondern ebenfalls, wenn es darum geht, neue Felder zu erschließen.

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