Flächen für eine blühende Zukunft
Interview mit Dr. Janis Meyerhof, Vorstandsmitglied der JLW Holding AG

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Meyerhof, Sie sind Vorstandsmitglied der JLW Holding AG, die Teil der Lindhorst Gruppe ist. Wofür steht der Name Lindhorst und wo liegt der Fokus der JLW Holding?
Dr. Janis Meyerhof: Bei der Lindhorst Gruppe handelt es sich um einen familiengeführten Unternehmensverbund mit Wurzeln in der Land- und Forstwirtschaft. Ernst Lindhorst gründete das erste Unternehmen 1931 als Viehhandel; für einen dynamischen Wachstumskurs sorgte der heutige Aufsichtsratsvorsitzende der JLW Holding, Jürgen Lindhorst sen. In den 1990er-Jahren übernahm er landwirtschaftliche Großbetriebe und tätigte damit sehr langfristige Investments; ein Betrieb ist seit über 30 Jahren im Portfolio.
Heute sind rund 3.000 Mitarbeiter in der gesamten Gruppe tätig, die neben der JLW Holding zwei weitere große Konzernstränge vereint. Das Gros der Mitarbeiter ist in den Bereichen Bau und Immobilien sowie Pflege und Gesundheit beschäftigt, die von Alexander Lindhorst verantwortet werden. Hier geht es zum Beispiel um den Bau und Betrieb von Pflegeheimen und Wohnquartieren. Im Konzernstrang der JLW Holding liegt der Fokus auf den Segmenten Land- und Forstwirtschaft nebst Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie erneuerbaren Energien.
Wirtschaftsforum: Die Lindhorst Gruppe kommt aus der Landwirtschaft; diese ist auch heute ein wesentliches Asset. Wo genau liegt das Potenzial?
Dr. Janis Meyerhof: Die Energiewende in Deutschland ist politisch gewollt und ein wichtiges Ziel. Wir stellen dafür notwendige Flächen zur Verfügung und gestalten damit die Energiewende aktiv mit. Über Tochtergesellschaften entwickeln wir beispielsweise Photovoltaik- und Agri-PV-Anlagen auf geeigneten Flächen. Dasselbe gilt für Windparks. Unser Unternehmen orientiert sich seit jeher an den Grundbedürfnissen der Menschen. Das galt zum Beispiel für den Viehhandel, der die Fleischversorgung fokussierte, und gilt heute für die Stromversorgung und die allgemeine Produktion von Nahrungsmitteln. Mit unserem Portfolio engagieren wir uns sehr stark für eine grüne Zukunft und können die damit verbundenen Anforderungen gut bedienen.
Wirtschaftsforum: Sie sind seit April 2024 im Unternehmen beschäftigt. Wie erleben Sie die Gruppe und wo sehen Sie persönlich Herausforderungen?
Dr. Janis Meyerhof: Die Gruppe zeichnet sich durch einen besonderen familiären Geist, einen großen Zusammenhalt und besonderes soziales und ökologisches Engagement aus. Weil dem Unternehmen das persönliche Wohl jedes Mitarbeiters wichtig ist, gibt es Angebote wie eine hervorragende Kantine oder Fitnessmöglichkeiten. Ich selbst sehe mich sowohl in einer strategischen als auch operativen Verantwortung. Der Bereich der erneuerbaren Energien ist noch sehr jung und bietet für die Zukunft großes Potenzial.
Die JLW Holding war schon vor meinem Eintritt ins Unternehmen im Bereich Windenergie aktiv; wir haben dieses Feld jetzt noch einmal neu aufgestellt und sind über strategische Partnerschaften selbst in die Projektentwicklung eingestiegen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Thema Ausgleich und Ersatz, bei dem es darum geht, Flächennutzungen durch Naturschutzmaßnahmen auszugleichen. Die Energiewende zieht einen entsprechenden Flächenausgleichsbedarf nach sich; nicht nur durch Windkraft- und Photovoltaikanlagen, sondern auch durch die damit verbundene Infrastruktur. Wir bieten deshalb unter anderem Erstaufforstungen auf Ackerflächen an. Nicht nur, wenn der Bedarf gesetzlich festgelegt ist, sondern auch für Marktteilnehmer, die derartige Maßnahmen freiwillig vornehmen.
Das können Immobilien- oder Projektentwickler, aber auch Unternehmen aus der Energiewirtschaft oder Großkonzerne mit Nachhaltigkeitsambitionen sein. Für sie stellen wir unsere Flächen zur Verfügung, legen darauf Blühstreifen an, forsten Wälder wieder auf oder legen neue, klimastabile Mischwälder an. In Zukunft werden wir uns dem Thema Ausgleichsbedarfe auch für Dritte noch stärker widmen.
Wirtschaftsforum: Flächen sind das klare Asset der JLW Holding. Wie wird das Unternehmen diese in Zukunft nutzen?
Dr. Janis Meyerhof: Auf Grundlage der Teilhabe an gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen, die Flächenbedarfe nach sich ziehen, legen wir großen Wert auf eine breite Diversifizierung. Dazu zählen die bereits angesprochenen Erstaufforstungsflächen, die sich weniger für die Nahrungsmittelproduktion eignen und die wir verstärkt anbieten möchten, zum Beispiel für Windparks im Wald. Dabei geht es in erster Linie um Flächen in Brandenburg und Niedersachsen. Jetzt müssen wir die Eingreifer ansprechen und den Naturschutzbehörden signalisieren, dass wir über dieses Flächenportfolio verfügen.
Wirtschaftsforum: Windparks und Freiflächen für Photovoltaikanlagen sind nicht unumstritten. Welche Rolle spielt die Kommunikation in diesem Zusammenhang?
Dr. Janis Meyerhof: Kommunikation ist das A und O, um die Menschen mitzunehmen. Wir nehmen die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst, organisieren Versammlungen und Infoveranstaltungen. Ein großer Vorteil ist, dass wir vor Ort und damit bekannt, nahbar und ansprechbar sind.
Wirtschaftsforum: Haben Sie angesichts der anstehenden Regierungsbildung einen Wunsch an die Politik?
Dr. Janis Meyerhof: Ich wünsche mir, dass man den eingeschlagenen Weg weiter verfolgt, den Ausbau erneuerbarer Energien forciert. Genehmigungsverfahren sollten vereinfacht werden, um schneller Ergebnisse zu erzielen. Wir wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, einen lebenswerten Planeten für die Folgegenerationen zu hinterlassen. Als Familienunternehmen geht es uns stets um Enkeltauglichkeit.