Mit KI zum Optimum in der Bauplanung

Interview mit Dipl.-Ing. Laurent Brückner, Geschäftsführer der Brückner Architekten GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Brückner, 1973 gegründet, ist die Brückner Architekten GmbH nach wie vor ein Familienunternehmen. Wie war Ihr eigener Werdegang darin?

Laurent Brückner: Gegründet wurde unser Unternehmen, das in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feiert, von meinem Vater. Ich bin schon während des Studiums eingestiegen, habe sukzessive dann immer mehr Verantwortung übernommen und die Firma 2004 schließlich gekauft. Zuvor war ich zwischenzeitlich bei Klaus Weissenfeldt beschäftigt, einem Kollegen meines Vaters, von dem ich sehr viel lernen durfte. Ebenfalls 2004 stieg meine Frau als Partnerin ins Unternehmen ein. Sie verantwortet unseren Geschäftsbereich Innenarchitektur. Seit 2010 bin ich auch in der Projektentwicklung sehr aktiv, kaufe also Grundstücke, die ich entwickle und dann wieder verkaufe. Aktuell entwickeln wir in Rosenheim bei München das weltweit erste energieautarke Stadtquartier. Das ist für uns ein Meilenstein. Energieeffiziente Projekte sind tatsächlich mein persönliches Steckenpferd; es macht mir Spaß, Gebäude beziehungsweise aktuell ein ganzes Stadtquartier zu errichten, das keine Energie von außen benötigt. Energie wird vor Ort mittels Photovoltaik, Wasserkraft und Geothermie erzeugt und es wird Abwärme aus der Umgebungsbebauung genutzt.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich Brückner Architekten unter Ihrer Leitung entwickelt?

Laurent Brückner: Wir sind in den letzten Jahren sehr stark gewachsen, auch an Mitarbeitern, von denen heute 60 bei uns beschäftigt sind. Auch die Projekte nahmen mit der Zeit an Umfang zu; heute umfassen sie zwischen 10.000 und 40.000 m2. Aktuell haben wir 15 Projekte in dieser Größenordnung. In den ersten Jahren meiner beruflichen Laufbahn habe ich mich darauf konzentriert, den Prozess optimal zu beherrschen und ein Qualitätsmanagement einzuführen, was in der Architektur nicht allgemein üblich, aber nichtsdestoweniger ungemein wichtig ist. Denn die perfekte Abbildung des gesamten Gestaltungs- und Bauprozesses ist meiner Meinung nach für einen Architekten Pflicht. Aktuell bauen wir das Apple Headquarter in München; darüber gab es in den letzten Wochen auch sehr positive Berichte in den Zeitungen.

Wirtschaftsforum: Beschreiben Sie uns Ihre Arbeitsweise: Wie funktioniert dieses Qualitätsmanagement und wodurch zeichnet sich Brückner Architekten besonders aus?

Laurent Brückner: Wir haben eine Tochterfirma, TGA Süddeutschland, mit zehn Mitarbeitern. Diese übernimmt für uns die komplette TGA-Planung, weil wir ausschließlich als Generalplaner tätig sind. Oft binden uns unsere Kunden in die Akquisitionsphase mit ein, die dem eigentlichen Projekt vorausgeht. Wenn sie die Möglichkeit haben, ein Grundstück zu erwerben, müssen wir mit einem passenden Konzept aufwarten können. Dabei spielt eine weitere Tochterfirma, Property Max, eine wichtige Rolle, die mittels KI das Baurecht auf Grundstücken um bis zu 50% optimiert, wodurch das volle baurechtliche Potenzial dieser Grundstücke erschlossen werden kann. Der Optimierungsgedanke ist Teil unserer DNA: Wir wollen in so hoher Qualität und so effizient wie möglich arbeiten. Wichtige Aspekte dafür sind ein hoher Grad an Digitalisierung und die Nutzung künstlicher Intelligenz. In diesen Dingen hinkt die Baubranche anderen Branchen noch hinterher. Unser Wettbewerbsvorteil ist, dass wir beides erfolgreich nutzen. Wie im Flugzeugbau arbeiten bei uns alle gemeinsam an einem Projekt; alle Planungsprozesse sind auf 3-D-Zusammenarbeit eingerichtet. Genauso handhaben wir es auch auf der Baustelle, wo wir das Building Information Modeling (BIM) bereits vor zehn Jahren eingeführt und etliche große Projekte damit abgewickelt haben. Inzwischen sind wir darin führend. Wenige Architekten nutzen BIM in der Tiefe, wie wir das tun. Das hat dazu geführt, dass wir fehlerfrei und effizient planen und bauen und dadurch in immer größere Projekte eingebunden worden sind. Wir haben zuerst sehr viel in Methodik und Know-how investiert, was sich aber ausgezahlt hat, denn wir wachsen trotz der Krise im Bausektor.

Wirtschaftsforum: Sind Sie auf bestimmte Projekte spezialisiert?

Laurent Brückner: Bei unseren Projekten handelt es sich größtenteils um solche, die gleichzeitig gewerblich und als Wohngebäude genutzt werden, weil für uns Wohnen und Arbeiten unter einem Dach im Sinne der Nachhaltigkeit ist. 2015 haben wir mit dem Astix Campus in München das erste große Projekt dieser Art entwickelt, mit je 10.000 m2 Wohn- und Bürofläche.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie in den nächsten Jahren für Ihr Unternehmen, wohin wollen Sie es führen?

Laurent Brückner: Wir wollen noch deutlich wachsen und unseren technologischen Vorsprung hinsichtlich der Nutzung von KI und BIM weiter ausbauen. Darüber hinaus denken wir auch über weitere Niederlassungen in Deutschland nach.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Heimat schaffen

Interview mit Dipl.-Ing. Stefan Forster, Geschäftsführer der Stefan Forster GmbH

Heimat schaffen

Unzählige große Bauprojekte hat die Stefan Forster GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main im Bundesgebiet schon umgesetzt. Ihr Schwerpunkt liegt dabei im städtischen Wohnungsbau. Doch auch darüber hinaus hat…

Globaler geht es nicht

Interview mit Erik van Os, Country Head Germany und Gianfranco Maraffio, Vorstand der TMF Deutschland AG

Globaler geht es nicht

Die TMF Group bietet ihre Management-, Accounting- und Payroll-Dienstleistungen in über 80 Ländern an und kann ihre Kunden damit nicht nur geografisch umfassend unterstützen. Erik van Os und Gianfranco Maraffio,…

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Interview mit Prof. Dr. Michael Nelles, Vorstand der Conpair AG

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Seit 25 Jahren ist die Conpair AG Spezialist für Nachfolgeregelung und Unternehmensfinanzierung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Nelles hat sich das Unternehmen durch Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und Branchenfokus –…

Spannendes aus der Region München

Spezialisten für Enterprise Information Management

Interview mit Ursula Flade-Ruf, Geschäftsführerin und André Vogt, Geschäftsführer der mip Management Informationspartner GmbH

Spezialisten für Enterprise Information Management

Ein außergewöhnliches Know-how im Unternehmen zu haben, war vom ersten Tag an der Anspruch und die Zielsetzung von Ursula Flade-Ruf und Markus Ruf, als sie die mip Management Informationspartner GmbH…

Digitalisierungsexperten aus eigener Erfahrung

Interview mit Martin Friedrich, Geschäftsführer der Cegeka Deutschland GmbH

Digitalisierungsexperten aus eigener Erfahrung

Die traditionelle Stärke des aus Belgien stammenden IT-Dienstleisters Cegeka in den Themenfeldern Data, Infrastruktur und Applikationen erfuhr in den letzten Jahren eine immer größere Nachfrage im Markt, wodurch das Unternehmen,…

Re:build the future

Interview mit Timo Brehme, einem der vier Geschäftsführer des Beratungs- und Architekturbüros CSMM – architecture matters

Re:build the future

CSMM – architecture matters gilt als eines der führenden Planungs- und Beratungsunternehmen für Büroarchitektur und Arbeitsweltkonzeption. Seit mehr als zwanzig Jahren begleitet das Unternehmen mit seinem über 100-köpfigen interdisziplinären Team…

Das könnte Sie auch interessieren

Mit KI und Robotik in die Zukunft der Intralogistik

Interview mit Dipl.-Ing. Martin Gräb, Geschäftsführer ­Marketing & ­Vertrieb der BSS Bohnenberg GmbH

Mit KI und Robotik in die Zukunft der Intralogistik

Die BSS Bohnenberg GmbH bietet seit fast 34 Jahren maßgeschneiderte Intralogistiklösungen. Im Gespräch erklärt Martin Gräb, Geschäftsführer Marketing & Vertrieb, wie das Unternehmen trotz wirtschaftlicher Herausforderungen stark geblieben ist und…

Digitale Zukunft gestalten

Interview mit Tim Weckerle, Geschäftsführer der OptWare GmbH

Digitale Zukunft gestalten

Die Welt wird zunehmend von künstlicher Intelligenz und Algorithmen gesteuert. Angesichts der rasanten technologischen Fortschritte wird erwartet, dass KI in Zukunft eine noch zentralere Rolle in der strategischen Ausrichtung und…

Effizienz in der Bauwirtschaft

Interview mit Dipl.-Ing. Falk Hartmann, Geschäftsführer der Catterfeld Welker GmbH

Effizienz in der Bauwirtschaft

Nachhaltige und klar kommunizierte Entscheidungen der Politik sind notwendig, damit die Bauwirtschaft sicher planen kann – zu diesem Ergebnis kommt Dipl.-Ing. Falk Hartmann, Geschäftsführer der Catterfeld Welker GmbH. Aktuellen Herausforderungen…

TOP