Beim Campen war das Energiemanagement schon immer eine Herausforderung

Interview mit Alexander Reichmann, Geschäftsführer der Ahorn Camp GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Reichmann, die Zeichen für Wohnmobilverkäufer stehen seit Corona gut. Oder hat sich das inzwischen geändert?

Alexander Reichmann: Nein, die Coronazeit hat die Wahrnehmung für das Camping deutlich erhöht. Dadurch konnten wir auch neue Zielgruppen gewinnen. Junge Familien sind plötzlich Wohnmobilfans. Dies ist ein langfristiger Trend. Probleme sind jedoch die Inflation, lange Lieferzeiten und die Zinserhöhung. Die Zeiten sind turbulenter geworden, und man muss heute reaktiver sein.

Wirtschaftsforum: Wie ist Ahorn Camp aufgestellt?

Alexander Reichmann: Wir sind das Kernunternehmen einer Gruppe und haben Niederlassungen in Speyer, bei Düsseldorf und in der Nähe von Frankfurt. 120 Mitarbeiter sind bei uns beschäftigt. Unser Umsatz liegt knapp unter 100 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Welche Fahrzeuge bieten Sie Ihren Kunden an?

Alexander Reichmann: Unser Angebot umfasst Wohnmobile und Kastenwagen, exklusiv mit Fahrwerken von Renault. Wir haben einen eigenen Vertrieb, vertreiben unsere Fahrzeuge aber auch über die 45 Renault-Niederlassungen. Daneben vermieten wir selbst über unsere Marke Ahorn Rent sowie über 60 Stationen im Franchise. Der Vertrieb läuft unter unserer eigenen jungen Marke.

Wirtschaftsforum: Hat sich die Nachfrage der Kunden in den vergangenen Jahren verändert?

Alexander Reichmann: Ja, die Kastenwagen gewinnen immer mehr Marktanteile, heute sind es bereits 40%. Das liegt vor allem an den jungen Neueinsteigern. Sie sind flexibler und suchen daher auch ein kompakteres Fahrzeug. Wir erleben außerdem ein Revival des Alkoven-Wohnmobils. Es bietet einen separaten Schlafbereich über dem Fahrerhaus und wird jetzt häufig von Familien genutzt, um ein zusätzliches Bett zu gewinnen. Den Bereich Vermietung fördern wir weiter, da er auch Potenzial für Neukunden schafft. Leute, die ein Wohnmobil oder einen Kastenwagen kaufen wollen, testen in der Regel erst einmal mit einem Mietfahrzeug.

Wirtschaftsforum: Ist Export für Sie ein Thema?

Alexander Reichmann: Wir sind bereit, auch ins Ausland zu verkaufen, Aufgrund der begrenzten Kapazitäten haben wir uns jedoch auf Deutschland konzentriert. Deutschland verzeichnet europaweit die größte Nachfrage. Es kommt aber vor, dass Ausländer nach Frankfurt reisen und dann mit unseren gemieteten Wohnmobilen eine Rundreise durch europäische Staaten machen.

Wirtschaftsforum: Inwiefern verändert sich Ihr Geschäft durch die Digitalisierung?

Alexander Reichmann: Der Trend zur Digitalisierung ist auch in unserer Branche deutlich. Wir haben neue Softwaresysteme für die Buchhaltung, Customer Relationship und die allgemeine Verwaltung. Die Vermietungsportale werden immer weiter optimiert. Auch in den Fahrzeugen gibt es neue Tendenzen. Dazu arbeiten wir mit dem Startup Revotion zusammen. Es hat eine smarte Lösung entwickelt, mit der alles vom Smartphone aus gesteuert werden kann, vom Licht bis zum Kühlschrank. Beim Campen mit dem Wohnmobil war die Energieversorgung schon immer eine kritische Herausforderung, da nie genügend Batteriekapazität vorhanden war. Diese Technologie ist daher eine wichtige Neuerung, um die Energie effizient zu nutzen.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Branche?

Alexander Reichmann: Wir sind abhängig von der Antriebstechnik der Nutzfahrzeuge. Irgendwann werden auch wir uns mit dem Thema Elektromotoren und Wasserstoffantriebe befassen müssen. Das ist aber noch nicht aktuell. Im Vergleich zu Flugreisen und anderen Formen des Urlaubs ist das Camping ein sehr nachhaltiges Verreisen. Daher wird der Markt weiterwachsen. In der Presse liest man sehr viel von Krisen; eine jagt die nächste, obwohl es im Grunde genommen immer nur bergauf geht. Es wird viel Panik gemacht. Ich habe mich entschlossen, die Sache ruhig anzugehen und die Entwicklung meines Unternehmens resilient voranzutreiben. Fakt ist jedoch, dass man schneller auf den Markt reagieren und aktiv sein muss.

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