„Unsere Busse können noch viel mehr, als nur Passagiere zu transportieren“

Interview mit Patricia Vasconcelos, Geschäftsführerin der Cobus Industries GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Vasconcelos, kaum eine Branche hatte so massiv mit der Coronapandemie zu kämpfen wie der Aviation-Sektor. Wie stark haben die Verwerfungen dabei auch auf Cobus Industries als Spezialist für den Vertrieb und Service von Flughafenbussen durchgeschlagen?

Patricia Vasconcelos: Vor dem Jahr 2020 hatte sich die Luftfahrtindustrie grundsätzlich durch ein sehr robustes Wachstum ausgezeichnet und auch nach gesamtwirtschaftlichen Krisenzeiten stets rasch wieder einen positiven Trend eingeschlagen. Aber diesmal war alles anders, und obwohl die Flughäfen inzwischen wieder voll sind und der Reiseverkehr deutlich an Fahrt aufgenommen hat, konnten wir das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 bis heute noch nicht wieder erreichen. Auch Cobus Industries hatte mit den dramatischen Folgen lange zu kämpfen – und als zum Jahresanfang 2022 ein erster Lichtblick zu erkennen war, warf uns der Krieg in der Ukraine wieder um Monate zurück.

Seit Mitte 2022 hat unser Team dank einer guten und konstanten Auftragslage nun wieder Vertrauen gefunden, und auch die harten Fakten zeichnen mittlerweile ein verlässlich positives Bild unserer weiteren Perspektiven. Aber der Weg dorthin war auch aus unternehmerischer Sicht sehr beschwerlich.

Wirtschaftsforum: Inwiefern unterscheidet sich das Reiseverhalten in der Welt nach Corona im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie?

Patricia Vasconcelos: Gewisse Veränderungen erkenne ich bereits an meinem eigenen Alltag: Früher bin ich jedes Jahr drei- bis viermal aus geschäftlichen Gründen nach Dubai geflogen; heute reicht hingegen eine einzige Dienstreise aus, während die anderen Besprechungen über MS Teams erfolgen. Auch allgemein ist der Trend unverkennbar: Business-Reisen werden zwar weiterhin existieren, aber eben nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Gleichzeitig fällt auf, mit welcher Selbstverständlichkeit und Häufigkeit junge Menschen aus vielfältigen Gründen Flugreisen antreten, wozu sich mit Erasmus-Programmen und Gap Years zwischen Schul- und Hochschulausbildung auch immer mehr Gelegenheiten bieten. Durch diese Verschiebung des Nutzerverhaltens verändern sich auch die Anforderungen an das Flughafenumfeld massiv.

Wirtschaftsforum: Welche Unterschiede stellen Sie dabei fest?

Patricia Vasconcelos: Die jüngeren Zielgruppen möchten vor allem günstig verreisen, was einen merklichen Preisdruck für die Fluggesellschaften bedeutet. Gleichzeitig sehen sie – anders als vorangegangene Generationen – zumeist keine Veranlassung, sich länger am Flughafen aufzuhalten als nötig. Die meisten von ihnen möchten dort gar keine Geschäfte besuchen oder ein Flughafenerlebnis erfahren, sondern ihr Geld lieber am Zielort ausgeben. Damit erhöhen sich gleichermaßen ihre Ansprüche an Schnelligkeit und Effizienz – denn von der Ankunft am Flughafen bis zum Besteigen des Flugzeugs legen sie viel mehr Wert auf eine nahtlose Abfertigung. Für Cobus Industries liegt in diesen Veränderungen natürlich eine große Chance.

Wirtschaftsforum: Welchen Beitrag kann Ihr Unternehmen zur Verbesserung der Kundenerfahrung leisten?

Patricia Vasconcelos: Cobus Industries vertreibt und wartet Vorfeldbusse, mit denen wir Personen am Flughafen transportieren – doch auf dem Weg vom Terminal zum Flugzeug ließen sich im Bus noch viel mehr Schritte durchlaufen. So könnten perspektivisch alle erforderlichen Check-in-Vorgänge nahtlos und für den Passagier fast unbemerkt im Bus abgewickelt werden – eine elegante Lösung, die sich perfekt mit den Ansprüchen der meisten Reisenden von heute deckt. Wir werden in den nächsten Jahren sicherlich die Umsetzung erster Schritte auf diesem Weg erleben, und natürlich ist es der Anspruch von Cobus, diesen Prozess mit unserem gewachsenen Know-how weitreichend mitzugestalten.

Wirtschaftsforum: Wie müssen sich dabei die Flughäfen fit für die Zukunft machen?

Patricia Vasconcelos: Da mit einer weiter steigenden Nachfrage nach Point-to-Point-Reisen zu rechnen ist, kann ich mir gut vorstellen, dass viele kleinere Flughäfen in Zukunft wieder stärker frequentiert werden, während die großen Hubs vornehmlich den Interkontinentalreisen vorbehalten bleiben. Gleichzeitig müssen alle Flughäfen große Investitionen in ihre Infrastruktur tätigen, um auch für die Reisenden von morgen attraktiv zu bleiben.

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