Von der Projektidee bis zum fertigen Gebäude

Interview mit Matthias Unger, Geschäftsführender Gesellschafter der Unger Stahlbau Ges.m.b.H.

Wirtschaftsforum: Herr Unger, können Sie unseren Lesern beschreiben, welches Unternehmen sich hinter dem Namen Unger verbirgt?

Matthias Unger: Wir sind ein österreichisches Familienunternehmen, das schon seit über 60 Jahren im Stahlbau tätig ist. Unsere Kernkompetenzen sind der konstruktive sowie architektonische Stahlbau, die Projektentwicklung und die schlüsselfertige Realisierung von kompletten Objekten als Generalunternehmen. Wir sind mittlerweile mit Projekten auf allen fünf Kontinenten aktiv und beschäftigen weltweit 1.200 Mitarbeiter in 20 eigenen Niederlassungen in Zentral- und Osteuropa sowie im Mittleren Osten. Unsere zwei Produktionsstätten in Österreich und im Emirat Sharjah haben eine Gesamtkapazität von rund 70.000 t im Jahr, sodass wir unseren Kunden schnell und flexibel mit Lösungsansätzen zur Seite stehen können, die ihren Anforderungen entsprechen ­- sowohl für kleine Projekte als auch für komplexe Bauvorhaben.

Wirtschaftsforum: Wie haben Sie es geschafft, international so erfolgreich zu werden?

Matthias Unger: Mein Großvater Josef Unger sen. hat das Unternehmen 1952 als Schlossereibetrieb gegründet. Der Standort in Welgersdorf, zwischen Wien und Graz, nahe der Grenze zu Ungarn, war auf jeden Fall günstig für die weitere Entwicklung. 1986 hat mein Vater Josef Unger den Betrieb übernommen und seitdem sind wir richtig gewachsen. Er hat dann stark in die osteuropäischen Länder expandiert, einen neuen Standort in Oberwart gekauft und in die Produktion investiert. Auf dieser Basis konnte er große Projekte akquirieren, wie zum Beispiel den Bau des ersten Werkes von Coca Cola in Osteuropa, das nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Ungarn errichtet wurde. Ein besonderes Projekt war auch der Bau der Davis Cup-Halle in Unterpremstätten bei Graz im Jahr 1994, wo heute noch der Davis Cup ausgerichtet wird. Dieses Projekt haben wir genutzt, um als Marke im Stahlbau nach Deutschland zu expandieren. Andere Länder kamen hinzu und wir wurden international erfolgreich. Seit über 25 Jahren sind wir nicht nur im Stahlbau, sondern auch als Generalunternehmer tätig. Wir haben Fußballstadien für Bayern München und Rot-Weiss Essen realisiert, aber auch Skihallen, Produktionsstätten für Airbus in Hamburg oder Gebäude für die Automobilindustrie. Ich bin seit knapp zehn Jahren dabei und habe das Geschäftsfeld der Projektentwicklung ausgebaut. Wir haben eine sehr gute Bonität und können als Unger Holding Immobilien finanzieren und unseren Stammkunden als Mietobjekte zur Verfügung stellen. Als Familienunternehmen haben wir trotz unseres Umsatzes von über 200 Millionen EUR flache Strukturen, sodass die Qualität in der Abwicklung im Projektmanagement sichergestellt wird.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihre besondere Stärke?

Matthias Unger: Auf der technischen Seite ist das sicherlich unser Engineering und unsere Erfahrung. Wir haben eine sehr langjährige Mitarbeiterzugehörigkeit und unsere Ingenieure lernen bei jedem Projekt dazu. Unsere Kunden kommen mit einer Idee zu uns und wir entwickeln das Projekt. Unsere technische Lösungskompetenz, sowohl im Stahlbau als auch in der Generalunternehmung, ist sehr gut. In der Generalunternehmung zeichnen wir uns durch erfolgreiches Schnittstellenmanagement aus. Wir sind fähig, erfolgreich Subunternehmen zu managen, haben eingespielte Teams in den Ländern und langjährige Partnerschaften. Die Projektentwicklung ist von unserem Full Service-Gedanken, von der Projektidee bis zum fertigen Gebäude, geprägt. Darüber hinaus haben wir das Know-how in der Produktion, sodass wir auf der Baustelle mit einem minimalen Fußabdruck just in time montieren können. Außerdem sehen wir uns als Innovationsführer. Wir haben eigene Innovationsteams, sehen uns neue Technologien wie Laserschneideanlagen an und setzen auf vollautomatische Abläufe in der Produktion.

Wirtschaftsforum: Welche Themen werden Sie in der Zukunft beschäftigen? Welche Ziele haben Sie mit der Unger Steel Group?

Matthias Unger: In Zeiten wie diesen wird die lokale Fertigung wieder verstärkt im Fokus stehen, um näher beim Kunden zu sein. Ich denke, dass die Supply Chain neu gedacht werden muss. Es wird mehr Produktionsstätten in den Regionen und mehr in Europa geben, im Sinne von einer Reindustrialisierung, und die Lieferketten von internationalen Playern werden zurückgehen, vor allem aus dem asiatischen Bereich, sodass wieder mehr lokal produziert wird. Weitere Trends sind die Digitalisierung oder der Onlinehandel. Für diese Geschäftsfelder machen wir uns bereit. Außerdem wollen wir in der DACH-Region noch stärker werden, gerade mit der Generalunternehmung sowie mit der Projektentwicklung.

Interview:

Manfred Brinkmann

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