Eine Plattform – endlos viele Anwendungen

Interview mit Andreas Ganseforth, Senior Produktmanager der ANEDO GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Ganseforth, als Zulieferer für Landtechnik tritt die ANEDO GmbH seit über 20 Jahren als ausgewiesener ISOBUS-Experte im Markt auf. Mit welchen technologischen Innovationen beschäftigen Sie sich derzeit?

Andreas Ganseforth: Pünktlich zur diesjährigen agritechnica-Messe in Hannover werden wir unsere neue Bediengeräteplattform ‘display’ launchen, die nicht mehr allein auf ISOBUS-Bediengeräte fokussiert sein und somit ein breiteres Anwendungsspektrum eröffnen wird. Die Hardware ist dabei bereits so ausgelegt, dass das Gerät auch im Rahmen der digitalen Videotechnik als intelligenter Monitor eingesetzt werden kann. Hinzu kommen zahlreiche Innovationen beim mechanischen Design – so weist das Display ein sehr flaches Gehäuse auf, wodurch es auch in kleinen Kabinen gut integriert werden kann und eine entsprechend große Freisichtfläche verbleibt. Die rückwärtige Griffmulde bietet dem Anwender haptisch annähernd eine blinde Bedienbarkeit.

Wirtschaftsforum: Über welche Capabilities verfügt diese neue Lösung?

Andreas Ganseforth: Der Prozessor verfügt über eine Hardware-Unterstützung für Digital Video Anwendungen, was einen deutlichen Performance-Gewinn verspricht. Gleichzeitig werden KI Modelle hardwarebeschleunigt verarbeitet, so dass noch mehr Rechenleistung für die eigentliche Applikation zur Verfügung steht. Ferner wird unter den zahlreichen Schnittstellen bereits ein High-Speed-ISOBUS-Anschluss vorhanden sein, den die Agricultural Electronics Foundation in ihrer Eigenschaft als weltweit agierender normativer Verband als neuen Standard festlegen wird. Damit ist unsere Bediengeräteplattform ‘display’ in all ihren unterschiedlichen Größen und Varianten auch perspektivisch bestens für die Zukunft gerüstet.

Wirtschaftsforum: Welcher konkrete Nutzengewinn soll daraus für die Endanwender erwachsen?

Andreas Ganseforth: Mit unserer neuen Plattform werden wir die Grenzen der Rechenleistungen und Speicherausstattungen, die bei bestehenden Geräten zumeist gegeben sind, weitgehend eliminieren können: Denn bei Schlägen über 5.000 ha oder Stammdatensätzen mit über 1.000 Schlägen kommen die derzeit auf dem Markt verfügbaren Geräte oftmals an ihre Grenzen. Zudem gehen wir mit unserer neuen Lösung erste mutige Schritte im Bereich Digital Video – eine Technologie, die im Agriculture-Bereich gerade erst ankommt, weil die dafür benötigten Kameras und weiteren Zubehörteile in diesem Anwendungsfeld derzeit erst wirtschaftlich interessant werden.

Wirtschaftsforum: Welche Möglichkeiten werden sich dadurch für die Anwender eröffnen – und welche Rolle spielt hierbei perspektivisch auch die Künstliche Intelligenz?

Andreas Ganseforth: Gerade durch die Kombination aus Digital Video und KI wird in der Landwirtschaft eine Vielzahl an neuen Funktionalitäten auf uns zukommen, wie wir sie etwa bereits aus dem Bausektor kennen, wo dank leistungsfähiger digitaler Kameras samt umfangreichen Bildvorverarbeitungslösungen und entsprechenden Displays schon heute beispielsweise eine zuverlässige Personenerkennung in Gefahrenbereichen möglich ist. Auch in Themenfeldern wie vorbeugende Instandhaltung wird sich die KI in vielen neuen Anwendungsbereichen niederschlagen und dabei einen großen Beitrag zur Simplifizierung der Tätigkeitsbilder der Endanwender leisten, was angesichts des omnipräsenten Fachkräftemangels gerade in der Landwirtschaft auch unter ökonomischen Gesichtspunkten unabdingbar ist.

Wirtschaftsforum: Welche weiteren technologischen Veränderungen erwarten Sie für das nächste Jahrzehnt?

Andreas Ganseforth: Neben dem Themenfeld Digital Video, in dessen Rahmen die Kamera durch entsprechende Bildverarbeitungsalgorithmen immer mehr auch zum Sensor wird, kann zudem mit bedeutsamen Fortschritten bei der Automatisierung, insbesondere im Hinblick auf Remote-Steuerungsmöglichkeiten, gerechnet werden. Entsprechende Weiterentwicklungen bei den verbauten Telemetrieelementen vorausgesetzt, muss das Bediengerät dann gar nicht mehr unbedingt in der eigentlichen Landmaschine verbaut werden, sodass die Anwender auch extern über das IoT in Echtzeit Zugriff auf die Steuerung erhalten. Erste Systeme dieser Art gibt es schon – aber die technologischen Möglichkeiten der zugrunde liegenden Basistechnologien sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt dabei der Wissenstransfer im Tagesgeschäft von ANEDO?

Andreas Ganseforth: Grundsätzlich pflegen wir zu unseren Kunden ein sehr partnerschaftliches Verhältnis – denn wir wollen mit unseren Applikationen keine Abhängigkeiten schaffen, sondern gemeinsam ergebnisoffen weitere Fortschrittsmöglichkeiten ausloten und dann im Rahmen unserer gewachsenen Zusammenarbeit konsequent umsetzen. So sehen wir auch unsere umfassende Schulungs- und Workshop-Tätigkeit nicht als Einbahnstraße, sondern vielmehr als wichtige Gelegenheit zum wechselseitigen Wissensaustausch. Denn aus den alltäglichen Erfahrungen unserer B2B-Kunden und der Endanwender leiten wir beständig wichtige Erkenntnisse ab, um unsere Basistechnologien nutzerorientiert weiterentwickeln zu können.

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