Landwirtschaft im Wandel: effizient und nachhaltig

Interview mit Rudolf Behr, Vorstandsvorsitzender der BEHR AG

Wirtschaftsforum: Herr Behr, die BEHR AG blickt auf eine über 130-jährige Geschichte zurück. Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?

Rudolf Behr: Mein Urgroßvater gründete das Unternehmen 1895. Von Anfang an setzten wir auf Selbstvermarktung und Innovation. Einige unserer bekanntesten Produkte, wie Eisbergsalat oder Mini-Romana, brachten wir als Erste auf den deutschen Markt. Heute bauen wir 4.000 ha Freilandgemüse an, davon 600 ha ökologisch. Mit einem Jahresumsatz von 300 Millionen EUR gehören wir zu den führenden Gemüseproduzenten Deutschlands.

Wirtschaftsforum: Warum liefern sie direkt an den Lebensmitteleinzelhandel?

 

Rudolf Behr: Während viele Gemüsebaubetriebe Händler oder Genossenschaften nutzen, beliefern wir den LEH direkt, um Qualität und Frische zu sichern. Unsere Anbauflächen in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Südhessen und Spanien ermöglichen eine kontinuierliche Lieferung.

Wirtschaftsforum: Welche Herausforderungen prägen aktuell Ihren Markt?

Rudolf Behr: Unsere Innovationen sind dem Markt oft einen Schritt voraus – etwa die ‘Bluccoli-Schale’, ‘SalaRico’ oder unser ‘BEHR‘S Dampfgenuss’-Sortiment mit mikrowellenfertigem Gemüse. Zudem wollen die Saisonkräfte in kurzer Zeit viel Geld verdienen. Die Stundenbegrenzung durch das Arbeitszeitgesetz behindert sie in ihrem Bestreben.

Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie dem Arbeitskräftemangel und welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung?

Rudolf Behr: Mit Automatisierung und KI optimieren wir Arbeitsprozesse – von der Anbauplanung bis zur Ernte. Gleichzeitig wird die Abhängigkeit von Saisonkräften verringert.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der BEHR AG?

Rudolf Behr: Wir integrieren bewährte Bio-Methoden in den konventionellen Anbau. Unser Ziel: ressourcenschonendes Wirtschaften ohne Qualitäts- und Effizienzverlust.

Wirtschaftsforum: Welche Bedeutung hat das Auslandsgeschäft für Sie?

Rudolf Behr: Unsere spanischen Anbauflächen sichern die ganzjährige Produktion. Beim Export sind wir bisher zurückhaltender – unser Fokus liegt klar auf dem deutschen Markt.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig sind Messen und Events für Ihr Unternehmen?

Rudolf Behr: Sehr wichtig. Dort präsentieren wir Innovationen wie unser ‘Dampfgenuss’-Sortiment. Es ist die ideale Plattform, um neue Trends zu setzen.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie die Zukunft der BEHR AG?

Rudolf Behr: Unser Leitsatz ist: Neugierig bleiben und Entwicklungen nicht verschlafen. Der konventionelle Anbau nähert sich dem Bio-Anbau immer stärker an, und wir setzen auf innovative Anbaumethoden.

Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie von der Politik?

Rudolf Behr: Weniger Regulierung. Politische Bekenntnisse zur Erhaltung kleinbäuerlicher Betriebe sind ein Hohn, wenn neue Bürokratie geschaffen wird. Um acht Millionen Menschen zu ernähren, brauchen wir flexiblere Pflanzenschutzlösungen statt starrer Vorgaben.

Wirtschaftsforum: Was motiviert Sie persönlich?

Rudolf Behr: Die technischen Möglichkeiten, die Landwirtschaft effizienter zu machen. Es gibt immer neue Herausforderungen – und genau das treibt mich an. 

Fotos: BEHR AG_Thorsten Scherz

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