Stricken für den Umweltschutz

Interview mit Alfred Buck, Geschäftsführer der Buck GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Buck, was waren die wichtigsten Meilensteine seit der Gründung und wie kam es zur Entwicklung der ersten Strickmaschine?

Alfred Buck: Die Firma Buck Maschinenbau GmbH wurde 1958 von meinem Vater gegründet. Ein entscheidender Meilenstein war die Entwicklung einer speziellen Stricktechnik, die es ermöglichte, mit höherer Geschwindigkeit spannungsfreie Maschen zu bilden. Diese Technik erlaubte es uns, auch spröde Fasern wie Glas-, Kohle- und Basaltfaser zu verarbeiten. Ursprünglich für das Stricken von Teppichgarnen konzipiert, konnten diese Maschinen 20 bis 30% schneller stricken als herkömmliche Maschinen, was einen bedeutenden Fortschritt für unser Unternehmen darstellte. 

Wirtschaftsforum: Wie verlief der Übergang zum Metallstricken?

Alfred Buck: Der Übergang kam eher zufällig. Um Geld zu sparen, wurde zum Einstricken der neuen Maschinen ein günstiger Stahldraht verwendet. Ein Kunde entdeckte das Metallgestrick und erkannte die Möglichkeit, Drahtgestrick als Filter für die Automobilindustrie zu nutzen. Inzwischen sind Dämpfungselemente aus gestricktem Edelstahldraht unser Hauptgeschäft. Wir haben über 30 Jahre Erfahrung in der Herstellung dieser Produkte. Ursprünglich haben wir Dämpfungselemente für den Abgasbereich entwickelt und in Serie geliefert, aber mittlerweile wurden neue Einsatzgebiete gefunden wie zum Beispiel in Gelenkwellenkupplungen. Diese Elemente bieten Vorteile wie Hitzebeständigkeit und die Möglichkeit, bei geringem Bauraum ein höheres Drehmoment zu übertragen.

Wirtschaftsforum: Welche weiteren Anwendungen gibt es für diese Technologie?

Alfred Buck: Wir haben kürzlich ein neues Projekt gestartet, das hitzebeständige Dichtungen umfasst. Diese Dichtungen können Toleranzschwankungen in Blechteilen ausgleichen. Wir nutzen dafür eine Kombination aus Graphit und speziellem Draht, die Temperaturen bis zu 1.000 °C standhalten kann. Auch als Matrix für keramische Bremsscheiben hat Kohlefasergestrick sehr große Vorteile.

Wirtschaftsforum: Welche anderen Bereiche haben Sie in letzter Zeit erschlossen?

Alfred Buck: Ein neuer Bereich sind biologisch abbaubare Baumschutzhüllen. Diese werden verwendet, um junge Bäume im Wald vor Verbiss durch Wildtiere zu schützen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Plastikhüllen verrotten sie, ohne Mikroplastik zu hinterlassen. Wir verwenden ein spezielles Hybridmaterial, das leicht, flexibel und umweltfreundlich ist.

Wirtschaftsforum: Das ist ein bemerkenswerter Schritt in Richtung Umweltschutz. Wie kam es zu dieser Idee?

Alfred Buck: Die Idee entstand, als wir auf die durch Plastik im Wald verursachten Probleme aufmerksam wurden. Wir wollten eine Lösung finden, die sowohl funktional als auch umweltfreundlich ist. Nach intensiven Recherchen und Entwicklungen hat uns das Deutsche Institut für Textilien und Faserforschung (DITF) ein Material entwickelt, das alle Anforderungen erfüllt.

Wirtschaftsforum: Wie läuft der Vertrieb dieser neuen Produkte?

Alfred Buck: Bis jetzt haben wir bereits 300.000 dieser Baumschutzhüllen verkauft. Wir haben auch an der weltgrößten Forstausstellung teilgenommen und dort sehr gute Resonanz erhalten. Die Nachfrage ist groß und wir hoffen, einen bedeutenden Marktanteil zu gewinnen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es mit Ihrer Marketingstrategie aus? In welche Richtung möchten Sie sich in Zukunft entwickeln?

Alfred Buck: Wir möchten uns nicht ausschließlich auf die Automobilindustrie verlassen. Daher konzentrieren wir uns darauf, neue Märkte zu erschließen, insbesondere im Bereich Umweltschutz und nachhaltige Lösungen. Wir sind dabei, unsere Produktpalette zu diversifizieren und innovative Ansätze zu entwickeln.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?

Alfred Buck: Eine zunehmend wichtige. Meine Söhne, die nun in der 3. Generation im Unternehmen sind, bringen frische Ideen und technisches Know-how mit. Wir arbeiten daran, viele Prozesse zu automatisieren und die Produktion effizienter zu gestalten.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit dem Fachkräftemangel um, den viele Unternehmen in Deutschland erleben?

Alfred Buck: Das ist in der Tat eine Herausforderung. Wir suchen ständig nach qualifizierten Mitarbeitern und versuchen, unser Team zu erweitern. Die Ausbildung junger Talente ist uns wichtig und wir bieten auch Praktika und Ausbildungsplätze an, um die nächste Generation von Fachkräften zu fördern.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Alfred Buck: Wir möchten unseren Umsatz steigern und gleichzeitig unsere Produktpalette diversifizieren. Wir sehen großes Potenzial in den Bereichen Umweltschutz und nachhaltige Lösungen. Der Markt entwickelt sich ständig weiter und wir müssen vorausschauend planen.

Wirtschaftsforum: Was motiviert Sie persönlich, jeden Tag zur Arbeit zu kommen?

Alfred Buck: Es macht mir unheimlich Spaß, mit dem Team neue Produkte zu entwickeln und Kunden zu begeistern. Ich denke, es ist wichtig, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen und nachhaltige Lösungen entwickeln. Jeder kann einen Beitrag leisten, um die Welt ein Stück besser zu machen. Wir müssen innovativ denken und risikobereit sein, neue Wege zu gehen.

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Interview mit Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der Kiesel GmbH

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Ob Glasfaserausbau, Großbaustellen oder Recyclingzentren – ohne leistungsfähige Maschinen kommt heute keine Infrastrukturmaßnahme mehr aus. Die Kiesel GmbH aus Baienfurt gilt als eines der führenden Familienunternehmen im Bereich Baumaschinenhandel und…

Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Starke Technik für schwere Aufgaben

Wenn tonnenschwere Straßenbahnen oder komplexe Industrieanlagen in Bewegung gesetzt werden müssen, sind Präzision, Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst gefragt. Genau hier setzt J.A. Becker & Söhne aus Erlenbach an. Seit über 125…

Passion für Veränderungen

Interview mit Volker Brielmann, CEO der Adval Tech Gruppe

Passion für Veränderungen

Gerade im weltweit hart umkämpften Automotive-Segment hat sich Adval Tech mit seiner starken technologischen Expertise als kompetenter Zulieferer von Kunststoff-, Metall- und Hybridkomponenten nachhaltig als geschätzter Partner etablieren können. Welche…

Spannendes aus der Region Landkreis Böblingen

charly macht Zahnarztpraxen zukunftsfit

Interview mit Wilhelm Baumeister, Produktmanager der solutio GmbH & Co. KG

charly macht Zahnarztpraxen zukunftsfit

In Zahnarztpraxen geht es um Menschen. Diese sollten im Mittelpunkt stehen. Tatsächlich aber werden Zahnarztpraxen seit Jahren verstärkt mit administrativen Aufgaben belastet, die einen hohen Zeitaufwand erfordern. Die solutio GmbH…

„Wir denken stets aus der Sicht der Anwender!“

Interview mit Stefan Wahle, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wolters Kluwer Tax & Accounting GmbH

„Wir denken stets aus der Sicht der Anwender!“

Zehntausende Steuerberatungskanzleien und mittelständische Unternehmen in Europa, Nordamerika und Asien setzen seit vielen Jahren auf die Software-Expertise von Wolters Kluwer. Welche Innovationen die Tax-and-Accounting-Sparte des multinationalen Anbieters derzeit prägen, verriet…

Bauen heißt in Generationen denken

Interview mit Ricarda Stäbler, Geschäftsführerin der Gottlob Stäbler GmbH + Co. KG

Bauen heißt in Generationen denken

In der Baubranche liegt der Erfolg eines Unternehmens in perspektivischem Denken, im Vertrauen seiner Kunden und der Loyalität seiner Mitarbeiter begründet. All das kann die Gottlob Stäbler GmbH & Co.…

Das könnte Sie auch interessieren

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Interview mit Frank Seifert, Geschäftsführer und Lukas Kühner, Geschäftsführer der Kühner GmbH

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Die Kühner GmbH in Winnweiler zählt zu den etablierten Fachbetrieben für Heizungs-, Sanitär-, Klima- und regenerative Energietechnik in der Westpfalz. Das 1966 gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute 38 Mitarbeiter und betreut…

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

Für gutes Klima in 3. Generation

Interview mit Christian Stark, Geschäftsführer der Klima Becker Full Service GmbH und Sophie Becker, Business Development Manager der Klima Becker Anlagenbau GmbH

Für gutes Klima in 3. Generation

Aus einem Handwerksbetrieb ist eine Unternehmensgruppe mit breitem Leistungsspektrum geworden: Klima Becker vereint rund 500 Mitarbeiter an elf Standorten in Südwestdeutschland, Frankreich und Luxemburg. Die Firma setzt auf qualifizierten Nachwuchs,…

TOP