Kreativität trifft Markenstrategie

Interview mit Koici Tschang, CEO der Osama S.p.A.

Wirtschaftsforum: Herr Tschang, Osama blickt auf eine lange Firmengeschichte zurück. Wie hat alles begonnen?

Koici Tschang: Gegründet wurde das Unternehmen 1967 von meinem Großvater Mario Chang. Unsere Familie hat chinesische Wurzeln, und schon früh pflegten wir enge Beziehungen nach Fernost – vor allem nach Japan, Taiwan und China. Durch diese Kontakte wurden wir zu einem der ersten Vertriebspartner japanischer Schreibwarenmarken wie Mitsubishi Pencil. Über die Jahrzehnte haben wir unser Sortiment stark erweitert und neue Geschäftsfelder erschlossen.

Wirtschaftsforum: Heute ist Osama weit mehr als ein Schreibwarenhändler. Wie ist das Unternehmen aktuell strukturiert?

Koici Tschang: Wir haben drei Business Units: ‘Writing’ umfasst Schreibgeräte, Farben, Näh- und Büroaccessoires. ‘Living’ deckt Produkte für den Haushalt ab – von Heimtextilien bis Dekorartikeln. Die dritte Unit, ‘Promoting’, ist auf den Loyalty- und Promotion-Markt spezialisiert, wo wir mit unseren eigenen Marken und strategischen Lizenzen wie Pantone, Head und Fratelli Guzzini arbeiten.

Wirtschaftsforum: Welche Meilensteine haben die jüngste Entwicklung geprägt?

Koici Tschang: 2023 haben wir Morocolor Italia übernommen – einen traditionsreichen Hersteller kreativer Materialien mit den Marken PRIMO und CMP. 2024 folgte die Akquisition von Nava Design, einem internationalen Symbol für italienisches Produktdesign. Beide Zukäufe haben unser Portfolio erweitert und unsere Positionierung in Premiumsegmenten gestärkt.

Wirtschaftsforum: Wie steht Osama am internationalen Markt da?

Koici Tschang: Rund 60 bis 70% unseres Umsatzes erzielen wir im Ausland, im „Made in Italy“-Bereich sind es sogar 86%. Europa ist nach wie vor unser Hauptmarkt, aber wir sehen großes Potenzial in Asien und den USA. Mit unseren Marken sind wir auf internationalen Leitmessen wie der Creativeworld Frankfurt, der Spielwarenmesse Nürnberg oder der Maison&Objet vertreten.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre zentralen Erfolgsfaktoren?

Koici Tschang: Wir hören den Kunden genau zu und beobachten den Markt aufmerksam, setzen auf hohe Produktqualität, Innovationskraft und nachhaltige Materialien. Außerdem profitieren unsere Kunden von kurzen Lieferzeiten – dank großer Lagerbestände und unserer neuen B2B-E-Commerce-Plattform, die ab 2026 europaweit verfügbar sein wird.

Wirtschaftsforum: Welche Vorteile versprechen Sie sich konkret durch die Einführung der neuen Plattform?

Koici Tschang: Die Plattform wird es unseren Handelspartnern ermöglichen, schnell und unkompliziert auf unser vollständiges Sortiment zuzugreifen – mit Echtzeitinformationen zu Verfügbarkeit, Preisen und Lieferzeiten. Bestellungen können direkt online ausgelöst werden, was den Prozess deutlich beschleunigt.

Gleichzeitig hilft sie uns intern, Abläufe zu automatisieren, Fehlerquellen zu minimieren und noch schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. Es ist ein strategischer Schritt hin zu mehr Transparenz, Effizienz und Kundenorientierung im B2B-Geschäft.

Wirtschaftsforum: Das Thema Nachhaltigkeit spielt heute in nahezu allen Branchen eine zentrale Rolle. Wie ist Osama in diesem Bereich aufgestellt?

Koici Tschang: Wir setzen Nachhaltigkeit dort um, wo sie direkte Auswirkungen auf Produktqualität, Prozesse und Marktakzeptanz hat. In unserer Produktionsstätte in Padua – übernommen durch die Akquisition von Morocolor – produzieren wir rund 85% der PRIMO- und CMP-Produkte selbst. Das sichert uns die Kontrolle über Rohstoffe, Verfahren und Standards, besonders im Hinblick auf Produkte für Kinder. Im Lizenzbereich arbeiten wir mit Partnern wie Fratelli Guzzini zusammen, die mit recycelbaren und biobasierten Kunststoffen arbeiten. Parallel investieren wir in Automatisierung und digitale Produktionssteuerung, um Ressourcen effizienter zu nutzen.

Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht nur, umweltfreundliche Materialien zu verwenden, sondern auch unsere Fertigung so aufzustellen, dass sie dauerhaft wettbewerbsfähig bleibt – bei konstant hoher Qualität.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne verfolgen Sie für die Zukunft?

Koici Tschang: Wir wollen unsere Marken weiter internationalisieren und neue Märkte erschließen – insbesondere in den USA und Asien. Ein zentrales Ziel ist, PRIMO als führende Kreativmarke im Bildungsbereich weiter zu stärken. Zudem investieren wir in CRM-Systeme, um die Kundenbindung digital auszubauen. Unser Anspruch bleibt dabei stets derselbe: Menschen mit Produkten zu begeistern, die Design, Funktionalität und Verantwortung vereinen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Handel & Konsumgüter

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Interview mit Felix Bredenkamp, Geschäftsleiter und Kai Wysocki, Teamleiter Vertrieb der Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Ob Schreibwaren, Klebstoffe oder Markierungssprays – die Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH aus Espelkamp ist seit Jahrzehnten als vielseitiger Anbieter im Markt präsent. Heute gehört das Unternehmen zur französischen Technima-Gruppe…

Mehr als Masse: Die  Zukunft der Tierernährung

Interview mit Heinz Schuster, Geschäftsführer der Trouw Nutrition Deutschland GmbH

Mehr als Masse: Die Zukunft der Tierernährung

Ob Jungtierfutter oder Zusatzstoffe für Rind, Schwein und Geflügel – die Trouw Nutrition Deutschland GmbH zählt zu den führenden Spezialisten für innovative, nachhaltige Tierernährung. Als Teil der international agierenden Nutreco-Gruppe…

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Interview mit Chagai Goldstoff, CEO der Venson Amsterdam BV

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Edelmetalle und Diamanten sowie daraus gefertigter Schmuck faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden. Dass diese Faszination ungebrochen ist, zeigt nicht zuletzt der Erfolg von Venson Amsterdam. Das 2017 aus einer Juwelierfamilie…

Spannendes aus der Region Mombretto di Mediglia (MI)

Innovative Schmiedetechnik für höchste Ansprüche

Interview mit Giuseppe Pons, Head of Sales und Pietro Solarino, Technical Sales Manager sowie Susanna Ripamonti, Marketing Managerin der MasperoTech S.r.l.

Innovative Schmiedetechnik für höchste Ansprüche

Die Metallverarbeitung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Während traditionelle Verfahren weiterhin gefragt sind, setzen moderne Unternehmen zunehmend auf technologische Innovationen und nachhaltige Prozesse. MasperoTech S.r.l., mit Sitz…

Gestählt in die Zukunft

Interview mit Alberto Schiavo, Verkaufsleiter der CPC INOX S.p.A.

Gestählt in die Zukunft

Die CPC INOX S.p.A. aus dem italienischen Basiano, Mitte der 1970er-Jahre als unabhängiges Servicecenter gegründet, hat sich von Anfang an in einem wichtigen Nischenmarkt positioniert. Heute setzt der Spezialist für…

Blauer Faden, grüne Vision

Interview mit Alberto Candiani, Geschäftsführer der Candiani Denim S.p.A.

Blauer Faden, grüne Vision

Seit über 85 Jahren setzt Candiani Denim aus Italien Maßstäbe in der Herstellung von hochwertigem Denim. Als Familienunternehmen in 4. Generation kombiniert Candiani handwerkliches Geschick mit innovativen Ansätzen für nachhaltige…

Das könnte Sie auch interessieren

Post 4.0

Interview

Post 4.0

Digitalisierung und Globalisierung sind die geflügelten Worte unseres Jahrzehnts. Der Postmarkt gehört sicherlich zu den Märkten, die von beiden Trends unmittelbar und frühzeitig betroffen waren. Nicht zuletzt die Liberalisierung des…

Büro-Vollsortimenter Nummer 1

Interview mit Philipp Reichel, Mitglied der Geschäftsleitung der BÜRO-TAXI Bürobedarf Handels GmbH

Büro-Vollsortimenter Nummer 1

Nomen est omen – bei BÜRO-TAXI trifft es das perfekt. Denn besser könnte der Name nicht beschreiben, was das Unternehmen für Geschäftskunden täglich leistet: sämtliches Büromaterial ins Haus zu liefern.…

Nachhaltig Druck machen

Interview mit Melissa Sesselmann, Kaufmännische Leiterin der Kipp+Poffo Office Consulting GmbH

Nachhaltig Druck machen

Der technologische Fortschritt hat die Bürowelt in den letzten Jahrzehnten auf den Kopf gestellt. Schreibmaschine, Drucker, Faxgerät und Kopierer wurden teilweise vollständig ersetzt, Homeoffice-Lösungen sind Standard, das Schlagwort New Work…

TOP