Der klimafreundliche Mobilitätskurs
Interview mit Mag. Gerhard Harer, Geschäftsführer der Steiermarkbahn Transport und Logistik GmbH
Die Steiermarkmarkbahn Transport und Logistik GmbH bildet gemeinsam mit den Steiermärkischen Landesbahnen und der Steiermarkbahn und Bus GmbH eine leistungsstarke Gruppe – in dem österreichischen Bundesland ist sie der Mobilitätsanbieter schlechthin.
Als wichtiges Transitland für den internationalen Güterverkehr kommt dem Transport auf der Schiene eine zentrale Bedeutung zu. Die Steiermark Transport und Logistik GmbH nimmt sich dieser Verantwortung engagiert an. Mit kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erbringt sie Services, die von der Idee bis zur Durchführung von Transportdienstleistungen im Güterverkehr reichen, verfügt über leistungsstarke Strecken- und Verschublokomotiven und über 400 Güterwagen.
Logistikhub, Wirtschaftsstandort, Urlaubshochburg
Die Steiermarkbahn existiert seit 130 Jahren und hat sich seitdem konstant weiterentwickelt – auch die Corona-Pandemie konnte die solide Entwicklung nicht stoppen. „Wir kommen vergleichsweise gut durch die Krise,“ sagt Mag. Gerhard Harer, der als Geschäftsführer für die zwei EVUs der Gruppe verantwortlich ist. „Konkret heißt das, wir konnten unsere Leistung im Ganz- und Containerzugverkehr etwa konstant halten und sind damit sehr zufrieden. Im Regionalverkehr gab es jedoch einen merklichen Rückgang der Transportmengen. Für die Zukunft hoffen wir natürlich auf eine dynamischere Entwicklung.“
Drei Viertel des Umsatzes generiert das Unternehmen mit Ganz- und Containerzügen, ein Viertel entfällt auf den Regionalgüterverkehr beziehungsweise den Anschlussbahnverkehr. „Graz bietet uns wichtige Standortvorteile“, betont Mag. Gerhard Harer. „Im Herzen Europas arbeiten wir hier an einem wichtigen Logistik-Drehkreuz. Zudem ist Graz interessant, da hier eine starke Automobilindustrie ansässig ist, die allerdings gerade schwierige Zeiten durchlebt.“
Das Klima muss stimmen
Primäres Ziel der Steiermarkbahn Transport und Logistik ist, Kunden zufriedenzustellen. Deshalb setzt man auf Komplettlösungen, die von der Erstellung von Logistikkonzepten und Machbarkeitsstudien bis zur Durchführung derartiger Konzepte reichen.
Auch wenn Corona zu keinen dramatischen Einbußen geführt hat, war die Krise auch für die Steiermarkbahn eine Zäsur – insbesondere im Bereich des Anschlussbahnverkehrs, wo es eine deutliche Verlagerung von der Schiene auf die Straße gab.
„Wir bedauern diese Entwicklung sehr, und zwar aus verschiedenen Gründen“, so Mag. Gerhard Harer. „Zum Beispiel aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Ursächlich für die Entwicklung ist vor allem eine Verunsicherung des Marktes. Auch die Preissituation dürfte eine Rolle gespielt haben. Wir hoffen, dass es in Zukunft klare Zeichen geben wird, den Transport auf der Schiene weiter zu fördern. Wenn wir Klimaschutzziele erreichen wollen, muss es entsprechende Anreize und Regelungen geben.“
Urlaub unter Auflagen
Auch der Tourismus spielt in der Steiermarkbahn-Gruppe eine Rolle – und auch hier hat die Corona-Krise Spuren hinterlassen. „Im Sommer hatten wir mit unseren Dampfzügen eine recht gute Saison“, blickt Mag. Gerhard Harer zurück. „Viele Österreicher sind im eigenen Land geblieben, zudem gab es viele Kurzurlauber. Wir haben uns rechtzeitig Gedanken gemacht und unsere Fahrpläne angepasst und touristisch interessante Highlights integriert. So konnten wir durchaus auch Gäste aus Deutschland gewinnen. Oberste Priorität in der Corona-Zeit galt der konsequenten Einhaltung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen. So konnten wir unsere Gäste, aber vor allem auch alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund durch diese Phase bringen.“
„Wir konnten die Corona-Krise gut
meistern.“ Mag. Gerhard HarerGeschäftsführer
Es geht um die Mitarbeiter
Sich um das Wohl der Mitarbeiter zu kümmern, ist der Steiermarkbahn ein wichtiges Anliegen. Nicht nur in Zeiten einer Pandemie. „Für uns sind kompetente und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz klar ein Schlüssel zum Erfolg“, unterstreicht Mag. Gerhard Harer. „Der Beruf des Lokomotivführers zum Beispiel ist nicht nur sehr verantwortungsvoll, sondern auch sehr schwer. Schichtbetrieb, Auswärtsnächtigungen, schwere handwerkliche Tätigkeiten und vieles mehr. Und darüber hinaus bestehen unzählige formale Hürden. Beherrscht der Lokomotivführer bei Überschreitung einer Grenze nicht die Landessprache, muss er ausgewechselt werden. Hier in der Steiermark sind wir nah an Ungarn, Italien, Slowenien und Kroatien. An diesen Grenzen sind Wechsel der Lokomotivführer notwendig, da nur wenige all diese Sprachen beherrschen. Wir haben auf der einen Seite ein vereintes Europa, auf der anderen Seite gibt es keine einheitliche europäische Verkehrssprache, was aus unserer Sicht sehr bedauerlich ist, weil es vieles vereinfachen würde.“
Neues Jahr, neue Ziele
Nach den Erfahrungen des Jahres 2020 blickt man nun gefestigt nach vorn. Die Steiermark ist eine wirtschaftlich starke Region, in der auch der Maschinenbau, die Elektro- und Holzindustrie ansässig sind. Für den Transport von Rundhölzern bietet die Bahn bereits jetzt attraktive und klimafreundliche Lösungen.
„Wir gehen in Zukunft ganz klar von einer gesteigerten Transportnachfrage auf der Bahn aus“, so Mag. Gerhard Harer. „Gleichzeitig hoffen wir, dass die Politik den Nachhaltigkeitsgedanken noch stärker in den Fokus ihrer Entscheidungen rücken wird.“