Von Verbindungen und Verbundenheit

Interview mit Mandy Haase, Geschäftsführerin der Emes Kabel GmbH

Die Geschichte von Emes ist eine Erfolgsgeschichte, allerdings eine mit Höhen und Tiefen. Claus-Dieter und Brigitte Uhlig gründeten das Unternehmen 1990 und bauten es auf drei Standbeine auf: Kabelkonfektion, Autohaus und Werkstatt. 2001 übergaben sie den Betrieb an ihre Tochter Mandy Haase. Mit gerade einmal 24 Jahren stand diese vor einer immensen Herausforderung: „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren damals schwierig“, sagt sie rückblickend. „Konsumgüter wurden immer billiger, Serienfertigungen zunehmend in Niedriglohnländer verlagert. Als Subunternehmer konnten wir unter diesen Bedingungen nicht am Markt bestehen.“ 

Aller Anfang ist schwer

Mandy Haase übernahm das Unternehmen aus der Insolvenz – allerdings nur den Bereich der Kabelkonfektion. Emes hatte damals fünf Mitarbeiter und zwei Kunden und fünf steinige Jahre vor sich. Eine besondere Herausforderung war die Insolvenz von zwei Kunden. In dieser Situation ging Mandy Haase neue Wege in der Akquise und besuchte 2007 die Messe INTEC.

Der Messebesuch war ein Wendepunkt“, sagt Mandy Haase. „Wir haben dort einen Kunden akquiriert, der bis heute einer unserer fünf größten Kunden ist.“

Neu denken, anders denken

Mit diesem und weiteren Kunden ist Emes organisch gewachsen, bis heute. 2012 zählte das Unternehmen rund 15 Mitarbeiter. Der Standort in Amtsberg wurde schnell zu klein, sodass ein Neubau mit knapp 1.000 m² errichtet wurde. 2018, mittlerweile auf 45 Mitarbeiter gewachsen, stieß man erneut an seine Grenzen, 2 Millionen EUR flossen in einen Neubau. 2020 wurde die neue Halle bezogen, die Einweihung feierte man coronabedingt erst 2021.

„2021/22 haben wir uns einen externen Berater ins Haus geholt, der uns neue Ideen und Potenziale aufzeigen sollte“, erzählt Mandy Haase. „Sein Blick über den Tellerrand hat uns neue Perspektiven eröffnet und unsere dynamische Entwicklung beflügelt. Das Change Management war eine große Herausforderung, bei es auch darum ging, die Mitarbeiter auf diese Reise mitzunehmen.“

Individuell und von A bis Z

Die Mitarbeiter haben den Veränderungsprozess, der weit über die reine Herstellung von Kabeln hinausging, begleitet und unterstützt. Heute sind 65 Mitarbeiter für Emes tätig, der Umsatz konnte von 4,9 Millionen EUR im Jahr 2022 auf 5,2 Millionen EUR 2023 gesteigert werden. Seit 2024 ist Emes als Holding strukturiert, wobei die Holding die Verwaltungseinheit darstellt, während die Emes Kabel GmbH das Fertigungsunternehmen ist. Das Portfolio wurde im Laufe der Zeit gezielt diversifiziert, sodass heute 15.000 verschiedene Materialien verarbeitet werden. Im Mittelpunkt steht die Kabelkonfektion nach Kundenwunsch – vom einfachen Kabel bis zum komplexen Kabelbaum steht Emes seinen Kunden kompetent und zuverlässig zur Seite. Kontrollierte Qualität gilt als Markenzeichen: Das Unternehmen ist nach ISO 9001 zertifiziert. Es besitzt die UL-Zulassung und darf deshalb Kabel für den amerikanischen und kanadischen Markt fertigen.

„In den vergangenen drei Jahren haben wir mit elektrischen und mechanischen Baugruppenmontagen, Gerätemontagen und Schaltschrankbestückungen begonnen“, sagt Mandy Haase. „Wichtig ist uns, dass unsere Kunden mit Emes einen Ansprechpartner für alle Bereiche haben: Einkauf, direkten Versand und Logistik.“ Für neue Impulse sorgt seit diesem Jahr eine Kooperation mit einem Engineeringbüro. „Durch die Kooperation ist eine echte Win-win-Situation entstanden“, betont Mandy Haase. „Beide Unternehmen passen hervorragend zusammen, ergänzen sich perfekt. Durch die Zusammenarbeit können wir auch Elektrokonstruktionen, Gerätekonstruktionen und Gerätezulassungen anbieten und sind damit ein One-Stop-Shop für unsere Kunden.“

Problemlöser und Motivator

Unternehmen aus Bahnindustrie, Medizintechnik, Sonderfahrzeugbau, Kommunaltechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Automation und Robotik schätzen nicht nur das umfassende Leistungsangebot. Flexibilität und Qualität sind weitere Pluspunkte. Die 100%ige Prüfung der Kabel und Baugruppen ist Standard und gilt für jedes einzelne Kabel, egal wie groß oder komplex. Doch das sind nicht die einzigen Gründe, warum sich Kunden für eine Zusammenarbeit mit Emes entscheiden. „Wir gehen auf unsere Kunden zu und versuchen ihre Probleme zu verstehen und praxisorientierte Lösungen zu erarbeiten. Letztlich geht es uns um das Wohl der Kunden.“ Und um das der Mitarbeiter. Bei Emes herrscht ein freundliches, herzliches Miteinander.

Emotionen sind Mandy Haase wichtig. Sie hat ein offenes Ohr für ihre Mitarbeiter, nimmt sich ihrer Probleme an, versucht ihnen Ängste zu nehmen, sie in jeder Situation mitzunehmen und eine verlässliche Arbeitgeberin zu sein. „Irgendwann möchte ich meinem Sohn ein Unternehmen übergeben, das gesund, stabil und solide ist“, sagt sie. „Anders, als ich es selbst vor mehr als 23 Jahren übernommen habe. Ich hoffe, dass wir uns inhaltlich weiterentwickeln und vielleicht irgendwann unser eigenes Produkt präsentieren können.“

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