Design-Schalter für Smart Home und Smart Building

Interview mit Jürgen Kitz, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der Albrecht JUNG GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Kitz, Sie haben am 1. März 2020 die Geschäftsführung der Albrecht JUNG GmbH & Co. KG übernommen. Wo sehen Sie die Stärken der Firma?

Jürgen Kitz: JUNG ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit einer sehr langen Geschichte und Tradition. Unser Erfolg liegt in der perfekten Verbindung von Qualität, Innovation und Design. Heute befinden wir uns erst in der vierten Geschäftsführer-Generation, was von Langfristigkeit und Beständigkeit unserer Denkansätze zeugt. Mein Vorgänger Harald Jung ist nach 16 Jahren im Amt zum 1. Januar dieses Jahres als Vorsitzender in den Aufsichtsrat gewechselt. Davor haben wir zehn Monate zusammengearbeitet, um den Nachfolgeprozess erfolgreich zu gestalten.

Als Geschäftsführer für den Bereich Marketing und Vertrieb arbeite ich mit Michael Eyrich, der weiterhin den kaufmännischen Bereich verantwortet, und Martin Herms, der für Innovation und Technologie zuständig ist, zusammen. Unsere Aufgabe als neues Geschäftsführungsteam ist es, der Firma einen neuen Kompass zu geben und die Strategie für die nächsten Jahre festzulegen. Wichtig ist es, die finanzielle Unabhängigkeit der Firma zu sichern und Zukunftsthemen gut und strategisch richtig zu gestalten. Dabei stehen auch die konsequente Kundenorientierung und weitere Internationalisierung im Vordergrund.

Wirtschaftsforum: JUNG blickt auf eine lange Unternehmensgeschichte. Welche historischen Produkt-Highlights haben die Firma nachhaltig geprägt?

Jürgen Kitz: Firmengründer und Namensgeber war Albrecht Jung, der 1912 mit einem Patent für einen selbst entwickelten, neuartigen Zugschalter ins Geschäft eingestiegen ist. Sein Fokus auf Innovation, Qualität und Design prägt unsere Philosophie bis heute. Letzteres fand unter der Leitung seines Sohnes und Nachfolgers Siegfried Jung in der Entwicklung des LS 990 Schalter-programms seinen Höhepunkt. Dieser Schalter, der erstmals 1968 eingeführt wurde, war einer der ersten vollflächigen Lichtschalter auf dem Markt. Das reduzierte, geometrische Design passte besser zu moderner Architektur und wurde schnell zur Stilikone. Heute ist LS 990 seit über 50 Jahren immer noch aktuell und fester Bestandteil unseres Produktportfolios. Ein wahrer Klassiker.

Wirtschaftsforum: Heutzutage sind Themen wie Smart Building (Zweckbau) und Smart Home (Wohnbau) in aller Munde. Inwiefern geht JUNG diesen Trend mit?

Jürgen Kitz: Wir gehen nicht nur mit, sondern sind auch hier wegweisend. Bereits in den 1970er-Jahren begann der Siegeszug der Elektronik bei Jung mit der Entwicklung von elektronischen Trafos oder Dimmern, um Licht zu steuern. In den 1990er-Jahren wurde uns sehr schnell klar, dass fortschreitende Vernetzung die Entwicklung eines einheitlichen Standards nötig machen würde. Deshalb war JUNG Gründungsmitglied bei Instabus, einem Feldbus zur Gebäudeautomation, der heute als KNX bekannt ist. Dieser weltweit führende Standard für die Vernetzung von Gebäudefunktionen wird von mehr als 500 Unternehmen unterstützt.

Wirtschaftsforum: Können Sie etwas mehr über Ihre intelligente Gebäudetechnik erzählen?

Jürgen Kitz: Wir haben zwei Systeme entwickelt, die jeweils den Neubaubereich und den Nachrüstungsmarkt bedienen. KNX ist unser Flaggschiff-Produkt und bietet Kunden sowohl im Privat- als auch im Zweckbau ein deutliches Plus an Komfort, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. Sämtliche Haus- und zahlreiche Multimedia-funktionen können mit der intelligenten Gebäudesystemtechnik miteinander vernetzt und zentral gesteuert werden. Als verkabeltes System lässt sich KNX optimal im Neubaubereich einsetzen. Als Nachrüstung bieten wir das eNet Smart Home Funksystem, das die Lücke zwischen konventioneller Technik, in der Geräte über Stromkabel verdrahtet sind, und der vernetzten Gebäudesystemtechnik schließt. Beide Systeme lassen sich über den JUNG Konfigurator optimal an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen. Durch die Einteilung der Systeme in die Kategorien Basis, Komfort, Premium und High End erleichtern wir die Auswahl der Komponenten für unsere Kunden.

Wirtschaftsforum: Für welche Kunden kommt ein solches Gebäudeautomationssystem infrage?

Jürgen Kitz: Heutzutage sind diese Systeme komplett skalierbar, sodass sie sowohl in Privatwohnungen, als auch in 5-Sterne-Hotels zu finden sind. Auch hochwertige Installationen für das Gesundheitswesen, Yachten und Büro- und Zweckgebäude bieten wir an.

Wirtschaftsforum: Der Smart Home-Bereich entwickelt sich sehr schnell. Welche Neuheiten gibt es aus dem Hause JUNG?

Jürgen Kitz: Einerseits wird die Technologie immer fortschrittlicher. In den letzten Jahren ist hinzugekommen, dass wir vermehrt auf cloudbasierte Lösungen und das Internet of Things setzen. Cloud-Dienste werden immer wichtiger. Letztes Jahr haben wir KNX Secure eingeführt, das die Datensicherheit im Gebäude erhöhen soll.

Auf der anderen Seite wollen unsere Kunden ein ansprechendes Produkt. Sowohl Design als auch Haptik der Produkte müssen stimmen. Unser Fokus auf eine möglichst gelungene Kombination aus Design und Technik macht unsere Produkte bei Architekten sehr beliebt. Daher haben wir mit dem neuen LS 1912 Kippschalter einen Klassiker wiederaufleben lassen. Das schlichte Design ist eine Hommage an das Gründungsjahr von JUNG.

Wirtschaftsforum: Sie schöpfen die Möglichkeiten der digitalen Transformation in Ihren Produkten voll aus. Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung für Sie in anderen Bereichen?

Jürgen Kitz: Wir liefern unsere Produkte an den Elektrogroßhandel, der wiederum an den Elektrofachhandwerker weiterverkauft. Der Weg über den Fachinstallateur ist uns sehr wichtig. Heute wählen aber viele Kunden den direkten Weg über Onlineshops. Diese digitalen Vertriebswege stellen uns vor große Herausforderungen. Für uns ist es wichtig, die Wertigkeit unserer Produkte dadurch nicht aus dem Blick zu verlieren und sicherzustellen, dass Bauherren über diese neuen Informationswege trotzdem gut bedient werden.

Wirtschaftsforum: Vom Lichtschalter zum Smart Home. Wie geht es weiter?

Jürgen Kitz: Es ist wichtig, dass die Häuser, die heute gebaut werden, auch zukunftsfähig sind. Das heißt auch, dass zwar ein Neubau nicht gleich auch ein Smart Home sein muss, aber in 10 oder 15 Jahren muss es trotzdem möglich sein, eines daraus zu machen. Die gesetzlichen Anforderungen werden in diesem Bereich immer strenger. Daher versuchen wir das Thema Energieeffizienz schon heute zu berücksichtigen. Für uns ist die Zukunft eindeutig elektrisch und vernetzt. Wichtig aber ist für JUNG, die Nutzererfahrung mit den Produkten so angenehm wie möglich zu machen. Damit lassen sich Kunden begeistern.

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