Mit Hochdruck Richtung Zukunft

Interview mit Prof. Dr. Klaus Hoff, Geschäftsführer der Andreas Hofer Hochdrucktechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Prof. Dr. Hoff, Sie sind Geschäftsführer der Andreas Hofer Hochdrucktechnik GmbH und kommen ursprünglich von der Firma NEUMAN & ESSER (NEA), wo Sie global für den Bereich Technik verantwortlich sind. 2015 kam es zur Übernahme von Hofer. Wie kam es dazu?

Prof. Dr. Klaus Hoff: Andreas Hofer ist ein traditionsreiches Unternehmen, das Anfang der 1920er-Jahre von Andreas Hofer gegründet wurde. Andreas Hofer war zuvor am Kaiser-Wilhelm-Institut tätig, aus dem später das Max-Planck-Institut entstand. Er war zu der Zeit ein Vordenker, entwickelte Kolbenverdichter und war im Bereich Druck und Gas tätig, dem Kern-Know-how von Hofer. Heute ist Hofer bekannt für Membranverdichter und hy-draulisch angetriebene Kolbenverdichter vor allem für hohe Drücke; diese Produkte ergänzen die NEA-Produkte perfekt.

Wirtschaftsforum: Wie ist NEA aufgestellt und wie wirkte sich die Fusion aus?

Prof. Dr. Klaus Hoff: NEA ist ein mittelständisches, international aufgestelltes Unternehmen und ungefähr zehnmal größer als Hofer. Überall in der Welt, wo Kolbenverdichter gebraucht werden, gibt es eine lokale Vertriebsorganisation. Da wir sehr erklärungsbedürftige Produkte haben, die exakt nach Kundenwunsch gefertigt werden, sind unsere Vertriebsmitarbeiter ausgebildete Ingenieure, die die Produkte mit entsprechender Fachkompetenz erklären. Da auch Hofer-Produkte tailor-made sind und es viele Parallelen bei Anwendungen und Kunden gibt, wurden unsere Vertriebsmitarbeiter entsprechend geschult, um auch Hofer-Produkte zu vertreiben. Durch diese Verzahnung bot sich die Chance, Hofer-Produkte in größerem Stil zu verkaufen. Heute sind am Standort Mülheim100 Mitarbeiter für Hofer tätig; die gesamte Gruppe umfasst um die 1.200 Mitarbeiter. Vor der Übernahme setzte Hofer 15 Millionen EUR um, heute sind es 35 Millionen.

Wirtschaftsforum: Gehen Sie davon aus, dass diese dynamische Entwicklung anhalten wird?

Prof. Dr. Klaus Hoff: Ja. Hofer-Produkte passen perfekt in Anwendungen rund um die Wasserstofftechnologie und unsere Kernkompetenz liegt überall dort, wo Wasserstoff verdichtet werden muss. Sowohl NEA als auch Hofer haben schon immer Wasserstoffverdichter gebaut und an die chemische Industrie oder Raffinerien geliefert. Wir sind davon überzeugt, dass sich Wasserstoff im Zuge der Energiewende als Speichermedium für Energie langfristig durchsetzen wird und blicken vor diesem Hintergrund sehr positiv nach vorn. Gleichzeitig werden die klassischen Märkte nicht komplett wegbrechen.

Wirtschaftsforum: Gibt es exemplarisch bestimmte Highlight-Produkte oder Lösungen?

Prof. Dr. Klaus Hoff: Das Besondere an Hofer ist, dass es um extreme Drücke jenseits von 200 bar bis rauf auf 3.000 bar geht. Interessant ist das zum Beispiel für Brennstoffzellenfahrzeuge, für die es momentan um die 100 Tankstellen in Deutschland gibt; einige sind mit Hofer-Kompressoren ausgerüstet. Verschiedene Forschungseinrichtungen arbeiten mit unseren Kompressoren, zudem gibt es das HIP-Verfahren, bei dem Materialien für höchste Festigkeiten mit extrem hohen Drücken so zusammengepresst werden, dass sich Materialeigenschaften exorbitant verbessern; zum Beispiel die Festigkeit. Angewendet wird das Verfahren unter anderem in der Medizintechnik oder der Flugzeugindustrie, wo hohe Festigkeit bei relativ geringem Gewicht gefragt ist. Auch für Airbag-Kartuschen braucht man Kompressoren.

Wirtschaftsforum: Konzerne wie Bayer, BASF, Shell und BP sind langjährige Kunden. Mit dem neuen Standbein Wasserstoff kommen neue Player wie Energieversorger hinzu. Warum arbeiten Kunden immer wieder mit Hofer zusammen?

Prof. Dr. Klaus Hoff: Wir haben ein gutes Produkt, mit dem wir auf einem Nischenmarkt agieren. Hofer hat sich immer auf Tailor-made-Lösungen konzentriert, steht für eine entsprechende Erfahrung und Qualität. Das hat zum guten Ruf beigetragen. In Verbindung mit dem Portfolio der gesamten NEA-Unternehmensgruppe sind wir in der Lage, Gesamtlösungen mit optimal aufeinander abgestimmten Komponenten inklusive Service aus einer Hand zu liefern. Das birgt enorme Vorteile für den Kunden.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die Branchenentwicklung?

Prof. Dr. Klaus Hoff: Wasserstoff wird als Energieträger in der Mobilität der Zukunft eine Rolle spielen; zum Beispiel, wenn brennstoffzellenbetriebene Züge nicht-elektrifizierte Strecken bedienen oder Brennstoffzellen Dieselantriebe in der Binnenschifffahrt ersetzen. In Aachen forscht man an wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotoren. Klar ist, dass man Wasserstoff auf einen hohen Druck bringen muss, sonst gibt es keine Energiedichte, und dafür braucht man Verdichter. Damit sind wir für das Thema Wasserstoff bestens aufgestellt und hoffen, unseren Anteil am Gesamtkuchen der Nische weiter steigern zu können. Durch meine Tätigkeit als Professor an der RWTH Aachen habe ich die Chance, junge Ingenieure für diese zukunftsträchtige Nische auszubilden.

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