Wie man als Team mehr erreicht
Interview mit Carsten Sell, Director of Sales & Marketing AIRCO Systems GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Sell, Ihr Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Herstellern im Bereich der Stickstofferzeugung. Worauf beruht dieser Erfolg?
Carsten Sell: AIRCO existiert seit über 20 Jahren. 2007 hatte ich die Idee für eine neue Technologie für die Produktion von Stickstoff, die in dieser Form weltweit einzigartig ist. Unsere PSAL®-Stickstoffgeneratoren erzeugen Stickstoff aus Druckluft. Dabei wird die Luft zunächst gefiltert, um Verunreinigungen wie Öldämpfe und Partikel zu entfernen. Die gereinigte Druckluft wird in Adsorptionsbehälter geleitet. Dann werden die Sauerstoffmoleküle entfernt und der Drucktaupunkt gesenkt. Als Ergebnis erhält man ein sauberes, trockenes und hochreines Stickstoffgas, mit einem Reinheitsgrad von 99,9999%.
Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Vorteile neben der hohen Reinheit?
Carsten Sell: Stickstoffgeneratoren von AIRCO erzeugen grünen Stickstoff, der unseren Kunden dabei hilft, ihre Kosten und gleichzeitig ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Durch die eigene Erzeugung vor Ort wird den Kunden ermöglicht, unabhängig von Stickstofflieferanten zu werden und so Lieferengpässen vorzubeugen.
Wirtschaftsforum: Auch Sie versuchen möglichst unabhängig zu produzieren.
Carsten Sell: Ja, wir haben alle Bauteile die wir brauchen hier und benötigen somit keine fertigen Komponenten für unsere Generatoren. Auch die Konzeptentwicklung, die Planung und das Engineering erfolgen im Haus.
Wirtschaftsforum: Mit Ihren Produkten unterstützen Sie Ihre Kunden dabei, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Arbeiten Sie auch möglichst nachhaltig?
Carsten Sell: Unser gesamter Betrieb ist CO2-neutral. Unsere Produkte werden aufgrund ihrer hervorragenden CO2-Bilanz EU-weit gefördert.
Wirtschaftsforum: Wie hoch ist die Nachfrage nach grünen Stickstoffgeneratoren?
Carsten Sell: Wir haben im Moment eine exponentielle Entwicklung und sind auch während der Corona-Pandemie weiter gewachsen. Stickstoff im eigenen Betrieb selber zu erzeugen, kostengünstig und umweltfreundlich, wird von unseren Kunden immer stärker nachgefragt. Vor Corona hatten wir 41 Mitarbeiter, heute sind es 75.
Wirtschaftsforum: Haben Sie denn Probleme, neue Mitarbeiter zu finden?
Carsten Sell: Nein, wir haben eine eigene Recruiting-Abteilung und erhalten jeden Tag acht bis zehn Bewerbungen. Bis Ende des Jahres wollen wir die Belegschaft auf 100 Mitarbeiter aufstocken.
Wirtschaftsforum: Woran liegt es, dass Sie als Arbeitgeber so beliebt sind?
Carsten Sell: Wir sind hier bei AIRCO ein echtes Team. Wir leiten das Unternehmen zu viert: Christian Böcher, Thorsten und Britta Schröder und ich sind Teil des Teams. Das Umfeld bei AIRCO ist sehr familiär und die Hierarchien sind sehr flach. Gemeinsam als Team zu agieren ist uns sehr wichtig. Das ist die Philosophie von AIRCO. Zusammen haben wir es geschafft, ein visionäres Produkt erfolgreich am Markt zu etablieren, das war immer mein Ziel. Der Teamgedanke wird hier wirklich gelebt, deshalb erhalten wir überdurchschnittlich viele Bewerbungen, insbesondere von jungen Menschen. Unsere Firma ist wirklich so, wie wir sie auf Instagram, LinkedIn und Facebook darstellen. Wir haben bei AIRCO keinerlei Vorurteile. Und wenn jemand kein Deutsch kann, bieten wir Deutschkurse und weitere Fortbildungsmöglichkeiten an. Wir verstehen uns als weltoffenes und zugleich familiäres Unternehmen; nach der Arbeitszeit gehen viele nicht direkt nach Hause, sondern sitzen noch zusammen.
Wirtschaftsforum: Stellen Sie neben Stickstoffgeneratoren noch weitere Produkte her?
Carsten Sell: Unsere Produktpalette umfasst Kompressoren, Druckluft-, Stickstoff- und Sauerstoffsysteme, die speziell auf die Anforderungen unserer Kunden zugeschnitten sind. Außerdem bieten wir umfassenden Service in den Bereichen Stickstoff- und Sauerstofferzeugungstechnik an. Von der Beratung über die Planung und Projektierung bis zur Umsetzung und laufenden Betreuung der Anlagen.
Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Hauptkunden?
Carsten Sell: Wir beliefern eine große Bandbreite: Vom produzierenden Gewerbe der Blechverarbeitung, der Öl- und Gasindustrie und Lebensmittelproduktion, bis zur Luft- und Raumfahrtindustrie und der Elektrotechnik. Aber auch viele OEMs.
Wirtschaftsforum: Welchen Stellenwert für die Kundenakquise hat das Marketing bei AIRCO?
Carsten Sell: Im Marketing braucht es den Mut, sich nach außen realistisch und ehrlich zu präsentieren. Das ist ganz wichtig, um wahrgenommen zu werden. Wir betreiben auch Marketing über Social Media. Allein über Instagram verkaufen wir fünf bis sechs Anlagen pro Jahr.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie mit AIRCO in den kommenden Jahren?
Carsten Sell: Wir wollen vor allem unsere hohe Qualität und die marktführende Position weiter ausbauen und dabei unser Wachstum stabilisieren. Wir haben ständig neue Ideen und arbeiten an mehreren Projekten, die in den nächsten zwei bis drei Jahren realisiert werden. Wir wollen aber nicht nur das Unternehmen vorantreiben; wir haben auch Freude daran, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln, und zu sehen, wie sie wachsen und Teil des Ganzen werden.