Kernkompetenz: Präzision
Interview mit Dipl.-Ing. Jürgen Barthold, Vorstand der GEMAG Gelenauer Maschinenbau AG
Das Geschäft der GEMAG ist Präzision. „Wir sind ein reiner Lohnfertiger für Präzisionsteile“, bringt Vorstand Dipl.-Ing. Jürgen Barthold die Kernkompetenz seines Unternehmens auf den Punkt. Dabei ist das Unternehmen vielseitig aufgestellt: „Wir fräsen und bohren prismatische Teile bis zu einer Länge von 10 m und können Rundteile bis zu einem Durchmesser von 2,3 m drehen und schleifen – auch etwas, das nicht jeder Wettbewerber leisten kann – und bearbeiten außerdem nicht nur Einzelteile, sondern komplette Baugruppen“, hebt der Vorstand hervor.
Für die Kunden, die zu 70% aus dem Maschinenbau kommen, bedeutet Letzteres vor allem auch Unterstützung in logistischer Hinsicht: Unter einer Artikelnummer können sie eine komplette Baugruppe bekommen. Gefertigt wird bei GEMAG in Losgrößen zwischen 1 und 100.
„Außer dem Maschinenbau bedienen wir auch Kunden aus anderen Branchen, etwa Optik, Wehrtechnik, Bergbautechnik und Landwirtschaft“, gibt Jürgen Barthold einen Überblick über das Kundenspektrum. Dabei fertigt das Unternehmen in erster Linie für den europäischen Markt: Die Produkte werden nicht nur in Deutschland verkauft, sondern auch in die Schweiz, UK, die Niederlande und Polen. „Allerdings werden die Maschinen, die unsere Baugruppen enthalten, auch weltweit vertrieben“, verdeutlicht Jürgen Barthold.
Teil einer starken Gruppe
Die Wurzeln der GEMAG reichen über 65 Jahre zurück: Sie wurde 1958 als Maschinenbauunternehmen mit dem Ziel gegründet, Ersatzteile für die im Raum Chemnitz angesiedelte Strumpfindustrie herzustellen. Nach der Wende von der Treuhand in eine AG umgewandelt, wurde im Jahr 2000 die in Limbach ansässige Omega Holding als Investor ins Boot geholt: „Die Omega Holding hat die GEMAG, wie sie heute ist, erst geschaffen“, sagt Jürgen Barthold. Sofort nach dem Einstieg wurde investiert, bereits 2001 erfolgte die Grundsteinlegung für eine neue Produktionshalle. Es entstanden insgesamt 10.000 m2 Produktionsfläche. „Alles wurde komplett neu aufgebaut, einschließlich der Produktionsanlagen. Besonders die Aufsichtsrat-Familien Barth und Landmann haben die Entwicklung über die Jahre begleitet und vorangetrieben.“
Investitionen in Qualität
Weil für die Qualität des Produkts die Qualität der Produktionsanlagen eine entscheidende Rolle spielt, investiert die GEMAG kontinuierlich in ihren Maschinenbestand. „Es ist sehr wichtig, dass wir alle Fertigungsteile auch im Mikrometerbreich präzise messen und auswerten können“, so Jürgen Barthold. „Wir haben mehrere 3-D-Messmaschinen, mit denen sich die Messergebnisse detailliert protokollieren lassen. Diese Messprotokolle geben wir auf Wunsch auch an unsere Kunden weiter.“
„Wir gehen respektvoll miteinander um. Bei uns stimmt das Arbeitsklima.“ Dipl.-Ing. Jürgen BartholdVorstand
Aktuell wurden 1,3 Millionen EUR in eine hochmoderne Maschine mit Verfahrensintegration (DMU 80 FD duo Block mit PH Cell 2000) investiert, die ab Juli in der Produktion zum Einsatz kommen wird. Diese verfügt über einen Werkstückpalettenwechsler, ermöglicht daher Fräsen und Drehen in einer Aufspannung und kann auch bedienerlos laufen, etwa in der Nachtschicht oder über das Wochenende.
Gebündelte Kompetenzen
Unter dem Dach der Omega Holding bündeln die GEMAG und sechs weitere Unternehmen aus der Region ihre Kompetenzen in einem Fertigungsnetzwerk, das verschiedenste Handwerksbereiche umfasst. „Die GEMAG und ihre Schwesterunternehmen sind alle wirtschaftlich eigenständig, arbeiten bei Bedarf aber auch zusammen“, erklärt Jürgen Barthold. „Das funktioniert so gut, weil jedes Unternehmen ein anderes Leistungsspektrum hat. So gehören zur Unternehmensgruppe neben uns als Maschinenbauer Unternehmen mit Fokus auf Oberflächenbearbeitung, Metallbau, Blechverarbeitung, industrielles Engineering, Apparatebau und ein Software-Systemhaus. So können wir unterschiedliche weitere Leistungen, die über unser spezifisches Portfolio hinausgehen, sozusagen ‘aus den eigenen Reihen’ anbieten.“
Auch in eigener Sache greift man untereinander gern auf die Kompetenzen der Schwesterunternehmen zurück: So verwendet die GEMAG ein von der Schwesterfirma DELTA BARTH Systemhaus GmbH entwickeltes ERP-System, Deleco, das auf kleine und mittelgroße Unternehmen zugeschnitten ist.
Mit gegenseitigem Respekt
Zusammenhalt und Teamwork, wie sie unter den Unternehmen der Gruppe bestehen, spiegeln sich auch innerhalb der GEMAG selbst wider: „Immer als Einheit zu arbeiten und nicht gegeneinander sichert uns als kleinem Unternehmen den Erfolg“, ist der Vorstand überzeugt. „Wir gehen respektvoll miteinander um. Bei uns stimmt das Arbeitsklima.“ Das scheinen nicht nur die 101 Mitarbeitenden, sondern auch der Nachwuchs so zu empfinden: Derzeit gibt es fünf Auszubildende im Unternehmen, zwei weitere werden Mitte des Jahres hinzukommen.
„Wir kooperieren mit drei Schulen in der Region und suchen den Kontakt zu den Schülern der Klassen 8 oder 9. Wir laden sie ein, uns bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und bieten ihnen auch Ferienjobs an. Damit sind wir in der Rekrutierung von Auszubildenden bereits erfolgreich gewesen; das entwickelt sich sehr positiv“, freut sich Jürgen Barthold. Auch in Zukunft haben Kundenzufriedenheit, Liefertreue und Qualität oberste Priorität: „Wir wollen Innovation denken, uns weiterentwickeln und dabei weiterhin als Lieferant geachtet werden“, sagt der Vorstand. „Langfristige Kundenpartnerschaften sind dabei das A und O.“