Exklusive Fahrzeuglösungen für das moderne Bestattungswesen
Interview mit Massimo Ellena, Geschäftsführer der Ellena S.r.l.

Wirtschaftsforum: Herr Ellena, Sie führen ein Unternehmen in einer besonderen Nische. Wie hat alles begonnen?
Massimo Ellena: Ich habe die Ellena S.r.l. 1996 in Saluzzo gegründet. Angefangen haben wir in einer kleinen gemieteten Werkstatt mit 400 m2. 2004 sind wir dann an unseren heutigen Standort umgezogen, der heute eine Produktionsfläche von 10.000 m2 umfasst. Unser Kerngeschäft ist die Umrüstung von Fahrzeugen – etwa Mercedes, Jaguar oder Maserati – zu hochwertigen Leichenwagen und Transportern für Bestattungsunternehmen.
Wirtschaftsforum: Wie genau läuft ein solcher Umbau ab?
Massimo Ellena: Zunächst wird das Basisfahrzeug vollständig demontiert und der Radstand durch eine Rahmenverlängerung angepasst. Danach verbauen wir eine maßgefertigte Karosserie aus Verbundwerkstoffen wie Carbon und Kevlar. Anschließend werden die Originalbauteile sowie individuelle Elemente für das Bestattungsgewerbe integriert. Wichtig ist dabei unser Anspruch an Design und Ästhetik – wir arbeiten eng mit renommierten Designern aus dem Raum Turin zusammen, um die Fahrzeuge elegant und unverwechselbar zu gestalten.
Wirtschaftsforum: Das klingt nach viel Feinarbeit. Wie wichtig ist individuelles Design in Ihrem Geschäft?
Massimo Ellena: Individualität ist unser Markenzeichen. Unsere Kunden wählen nicht nur die technischen Features, sondern auch Farben, Leder, Nähte und Ausstattung. Jedes Fahrzeug ist ein Unikat – ein maßgeschneidertes Produkt, das wie ein edler Maßanzug entsteht. Unsere Modelle genießen weltweit einen exzellenten Ruf – für Qualität, Design und Service.
Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre typischen Kunden?
Massimo Ellena: Unsere Hauptkunden sind Bestattungsunternehmen – aus Italien, Frankreich, Belgien, den Emiraten oder Übersee. Der Exportanteil liegt bei rund 30%. Wir sind regelmäßig auf internationalen Fachmessen wie der TANEXPO in Bologna oder der Funéraire in Paris vertreten und bauen unsere Präsenz in neuen Märkten wie den USA oder Aus-tralien weiter aus.
Wirtschaftsforum: Welche Modelle sind besonders gefragt?
Massimo Ellena: Mercedes war lange der Klassiker. Doch 2015 haben wir mit einem echten Novum aufhorchen lassen: dem ersten Leichenwagen auf Maserati-Basis. Das Modell wurde auf der Messe in Paris vorgestellt und war ein voller Erfolg – nicht nur in Europa, sondern auch in Dubai und Übersee. Auch unsere jüngsten Innovationen – etwa die erste vollelektrische Leichenwagen-Version auf EQE-Basis – stoßen auf großes Interesse.
Wirtschaftsforum: Service scheint bei Ihnen eine zentrale Rolle zu spielen. Wie sieht das konkret aus?
Massimo Ellena: Service beginnt für uns mit dem ersten Beratungsgespräch – etwa bei der Wahl von Finanzierung oder Leasing, wo wir in Zusammenarbeit mit der Ifis Bank exklusive Lösungen anbieten. Noch wichtiger ist der Aftersales-Bereich: Wir haben einen Ansprechpartner, der rund um die Uhr erreichbar ist, Ersatzfahrzeuge bereitstellt und bei Bedarf Reparaturen auch beim Kunden vor Ort – selbst im Ausland – durchführt.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Ihnen?
Massimo Ellena: Eine sehr große. Seit 15 Jahren erzeugen wir unseren Strom über eine eigene Photovoltaikanlage. Mit den Hybrid- und E-Modellen leisten wir einen weiteren Beitrag zum Umweltschutz. Besonders erfreulich ist, dass solche Fahrzeuge auch in kleineren Städten gefragt sind – das zeigt, wie sehr sich das Bewusstsein in unserer Branche verändert.
Wirtschaftsforum: Auch Sie spüren sicher den Fachkräftemangel?
Massimo Ellena: Leider ja, der Mangel an qualifizierten Fachkräften macht sich auch in unserer Branche bemerkbar. Deshalb setzen wir verstärkt auf interne Ausbildung. Junge Menschen, die häufig über persönliche Empfehlungen aus dem Umfeld unserer Mitarbeiter zu uns finden, werden bei uns Schritt für Schritt eingearbeitet und individuell gefördert. Dieser praxisnahe Ansatz ermöglicht es uns, gezielt Wissen und Werte weiterzugeben – und so langfristig die Qualität und Verlässlichkeit unserer Arbeit zu sichern.
Wirtschaftsforum: Was gibt Ihnen aktuell zu denken? Welche Herausforderungen sehen Sie?
Massimo Ellena: Die allgemeine wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit – von den anhaltenden Krisen bis hin zu den gestiegenen Zinsen – wirkt sich auch auf unser Geschäft aus. Da unsere Fahrzeuge einen hohen Investitionswert haben, werden sie in der Regel über Leasing oder Finanzierung erworben. Die gestiegenen Zinskosten führen dazu, dass viele Unternehmen ihre Investitionen überdenken oder aufschieben. Dennoch bleiben wir optimistisch: Unsere Produkte stehen für Qualität, unser Marktsegment ist spezialisiert und vergleichsweise stabil. Die Nachfrage ist da – und wir sind bereit, mit Innovation und Verlässlichkeit neue Wege zu gehen.
Wirtschaftsforum: Wohin soll sich das Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln?
Massimo Ellena: Unser Ziel ist es, weiterhin neue Design- und Technikstandards in unserer Nische zu setzen. Wir möchten unsere internationale Präsenz gezielt ausbauen – vor allem in Märkten wie den USA und Australien, wo wir großes Potenzial sehen. Gleichzeitig werden wir unsere Modellpalette im Bereich alternativer Antriebe weiterentwickeln. Dabei bleibt unser Grundprinzip bestehen: Qualität vor Quantität. Wir produzieren nicht für den Massenmarkt, sondern für Kunden, die Wert auf handwerkliche Exzellenz und individuelle Lösungen legen. Diese Philosophie wollen wir auch in Zukunft konsequent weiterverfolgen.