Die Evolution der Smart Factory

Interview mit Alfred Pammer, Prokurist/Leiter Vertrieb und Marketing der cts GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Pammer, welcher Gedanke steht hinter der Smart Factory?

Alfred Pammer: Das Ziel der Smart Factory ist es, den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern, die Arbeitszeit effizienter zu gestalten sowie Fehler zu vermeiden. Für uns geht es darum, bestehende Lücken in der Automatisierung des Produktionsprozesses zu schließen. Dabei knüpfen wir an unser bestehendes Portfolio mit neuen Lösungen an.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Smart Factory von morgen aus?

Alfred Pammer: Das Herzstück der Smart Factory sind unsere Lager- und Pufferlösungen, die wir schon seit 2019 erfolgreich in der Elektronik- und Halbleiterindustrie einsetzen, um das benötigte Produktionsmaterial platzsparend und produktionsnah zu lagern. Unser cts Smart Warehouse wurde konzipiert, um möglichst viel Lagerkapazität auf möglichst wenig Fläche zu schaffen. In seiner größten Konfiguration können wir bis zu 1.100 Leiterplattenmagazine auf einer Grundfläche von nur 20 x 4,5 m unterbringen.

Das erreichen wir, indem wir 4,3 m in die Höhe gehen. Je nach Bedarf kann die Größe des Smart Warehouse jedoch individuell angepasst werden.

Wirtschaftsforum: Wie wird der Inhalt des Smart Warehouse dem Produktionsfluss zugeführt?

Alfred Pammer: Wir beschäftigen uns schon seit 2015 mit dem Thema mobile Robotik und haben Lösungen für den Transport von Leiterplattenmagazinen, KLT-Boxen und stapelbaren Behältern sowie Paletten entwickelt. Mit sogenannten AMRs (autonome mobile Roboter) werden die benötigten Waren höchst flexibel an die Produktionslinie gebracht. In Verbindung mit dem Smart Warehouse gewährleisten die AMRs die automatische Ver- und Entsorgung der Fertigungslinie.

Wirtschaftsforum: Sind solche Lösungen auch für kleinere Betriebe rentabel?

Alfred Pammer: Wir haben auf die vermehrten Anfragen von kleinen und mittelständischen Kunden nach kleineren Lösungen reagiert und 2021 unser Mini Smart Warehouse auf den Markt gebracht. Es schließt eine wichtige Lücke im Markt und richtet sich an Betriebe mit einem Lagerbedarf von weniger als 300 Magazinen. Durch seine achteckige Form wird dies auf einer besonders kleinen Grundfläche von nur 4,2 x 4,2 m oder 4,8 x 4,8 m erreicht. Die interne Handlingseinheit bewegt sich in diesem Fall nicht von links nach rechts wie beim großen Bruder, sondern im Kreis, um alle Lagerfächer zu erreichen.

Wirtschaftsforum: Welche Lücken müssen noch geschlossen werden?

Alfred Pammer: Speziell in der Elektronikindustrie ist das Gesamtpaket wichtig. Ganz aktuell haben wir dieses Jahr unser neues Gigaflex Reel-Storage Center gelauncht. Bei der Bestückung von Leiterplatten werden die Bauteile auf Rollen geliefert. Diese müssen erst zwischengelagert werden. Durch die intelligente automatische Kommissionierung werden sie aus dem Bauteilrollenlager just-in-time bereitgestellt. Unsere Lösung baut auf dem bestehenden Wissen auf und hebt sich durch die vertikale statt horizontale Lagerung der Reels von anderen ab. Damit können wir 50.000 7“-Rollen auf circa 50 m² Grundfläche einlagern und somit die letzte Lücke zum vollautomatischen System schließen.

Wirtschaftsforum: Wo laufen die verschiedenen Fäden der Smart Factory zusammen?

Alfred Pammer: Unsere plattformübergreifende Middleware sloXis® vereint alle Elemente in der Produktionsumgebung und agiert als intelligente Datendrehscheibe. Darüber hinaus ist die Software offen konzipiert, um Fremdhardware problemlos zu integrieren.

Wirtschaftsforum: Wie ist bisher die Resonanz?

Alfred Pammer: Das neue System ist schon vielerorts in Betrieb und das Feedback ist sehr positiv. Die weitere Auftragslage ist sehr gut. Deshalb freuen wir uns, wenn wir im ersten Quartal 2024 unsere neue Fertigung beziehen können. Dort werden wir über erweiterte Kapazitäten verfügen, um den Anforderungen unserer Kunden noch schneller gerecht zu werden.

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