Stahlhartes Geschäft in Familienhand

Interview mit Gebhard Strähler, Vorstand der Weinmann Aach AG

Bruno Weinmann brachte 1950 den Stein, oder genauer gesagt das Metall, ins Rollen. In Aach begann er mit dem Handel mit Metallbearbeitungswerkzeugen und Bauteilen für den landwirtschaftlichen Anhängerbau. Doch der Bedarf veränderte sich bald. Die lokalen Handwerker benötigten Rohre und Stahlprodukte, und so nahm der Firmengründer diese in sein Sortiment auf. In den 1970er-Jahren kam der Werkstoff Aluminium hinzu.

„Der Standort Deutschland entwickelte sich gut und Edelstahl wurde als hochwertiges und rostfreies Metall stark nachgefragt“, erzählt Gebhard Strähler, seit 2012 Vorstand der Weinmann Aach AG. „Mit dem Kauf eines Stahlanbieters in Schwäbisch Gmünd, der in die Gruppe integriert wurde, haben wir den Sprung ins Allgäu und nach Bayern geschafft“, berichtet er weiter.

Die Niederlassung ist heute als Anarbeitungsgesellschaft hauptsächlich in der Transformation der Produkte tätig. Dort befindet sich auch ein großes Sägezentrum. Zur Gruppe gehören weiterhin Vertriebsbüros in Fellbach bei Stuttgart, in Lich bei Gießen und Lengenbostel bei Bremen. Fünf Mitarbeiter bedienen zudem von einer Handelsagentur in Straßburg aus das Elsass. Vorsitzender des vierköpfigen Vorstands der Weinmann Aach-Gruppe ist mit Fritz Weinmann nach wie vor ein Nachkomme des Gründers. Der Jahresumsatz, der 2017 noch bei 165 Millionen EUR lag, konnte 2018 auf 177 Millionen EUR gesteigert werden.

Breites Sortiment

Mit einem Lagerbestand von 40.000 t Metall auf einer Fläche von 50.000 m² hält der Großhändler ein breites Sortiment an Stahl, Aluminium und Edelstahl vor. „Wir bieten die unterschiedlichsten Formen: Bleche, Rohre, Profile in Rund, Vierkant, Flach, Winkel, Sechskant und Achtkant. Auch Buntmetalle wie Kupfer können wir liefern“, sagt Gebhard Strähler. Dabei handelt es sich um Halbzeuge, die von den Kunden weiterverarbeitet werden.

Vom Schlosser auf dem Dorf bis hin zu Zulieferern für die Automobilindustrie ist der Kundenstamm breit gefächert. Der Exportanteil liegt bei 15% mit dem Schwerpunkt auf dem Elsass. „Wir haben aber auch Kunden in Polen, Griechenland, Kroatien und Slowenien. Dies sind meist Händlerbetriebe, die bei uns sehr hochwertiges Metall kaufen, damit sich der in der Regel hohe Frachtpreis lohnt“, so der Vorstand.

Digital vernetzt

Digitalisierung und Automatisierung haben unter anderem im Lager Einzug gehalten: Die fünf automatischen Hochregallager werden digital gesteuert. „In Kooperation mit großen Kunden versuchen wir, die Digitalisierung stärker umzusetzen. Kunden können heute ihren Bedarf direkt in ein System einstellen. Dort holen wir ihn dann ab, der Kunde erhält automatisch ein Angebot und kann es direkt annehmen oder nicht. Diese Vernetzung bedeutet eine deutliche Zeitersparnis und vereinfacht die Abläufe“, erzählt Gebhard Strähler.

„Optimal ist heute bestellt und morgen geliefert.“ Gebhard StrählerVorstand

Das Sortiment lässt so gut wie keine Kundenwünsche offen. Ist ein Produkt dennoch nicht auf Lager, kann es dank eines gut funktionierenden Händlernetzes kurzfristig beschafft werden. Die Lieferung erfolgt generell schnell, betont Gebhard Strähler. „Optimal ist heute bestellt und morgen geliefert.“ Möglich ist das durch den eigenen Fuhrpark mit 50 Lkw, die Kunden im Umkreis von 300 km bedienen.

Hoher Preisdruck

Obwohl das Geschäft gut läuft, rechnet Gebhard Strähler für 2019 mit einem etwa gleichbleibenden Umsatz. Er macht deutlich, warum: „Der Markt zeichnet sich durch Preisschwankungen aus. Wir wollen dieses Jahr zwar wachsen, müssen durch die Preisreduktion aber mehr Tonnen verkaufen, um den gleichen Umsatz zu realisieren.“

Der Grund für den Preisrückgang liege in der komplexen Beziehung zwischen den USA und China. „Da die Chinesen einen höheren Importzoll beim Export in die USA zahlen müssen, konzentrieren sie sich verstärkt auf Europa. Dadurch wird hier der Preisdruck größer.“ Als weiteren Faktor nennt er die Schwäche der Automobilindustrie und die damit verbundene geringere Nachfrage bei den Zulieferern. „Im Maschinenbau hingegen ist die Situation sehr gut“, fügt er hinzu.

‘Weinmann-Gen’ erhalten

Bei Weinmann Aach ist man stolz darauf, ein Familienbetrieb zu sein. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. „Wir haben eine gute Entwicklung, enge Kontakte zu unseren Kunden und kurze Wege. Deshalb soll das ‘Weinmann-Gen’, wie wir intern sagen, bestehen bleiben“, betont Gebhard Strähler. Als wichtiger Arbeitgeber für die Region ist es dem Unternehmen wichtig, seiner Verantwortung gerecht zu werden.

Die Zukunft werde weitere Veränderungen in Richtung Digitalisierung mit sich bringen, so der Vorstand. „Hier werden wir mit der Zeit gehen. Außerdem sind wir bereit, auf den neuen Bedarf unserer Kunden einzugehen und Portfolio und Sortiment entsprechend anzupassen. Wir können sogar so weit gehen, dass wir neue Services anbieten und in das Sortiment integrieren.“ Das wichtige Personalthema sei kein leichtes, erklärt er weiter. „Wir sind hier auf dem Land. Dort ist es schwer, neue Kräfte zu finden. Das gilt besonders für Fahrzeugführer. Deshalb bilden wir stark selber aus und übernehmen in der Regel alle Auszubildenden.“

Er selbst ist seit 37 Jahren im Unternehmen tätig, hat dort bereits seine Lehre gemacht und sich mit der Zeit hochgearbeitet. Für ihn ist es besonders spannend, immer auf die sich verändernden Bedürfnisse des Unternehmens einzugehen.

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