Aufwind für erneuerbare Energien

Interview mit Lutz Stefaniak, Geschäftsführer der WKA Sachsen Service GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Stefaniak, wie hat die Geschichte von 3Energy begonnen?

Lutz Stefaniak: Die 3Energy Unternehmensgruppe entstand aus dem Engagement für erneuerbare Energien, das bereits 1990 nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann. Dr. Klaus-Dieter Lietzmann legte den Grundstein, indem er in Sachsen die ersten Windkraftprojekte initiierte und bis 1997 rund 60 Anlagen in Betrieb nahm. 1997 gründeten wir, neben dem Ingenieurbüro ENWERTEC, das erste Unternehmen, das sich auf die technische Wartung und den Service von Windkraftanlagen spezialisierte. Mit der Zeit erweiterten wir unser Leistungsspektrum und gründeten weitere Unternehmen innerhalb der Gruppe. Heute umfasst die 3Energy Unternehmensgruppe mehrere Firmen, die alle Zyklen der Lebensdauer von Windkraftanlagen und Photovoltaik abdecken – von der Planung und Errichtung über die Wartung bis hin zur Betriebsführung. Aktuell beschäftigt die Gruppe 85 Mitarbeiter in Deutschland, weltweit über 200 Mitarbeitende, und erzielt einen gemittelten Jahresumsatz von etwa zehn Millionen EUR in Deutschland.

Wirtschaftsforum: Welche Entwicklungen und Erweiterungen haben die Gruppe geprägt?

Lutz Stefaniak: Politische und regionale Bedingungen haben uns immer wieder gezwungen, unsere Geschäftsideen anzupassen. Planung und Entwicklung, weiter mit Service und Wartung, bis zur Betriebsführung sind als Aufgabenfelder für uns entstanden. Dem Service wurde ein europaweites Errichtungsteam hinzugefügt, da die Anforderungen an uns zunahmen. Wir sind auf internationale Märkte ausgewichen und wurden wieder einmal zum Umdenken gezwungen; auch Regionen wie Südamerika und Südafrika sind uns nicht fremd.

Wirtschaftsforum: In welchen Bereichen hat sich Ihr Unternehmen in den letzten Jahren weiterentwickelt?

Lutz Stefaniak: Wir haben kontinuierlich an der Optimierung unserer Prozesse gearbeitet und neue Geschäftsfelder erschlossen. Ein Beispiel ist unser Photovoltaikprojekt in Uruguay mit einer Kapazität von 66 MW. Gleichzeitig haben wir unser Engagement in Deutschland verstärkt und uns auf die Modernisierung bestehender Anlagen konzentriert. Unsere Flexibilität hat es uns ermöglicht, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Zusätzlich haben wir unser Team kontinuierlich weitergebildet und neue Technologien implementiert, um stets am Puls der Zeit zu bleiben und unseren Kunden die bestmöglichen Lösungen anbieten zu können.

Wirtschaftsforum: Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell?

Lutz Stefaniak: Aktuell stellen steigende Logistikkosten und die unsichere politische Lage große Herausforderungen dar. Die Inflation und die damit verbundenen Unsicherheiten erschweren die Planung. Zudem verzögern die zeitaufwendigen Genehmigungsverfahren in Deutschland die Umsetzung neuer Projekte. Häufige Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen erfordern zusätzliche Anpassungen. Trotz dieser Herausforderungen bleiben wir optimistisch und konzentrieren uns darauf, innovative Lösungen zur Energiewende zu entwickeln. Es ist unerlässlich, dass wir flexibel bleiben und unsere Strategien kontinuierlich an die sich ändernden Rahmenbedingungen anpassen.
 

Wirtschaftsforum: Welche technologischen Innovationen sind für Ihr Unternehmen besonders relevant?

Lutz Stefaniak: Ein wichtiger Trend ist die zunehmende Bedeutung von Hybridlösungen, bei denen erneuerbare Energien mit Speichertechnologien kombiniert werden. Die Digitalisierung optimiert Betriebsprozesse und überwacht Anlagen. Wir setzen auf innovative Technologien, wie Drohnen, zur Inspektion von Windkraftanlagen, um Wartungskosten zu senken und die Sicherheit zu erhöhen. Zudem integrieren wir Künstliche Intelligenz, um präzise Wartungsvorhersagen und Leistungsoptimierungen zu treffen. Dies ermöglicht präventive Wartung und minimiert Ausfallzeiten.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele verfolgen Sie für die Zukunft?

Lutz Stefaniak: Für die Zukunft planen wir, unsere Aktivitäten in Südeuropa zu verstärken und weitere Projekte im Bereich erneuerbarer Energien umzusetzen. Wir wollen unsere internationale Präsenz ausbauen und in neue Märkte vordringen. Prozessoptimierungen und Personalaufstockungen sind ebenfalls wichtige Ziele. Wir möchten unsere Marktposition festigen und auf Nachhaltigkeit und Innovation setzen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Stärkung der Zusammenarbeit mit Partnern und der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Besonders wichtig ist uns die Förderung von Nachwuchskräften und die Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Darüber hinaus planen wir, unsere internen Prozesse weiter zu digitalisieren und die Nutzung erneuerbarer Energien voranzutreiben.

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