Qualität hat einen Namen
Interview mit Sven Schallach, CEO der HSL Netherlands und Sales Director der HSL Europe
Wirtschaftsforum: Herr Schallach, als Experte für Schienentransport, auf welche Art von Transporten konzentrieren Sie sich?
Sven Schallach: Wir sind inzwischen seit fast 20 Jahren am Markt und das größte privat geführte Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland. Insgesamt vereinigen wir 55 Lokomotiven. Wir befördern unterschiedlichste Güter, wie Container, Trailer, Autos, Getreide oder Gefahrgut, hier zum Beispiel Flüssigbrennstoffe, quer durch Europa. Aktuell wichtig sind für uns Gefahrgüter wie Mineralöl, Kerosin, Benzin, Diesel und chemische Produkte. 2022 haben wir rund zwölf Millionen Tonnen Güter auf die Schiene gebracht. Wir sind zu 95% im Spotmarkt tätigt, wissen also immer erst recht kurzfristig, was wir transportieren werden.
Wirtschaftsforum: Sie sind europaweit unterwegs. Aus welchen Ländern kommen Ihre Kunden?
Sven Schallach: Ein Großteil unserer Kunden kommt aus Osteuropa, häufig aus Tschechien, Polen und Ungarn. Darüber hinaus sind wir auch für Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden unterwegs. In der Schweiz und Österreich haben wir seit drei Jahren Lizenzen. Hier möchten wir uns in der kommenden Zeit noch stärker aufstellen. Darüber hinaus möchten wir auch in Richtung Süd- und Nordeuropa expandieren. In acht europäischen Ländern haben wir bereits eigene Niederlassungen. In den übrigen Märkten werden wir durch Partner vertreten.
Wirtschaftsforum: Wir sprechen über Transport. Wie stellen Sie sich dem Klimawandel und dem Thema der alternativen Antriebe?
Sven Schallach: Wir betreiben fünf neue EURO 9000 Lokomotiven. Das sind hybride Loks, die vollwertige Diesel- und Elektroloks ersetzen. Die Loks können zum Beispiel elektrisch nach München fahren, dort am Terminal die Stromabnehmer absenken und per Diesel ins Terminal fahren. Diese Lokomotiven sind teurer, aber auch schwerer, was bedeutet, dass sie höhere Lasten ziehen können. Das ist ein wichtiges Argument, da die Kunden immer höhere Lasten transportieren möchten. Getreideunternehmen zum Beispiel verkaufen ausschließlich in Tonnen.
Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund der weltpolitischen Ereignisse die aktuellen Marktaussichten und die Perspektiven am Markt?
Sven Schallach: Aktuell stellen wir eine leichte Zurückhaltung am Container-Markt fest. Ich bin überzeugter Europäer. Wir müssen in Europa gemeinschaftlicher auftreten. Natürlich sollen die verschiedenen Kulturen erhalten bleiben, aber wir müssen Abläufe vereinheitlichen und damit vereinfachen. So sollte zum Beispiel an allen Grenzen englisch gesprochen werden. Wir brauchen im wahrsten Sinne des Wortes eine gemeinsame Sprache in Europa, um Bottle Necks zu vermeiden. Zudem schafft das mehr Sicherheit. Ein gutes Beispiel ist der internationale Luftverkehr. Hier sprechen die Piloten der verschiedenen Airlines alle englisch miteinander, es gibt ein Standardvokabular. Zudem müssen alle Verkehrsträger gleichbehandelt werden. Im Schienentransport brauchen wir immer noch sehr viele Extragenehmigungen. Alle Verkehrsträger müssen effektiv und effizient, am besten crossmedial eingesetzt werden. Es darf hier kein Gegeneinander geben. Die Autolobby in Deutschland ist stark. So eine Lobby hat die Bahn nicht.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2024 vorgenommen?
Sven Schallach: Wir möchten uns stabil am Markt halten und bekannter werden. Deshalb auch unser neuer Slogan. Der Fachkräftemangel bleibt ein wichtiges Thema. Hier werden wir uns noch stärker als attraktiver Arbeitgeber platzieren. Unsere Mitarbeiter sollen gerne zu uns kommen und auch gerne bei uns bleiben.
Wirtschaftsforum: Wo möchten Sie HSL Logistik mittel- und langfristig am Markt sehen?
Sven Schallach: Ich sehe HSL in ganz Europa und hier an der Spitze des Marktes. Aber trotz aller Wachstumspläne möchten wir vor allem für unsere Kunden ein zuverlässiger Partner bleiben. Ganz wichtig für die Zukunft ist, dass politisch und auch gesellschaftlich der europäische Gedanke stärker gelebt wird. Nur gemeinsam können wir die aktuellen und künftigen Herausforderungen bewältigen. Die Kulturen müssen Kompromisse machen, um auch außerhalb Europas konkurrenzfähig zu bleiben.