„Durch Herzblut und Liebe zum Detail abheben“

Interview mit David Liebsch, Geschäftsführer der Autohaus Gelnhausen Geiger & Liebsch GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Liebsch, welche Schritte waren auf dem Weg zum heutigen Unternehmen wichtig?

David Liebsch: Der Betrieb wurde in den 1960er-Jahren von meinem Großvater gegründet und in den 1980er-Jahren von meinem Vater übernommen. Seitdem ist der Autohandel immer rauer geworden. Ich wollte deshalb gar nicht unbedingt Autohändler werden und habe zunächst Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Die Fusion mit Geiger 1998 hat aber neue Perspektiven eröffnet. Gemeinsam haben wir den Schritt in die Fusion mit dem Autohaus BEST in Mühlheim und die Gründung der BEST Group gewagt – nicht aus der Not heraus, sondern weil die Zeichen so standen. Die drei Familien Müller, Geiger und Liebsch haben dann im Verbund mit der APM AG das Audi Zentrum Hanau auf die Beine gestellt. Der Wunsch, an dieser Entwicklung teilzuhaben, war für mich der Grund, in die Fußstapfen meiner Vorgänger zu treten.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich diese Entwicklung in Zahlen ausgewirkt?

David Liebsch: In Linsengericht sind wir ein 70-Mann-Betrieb. Das Autohaus BEST hatte zum Zeitpunkt der Fusion 200 Mitarbeiter. Heute umfasst die BEST Auto-Familie rund 600 Mitarbeiter. Wir sind jetzt der Händler vor Ort zwischen Frankfurt und Fulda. Das Audi Zentrum, das 2015 auf der grünen Wiese eröffnet wurde, macht heute einen Jahresumsatz von circa 60 Millionen EUR und beschäftigt 100 Mitarbeiter. Wir vermarkten dort jährlich 800 Großkundenfahrzeuge, 350 Fahrzeuge für Einzelkunden und 1.200 Gebrauchtfahrzeuge und haben um die 10.000 Werkstattkunden. In Linsengericht wurde 1998 neu gebaut. Hier haben wir auch einen Werkstattbetrieb und verkaufen jährlich 200 Neuwagen der Marke VW sowie 120 der Marke Audi. Im Bereich Gebrauchtwagen lagen wir 2017 noch bei 600 Fahrzeugen, heute sind es fast 1.000.

Wirtschaftsforum: Wie kommt es zu dieser enormen Entwicklung? Geht der Trend allgemein zum Gebrauchtwagen?

David Liebsch: Wir sind in unserer ländlichen Region sehr auf den Endkunden ausgerichtet. Der Verbraucher kauft heute keinen Neuwagen mehr, sondern aufgrund der vielen Vorteile einen Jahreswagen. Die Tendenz geht klar in diese Richtung. Wir sind deshalb auch europaweit unterwegs, sind im Internet aktiv und betreuen unsere Kunden dank unserer multikulturellen Mitarbeiter in mehreren Sprachen.

Wirtschaftsforum: Wie heben Sie sich vom Wettbewerb ab?

David Liebsch: Wir befinden uns in einem schwierigen Markt. Um unser Geschäft profitabel zu betreiben, muss ein Laden sehr effizient sein. Wir positionieren uns gegenüber unseren Wettbewerbern, indem wir den Kunden, aber vor allem auch den Mitarbeiter und seine Persönlichkeit in den Fokus rücken. Dafür steht unsere Philosophie 'BEST way'. Wir haben alle Mitarbeiter mit im Boot. Das hat viel mit unserem positiven Betriebsklima zu tun. Die Kunden spüren das, wenn sie in den Laden kommen. Als Autohändler können wir uns nur als Dienstleister abheben, denn das Produkt ist überall das gleiche. Was wir zusätzlich liefern, sind unser Herzblut und die Liebe zum Detail.

Wirtschaftsforum: Was bringen Sie persönlich an Erfahrung und Impulsen ein?

David Liebsch: Auch ich befinde mich im Wandel. Ich bin 32 Jahre alt, habe ab 2014 zunächst den Bau des Audi Zentrums Hanau begleitet, wurde dann Verkaufsleiter und anschließend Leiter des Audi Zentrums. 2018 bin ich in die Geschäftsführung bei Geiger & Liebsch eingetreten und seit Dezember 2020 auch Vorstand des Audi Zentrums Hanau. Für mich bedeutet diese Entwicklung eine Transformation vom operativen Geschäftsführer zum Manager. Wir haben im Zuge dessen eine zweite Führungsebene aufgebaut. Was mir wichtig ist, ist, den Mitarbeitern die Freude an der Arbeit zu geben. Um für sie erreichbar zu sein, habe ich feste Zeiten eingerichtet. Denn Kommunikation ist der wichtigste Punkt im Unternehmen. Wir sind von vielfältigen Umbrüchen betroffen, angefangen von Herstellern, die ins Straucheln gekommen sind, bis hin zur E-Mobilität. Der Lockdown macht die Lage noch schwieriger. Deshalb ist es wichtig, dass wir agil bleiben. Wir sind schon sehr digital aufgestellt. Zum Beispiel können wir mithilfe einer Datenbrille mit dem Kunden virtuell um das Fahrzeug gehen, bieten ihm also eine Live-Beratung zu Hause auf seiner Couch.

Wirtschaftsforum: Welche Zutaten gehören noch zu Ihrem Erfolgsrezept?

David Liebsch: Zum Erfolg gehört ein gesunder Grundoptimismus. Wir alle sind motiviert, unseren Job zu machen und befinden uns in einem ständigen Lernprozess. Von unserem Geschäftsfeld her sind wir zwar nicht innovativ, können aber etwas Innovatives daraus machen. Die Autoindustrie und der -handel müssen neue Wege gehen, und das versuchen wir. Unser Fokus wird auch in Zukunft darauf liegen, dass die Mitarbeiter zufrieden sind und die Kunden von unseren Produkten und Dienstleistungen begeistern.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie zusammenfassen, was Sie persönlich bei Ihrer Arbeit antreibt?

David Liebsch: Ich mache das alles wegen der Menschen um mich herum und genieße die Entscheidungsfreude, die ich hier im Mittelstand ausleben kann. Und wenn der Kunde zufrieden ist, gibt einem das viel zurück.

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