Digital. Skalierbar. Erfolgreich.
Interview mit Aye Stephen, Chief Product Officer und Geschäftsführer der PlentyONE GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Stephen, PlentyONE wurde 2006 gegründet. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt?
Aye Stephen: Gegründet wurde das Unternehmen von Jan Griesel, der bis heute CEO ist. Damals war es ein Projekt für ein Listing-Tool im Kundenauftrag. Jan Griesel erkannte aber schnell, dass es einen viel größeren Bedarf für eine solche Lösung gibt – daraus hat sich dann die heute existierende All-in-One-Plattform entwickelt. 2014 stellten wir auf agile Softwareentwicklung um – für ein deutsches Unternehmen zu der Zeit noch recht früh. 2016 folgte eine eigene Entwicklungseinheit in Rumänien. 2021 haben wir unsere gesamte Softwareentwicklung in eine Matrixorganisation überführt, mit klaren Verantwortlichkeiten in Bereichen wie Order Management, Marktplatz, Webshop und Cloud-Plattform. Und 2024 kam mit PSG Equity ein starker Investor an Bord.
Wirtschaftsforum: Was genau bietet PlentyONE heute an?
Aye Stephen: Unsere Plattform vereint Warenwirtschaft, Webshop, Kassensystem und Multichannel-Vertrieb in einer Lösung. Das bedeutet, unsere Kunden können ihren gesamten Produkt- und Verkaufsprozess – von der Beschaffung bis zur Retoure – über ein zentrales System steuern. Bestände, Aufträge, Zahlungen, Versand, Rechnungen – alles ist automatisiert und synchronisiert. Wir ermöglichen außerdem die Anbindung an über 150 Verkaufskanäle wie Amazon, eBay, Otto, Zalando oder Kaufland – und das alles mit nur einem Backend.
Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Sie von anderen E-Commerce-Plattformen?
Aye Stephen: Der entscheidende Unterschied ist unser Funktionsumfang: Viele Anbieter decken Teilbereiche ab – wir liefern das Gesamtpaket. Dabei sind wir nicht in Konkurrenz zu bestehenden Shopsystemen, sondern oft die perfekte Ergänzung, wenn es um professionelle Digitalisierung der kaufmännischen Prozesse im Hintergrund geht. Viele Kunden nutzen beispielsweise Shopify oder Shopware im Frontend, setzen aber auf unser System für Lagerhaltung, Auftragsabwicklung und Multichannel-Vertrieb. Das macht uns zu einem zentralen Enabler des digitalen Handels.
Wirtschaftsforum: Welche Kunden sprechen Sie konkret an?
Aye Stephen: PlentyOne ist europaweit, vor allem aber im deutschsprachigen Raum stark – unsere Kernmärkte sind Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wir bedienen sowohl größere Marken und Enterprise-Kunden als auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Letztere stehen aktuell wieder verstärkt im Fokus, auch mit neuen, maßgeschneiderten Preismodellen. Für sehr kleine Händler – etwa Einzelpersonen ohne E-Commerce-Erfahrung – ist unsere Lösung inzwischen zu umfangreich. Aber wer ernsthaft online verkaufen will, findet bei uns die nötige Skalierbarkeit und Effizienz.
Wirtschaftsforum: Können Sie ein Beispiel für eine Erfolgsgeschichte nennen?
Aye Stephen: Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die eines Kunden, der als Schornsteinfeger begann und nebenbei über eBay Waren aus einem Outlet verkauft hat. Heute betreibt er einen millionenschweren Onlinehandel mit direktem Zugang zu Herstellern – komplett über unsere Plattform gesteuert. Solche Erfolgsgeschichten zeigen, wie leistungsfähig E-Commerce sein kann, wenn man das richtige Werkzeug an der Hand hat.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich der Markt zuletzt verändert?
Aye Stephen: Die Pandemie war sicher ein großer Treiber für den Onlinehandel. Viele Händler, und damit auch wir, haben davon profitiert. Inzwischen ist der Markt auf hohem Niveau angekommen – aber auch deutlich komplexer geworden. Geopolitische Krisen, direkte Konkurrenz durch chinesische Händler, die nach Europa liefern, und das Ende klassischer Zwischenhandelsmodelle verändern das Umfeld. Unsere Händler müssen sich zunehmend differenzieren, neue Marktplätze erschließen und Prozesse effizienter gestalten – dabei helfen wir ihnen.
Wirtschaftsforum: Wie reagieren Sie auf diese Herausforderungen?
Aye Stephen: Unsere Software wird kontinuierlich weiterentwickelt – agil, modular und in engem Austausch mit unseren Kunden. Neue Verkaufskanäle können wir dank moderner Schnittstellen relativ einfach integrieren. Wir investieren stark in Automatisierung, Cloud-Infrastruktur und zunehmend auch in KI-basierte Funktionen, etwa zur intelligenten Steuerung von Lagerbeständen oder Preisstrategien. Unser Ziel ist es, digitalen Handel so bequem wie möglich zu machen – getreu unserer Mission: „We strive to make digital commerce a convenient day-to-day business.“
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?
Aye Stephen: Mit PSG im Rücken wollen wir unsere Marktposition im DACH-Raum weiter stärken und europäisch wachsen. Technologisch liegt der Fokus auf noch mehr Automatisierung, stabiler Skalierbarkeit und der Integration von KI und datengetriebenen Entscheidungen. Gleichzeitig ist uns wichtig, dass wir für unsere bestehenden Kunden ein verlässlicher Partner bleiben – Investitionssicherheit, Systemstabilität und exzellenter Support sind zentrale Themen.