Die Energiewende auf dem eigenen Dach

Interview mit Stefan Korneck, geschäftsführender Gesellschafter der scm energy GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kornek, wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation, gerade vor dem Hintergrund der starken Produktion in China?

Stefan Korneck: Die günstigen Entstehungskosten machen einen Teil der Wettbewerbsfähigkeit der Branche aus. Allerdings ist es paradox, dass wir aktuell sehr gute Rahmenbedingungen haben, gleichzeitig aber eine Kaufzurückhaltung, da die öffentliche Wahrnehmung eine andere ist. Früher waren die gesetzlichen Parameter schwieriger und die Preise höher. Die EU ist in der Pflicht, solche Zukunftstechnologien hier in Europavorzuhalten, um eine übertriebene Abhängigkeit von chinesischen Produkten zu vermeiden.

Wirtschaftsforum: Bitte geben Sie uns doch ein Beispiel für ein typisches Projekt.

Stefan Korneck: Wir sind für Privatkunden sowie auch für Unternehmen tätig, sowohl für kleinere Unternehmen, als auch für Mittelständler. Im Jahr bauen wir zwischen 500 und 700 PV-Anlagen. Bei Privatkunden ist es inzwischen Standard, auf der Stromerzeugungsebene auch den Wärmebereich mit zu berücksichtigen, also den Umbau zu einer Wärmepumpe und bei manchen Projekten auch schon Elektromobilität. Diese Sektorenkopplung erfordert größere Anlagen. Hier reden wir inzwischen von 10 bis 20 kWp, die dann den Hausstrom, den Wärmestrom und auch die Elektromobilität ein Stück weit absichern. Im Gewerbebereich sind die Lösungen natürlich noch größer und auch individueller. Wir reden immer über Solarmodule, aber tatsächlich spielt im Privatkundenbereich Batteriespeichertechnik eine große Rolle, um rund um die Uhr Versorgung inklusive Management sicherzustellen.

Wirtschaftsforum: Welche Forderung haben Sie an die Politik?

Stefan Korneck: Die Politik muss schnellstmöglich verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Der Kabinettsbeschluss für das Solarpaket wurde bereits im August 2023 getroffen. Seitdem warten wir. Gerade größere Investi­tionen, zum Beispiel über 100 kW, werden immer wieder verschoben. Entsprechend sind die Ausbaupfade zum Teil nicht da, wo sie sein sollten. Dabei möchte ich allerdings betonen, dass es nicht um Subventionen, sondern um bessere Rahmenbedingungen geht. Ein Stichwort ist hier die Entbürokratisierung.

Wirtschaftsforum: Sie sind ein Pionier im deutschen Solarmarkt und trotz aller Krisen seit 2004 erfolgreich am Markt. Wie ist Ihnen das gelungen?

Stefan Korneck: Wir legen großen Wert auf Planung, Beratung und Projektierung, auf sehr individueller Ebene. Wir versuchen, alle Kunden, ganz gleich ob Privat- oder Gewerbekunde, individuell und zukunftsorientiert zu projektieren, damit jedes Energiewende-Projekt für erhöhte Eigenversorgung und mehr Unabhängigkeit nachhaltig funktioniert. Dieser vergleichsweise hohe Beratungs-, Planungs- und Projektierungsaufwand hat sich für uns immer wieder ausgezahlt. Damit heben wir uns von vielen anderen Anbietern ab, die oft sehr standardisiert beraten. Wir stehen für Qualität und Service und sind auch nach Fertigstellung eines Projektes als Partner an der Seite unserer Kunden.

Wirtschaftsforum: Welche Zukunftspläne haben Sie und was erwarten Sie vom Markt?

Stefan Korneck: Ich bin sehr optimistisch. Die Solarenergie ist keine Übergangstechnologie, sondern eine Schlüsseltechnologie für die zentrale und dezentrale Energieversorgung. Es ist uns immer wieder gelungen, uns mit und auch gegen den Markttrend strategisch weiterzuentwickeln durch die Art und Weise, wie wir Dinge tun. Wir sind offen für neue Entwicklungen und Transformationsprozesse, wie zum Beispiel aktuell smarte Stromtarife. Vor zwei Jahren haben wir damit begonnen, das gesamte Unternehmen zu digitalisieren, vom ersten Kundenkontakt bis zur handwerklichen Umsetzung. Das hat uns noch leistungsstärker gemacht. Wir sind in einer Zukunftstechnologie unterwegs, die noch viel Potenzial hat. In Solarenergie wird investiert, unabhängig von Einspeisevergütungen und Vorgaben. Die Verbindung von Ökonomie und Ökologie ist eine tolle Story, für Privatkunden ebenso wie für Investoren. Wir sind mit Leidenschaft dabei, Menschen davon zu überzeugen.

Interview:

Manfred Brinkmann

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Qualitätssicherung im Werkzeug

Interview mit Cornelia Beyer, Geschäftsführerin der NETZSCH Process Intelligence GmbH

Qualitätssicherung im Werkzeug

sensXPERT (NETZSCH Process Intelligence GmbH) wurde 2021 als innovatives Spin-off der NETZSCH-Gruppe ins Leben gerufen, um den spezifischen Herausforderungen der Kunststoffindustrie mit modernster Technologie und frischen Ansätzen zu begegnen. Cornelia…

„Die Energiewende sorgt für eine steigende Nachfrage!“

Interview mit Arndt Freytag, Geschäftsführer der Socomec GmbH

„Die Energiewende sorgt für eine steigende Nachfrage!“

Als Hersteller von Schaltgeräten, messtechnischen Einrichtungen, USV-Anlagen und Energiespeichersystemen entwickelt und produziert die französische Socomec-Gruppe unverzichtbare Komponenten und Geräte für vielfältige Anwendungsfelder von Trafo-Stationen bis hin zu Rechenzentren. Arndt Freytag,…

Spanntechnik neu definiert

Interview mit Klaus Nann, Geschäftsführer der Simon Nann GmbH & Co. KG

Spanntechnik neu definiert

Die Simon Nann GmbH & Co. KG entwickelt präzise Spannmittel für die Werkstückspannung – von einfachen Zangen bis hin zu komplexen Systemen. Geschäftsführer Klaus Nann spricht im Interview über die…

Spannendes aus der Region Altmarkkreis Salzwedel

Sicher ist sicher

Interview mit Olaf Bittner, Betriebsleiter und Prokurist und Mohammed Altawil, Head of Sales der ITAG Valves Engineering GmbH

Sicher ist sicher

Von Celle in die Welt. Die ITAG Valves Engineering GmbH aus Celle ist ein Spezialist für Kelly Valves, Sicherheitsventile, die auf Bohranlagen weltweit eingesetzt werden. Sie ist eine Referenzgröße auf…

Aus einer Hand: Office, Rechenzentrum und IT

Interview mit Nikolai Hofmeister, Geschäftsführer der wolkenhof GmbH

Aus einer Hand: Office, Rechenzentrum und IT

Gebündelte Kompetenz bietet die Uelzener wolkenhof GmbH ihren Kunden aus ganz unterschiedlichen Branchen. In nur wenigen Jahren hat sich das junge Unternehmen zu einer leistungsstarken Firmengruppe entwickelt. Dabei spielt die…

Präzision aus Tradition

Interview mit Lutz Langer, Geschäftsführer der LANGER Metallbau GmbH

Präzision aus Tradition

Etablierte Metallbauunternehmen stehen für Präzision, Nachhaltigkeit und Innovation. Dank fast 100-jähriger Erfahrung und einem engagierten Team von Profis realisiert die LANGER Metallbau GmbH anspruchsvolle Bauprojekte in höchster Qualität. Ob für…

Das könnte Sie auch interessieren

Kunststoff: Viel besser als sein Ruf

Interview mit Daniel Sieberer, Geschäftsführer und Eigentümer der GIWA GmbH

Kunststoff: Viel besser als sein Ruf

In einer Welt, in der nachhaltige Lösungen wichtiger sind als je zuvor, muss immer mehr auf innovative Technologien gesetzt werden. Mit Produkten aus recyceltem Kunststoff von höchster Qualität trägt die…

Wenn ein Rad in das  andere greift

Interview mit Patrick Janz, Geschäftsführer der Lesora GmbH

Wenn ein Rad in das andere greift

Dienstfahrräder liegen im Trend: Laut dem Bundesverband Zukunft Fahrrad sind in Deutschland mehr als zwei Millionen Dienstfahrräder im Einsatz. Kein Wunder, denn das Dienstrad bietet Arbeitgeber und Arbeitnehmer viele Vorteile,…

„Umwelt und Soziales war für mich immer untrennbar!“

Interview mit Kirsten Weihe-Keidel, Geschäftsführerin der Sense Organics Import & Trading GmbH

„Umwelt und Soziales war für mich immer untrennbar!“

Als Kirsten Weihe-Keidel 1996 mit der Gründung von Sense Organics antrat, nachhaltige Kinder- und Babymode zu produzieren und zu vertreiben, galt dieser Ansatz im Markt noch als exotisch. Heute liegt…

TOP