Hochleistungskeramik aus Thüringen für die Welt

Interview mit Andreas Goller, Geschäftsführer der QSIL Ingenieurkeramik GmbH

„Wir sind ein Tausendfüßler mit einem breiten Portfolio und einer ebenso breiten Kundenbasis“, nennt Andreas Goller, Geschäftsführer der QSIL Ingenieurkeramik GmbH, das Geheimnis des Erfolges. „Flexibilität und der Wille, auch Außergewöhnliches zu machen, bestimmen unsere DNA. Und genau dafür kennt oder findet man uns. Wir entwickeln uns stetig weiter und investieren viel, zum Beispiel in Automatisierung.“

Etwa die Hälfte seiner Produkte setzt QSIL Ingenieurkeramik auf dem deutschen Markt ab. Weitere 25 bis 30% entfallen auf Europa - und hier vor allem auf Italien, die Beneluxländer, Polen und Tschechien. Die übrigen Anteile werden weltweit umgesetzt, wobei vor allem der nordamerikanische Markt großes Potenzial für die Zukunft bietet.

Breites Branchenspektrum

Ähnlich breitgefächert wie die Absatzmärkte sind die Branchen, die QSIL Ingenieurkeramik bedient. Da finden sich Medizintechnik und Automotivindustrie, Maschinen- und Anlagenbau ebenso wie die Dünnschichtbranche, Turbinentechnik und Batterietechnik für Elektromobilität sowie die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie.

„Wir produzieren Prototypen sowie kleine Stückzahlen und mittlere Serien“, beschreibt Andreas Goller. „Künftig wollen wir jedoch auch größere Volumina fertigen, zum Beispiel für die Automotivindustrie. Unabhängig vom Umfang ist jeder Auftrag individuell. Wir arbeiten grundsätzlich kundenspezifisch.“

Nach Vorgaben der Kunden entwirft QSIL Ingenieurkeramik eine technische Zeichnung. Diese wird mit den Kunden besprochen, bevor das Unternehmen alle Schritte bis zur Auslieferung übernimmt. Zu den Produkten, die QSIL Ingenieurkeramik fertigt, gehören unter anderem keramische Gleitschuhe für die Automotivindustrie, die im keramischen Spritzguss hergestellt werden.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Mühlentechnik, wo Metallteile durch Keramikkomponenten ersetzt werden. „Wir sind in der Lage, intensiv zu beraten, verfügen über ein breites Werkstoffspektrum und gehen spezifisch auf die Wünsche unserer Kunden ein“, betont der Geschäftsführer „Diesen Aufwand scheuen viele Wettbewerber. Unser genetischer Code ist einfach die Flexibilität gegenüber den Kundenwünschen.“

Starkes Mutterunternehmen

Die Wurzeln der QSIL Ingenieurkeramik liegen in der von Heinz Kessel in den 1990er-Jahren gegründeten Firmengruppe FCT (Fine Ceramics Technology). Heinz Kessel war ein Keramikingenieur, der ein Technikum mit Musteröfen gebaut hat. Daraus entstand die heutige Firma, um den Kunden zu zeigen, was die Öfen leisten können. Zeitgleich gründete der Ingenieur die FCT Hartbearbeitungs GmbH, die sich auf die Endbearbeitung der Keramik konzentrierte. Damit deckten die beiden Firmen, deren Hauptgesellschafter Heinz Kessel war, die gesamte Wertschöpfungskette ab.

Im Jahr 2000 trennten sich die beiden Unternehmen, damit sich jedes auf seine Kernkompetenz konzentrieren konnte. 2015 erfolgte die Fusion zur FCT Ingenieurkeramik. Seit 2019 ist die QSIL AG das Mutterunternehmen, wobei der Name für Quarz Schmelze Ilmenau steht. Die QSIL SE produziert Quarzglas-Halbzeuge sowie Bauteile aus Quarzglas und beliefert damit vor allem die Halbleiterindustrie Asiens, wo großer Bedarf an Keramiklösungen besteht. QSIL Ingenieurkeramik beschäftigt aktuell 150 Mitarbeiter – darunter zahlreiche Ingenieure. Der Jahresumsatz liegt bei 20 Millionen EUR.

Nachhaltigkeit im Blick

Auch bei der QSIL Ingenieurkeramik ist die Digitalisierung unverzichtbar, wie Andreas Goller verdeutlicht: „Wir haben ein sehr gutes ERP-System, das die Teile durch die Produktion begleitet. Wir fertigen auf ausgefeilten Anlagen mit modernen CAD-CAM-Systemen, darunter remotegesteuerte Mehrachs-Maschinen.“

Einen starken Fokus legt das Unternehmen darüber hinaus auf die Nachhaltigkeit. Andreas Goller: „Wir verarbeiten hochwertige Rohstoffe und versuchen zum Beispiel Spanabfälle wiederzuverwenden. Es geht hier also in Richtung Kreislaufwirtschaft. Außerdem arbeiten wir gerade an der biologischen Reinigung unserer Abgase. Innerhalb der gesamten Firmengruppe möchten wir den Energiebedarf weitestgehend selbst decken, unter anderem durch ein eigenes Windrad, Photovoltaik und eine Hackschnitzel-Heizung.“

In den kommenden Jahren möchte QSIL Ingenieurkeramik margenhaltig wachsen, den Siliziumcarbid-Markt besser betreuen und das Präzisionsschleifen optimieren. Die Anforderungen durch den Mobilitätswandel stehen dabei ebenso im Fokus wie der Ausbau der Internationalisierung sowie die Zusammenführung der aktuell zwei Fertigungsstandorte.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Die Bewegungskünstler

Interview mit Ralph Breuer, Geschäftsführer der Stromag GmbH

Die Bewegungskünstler

Sie sind unscheinbar, spielen aber in unterschiedlichsten Industrien eine Schlüsselrolle, weil sie im Hintergrund für den reibungslosen Betrieb von Windkraftanlagen, Landmaschinen, Aufzügen, Krananlagen oder Motoren sorgen: schaltbare Kupplungen, Bremsen, hochelastische…

Nichts läuft ohne Wälzlager

Interview mit Michael Hartmann, Geschäftsführer der FLT-Wälzlager GmbH

Nichts läuft ohne Wälzlager

Wälzlager sind extrem vielfältig. Sie stecken in Fahrzeugen, Aufzügen und Lüftern. Die FLT-Wälzlager GmbH in Viersen bietet sie in allen Größen und Ausfertigungen. Michael Hartmann hat am 1. April 2025…

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Interview mit Bernd Glauner, Geschäftsführender Gesellschafter der Ferd. Haecker GmbH & Co. KG

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Die Ferd. Haecker GmbH & Co. KG aus Pforzheim hat sich in vielen Branchen als verlässlicher, kompetenter und kundennaher Zulieferer von Halbzeugen aus Kupfer, Kupferlegierungen und Aluminium einen Namen gemacht.…

Spannendes aus der Region Landkreis Sonneberg

Immobilien, die Zukunft schaffen

Interview mit Lars Krakat, Geschäftsführer der KRE AssetManagement GmbH & Co. KG

Immobilien, die Zukunft schaffen

Nach Jahren des ungebrochenen Wachstums erlebt der Immobilienmarkt aktuell einen deutlichen Rückgang, insbesondere im Wohnungsbau. Es zeigen sich erste Preissenkungen. Gleichzeitig werden Zinsschritte nach unten erwartet. Die KRE AssetManagement GmbH…

Ultraschall in Bewegung

Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Thomas Siebenhaar, Geschäftsführender Gesellschafter und Dipl.-Phys. MBA Eugen Gergert, Geschäftsführer der SECO Sensor Consult GmbH

Ultraschall in Bewegung

Sowohl in Einparkhilfen und Rückfahrsensoren als auch in Geldausgabegeräten und an Windrädern sind Ultraschallwandler entscheidend für die Funktion, denn sie ermöglichen schnelle und exakte Messungen. In der Entwicklung und Produktion…

40 Jahre PORAVER: Die Erfolgsgeschichte

Interview mit David Veit Krafft, Geschäftsführer der PORAVER GmbH

40 Jahre PORAVER: Die Erfolgsgeschichte

Blähglas zeichnet sich durch hervorragende Produkteigenschaften aus, ist umweltfreundlich und wird deshalb für zahlreiche Zwecke eingesetzt. Produziert wird Blähglas unter anderem im oberfränkischen Schlüsselfeld von der PORAVER GmbH, dem weltweiten…

Das könnte Sie auch interessieren

Präzision in Perfektion

Interview mit Markus Schlein, Geschäftsführer der Sack & Kiesselbach Maschinenfabrik GmbH

Präzision in Perfektion

Seit über 100 Jahren entwickelt und fertigt Sack & Kiesselbach Münz- und Industriepressen, die heute vornehmlich in der Erzeugung von Sammlerstücken und Medaillen aus Edelmetallen sowie in der Pharmaindustrie eingesetzt…

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann, geschäftsführender Gesellschafter der Energiequelle GmbH

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Sonne und Wind sinnvoll zu nutzen, darin sieht die Energie­quelle GmbH mit Sitz in Kallinchen bei Berlin ihre Hauptaufgabe. Der Inhaber und Gründer Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann sprach mit Wirtschafts­forum…

Ökologisch und  sozial nachhaltig bauen

Interview mit Anja Knoll, Geschäftsführerin der Tinglev Elementfabrik GmbH

Ökologisch und sozial nachhaltig bauen

Mit ihren elementierten Blähtonwänden stößt die Tinglev Elementfabrik GmbH breite Innovationen im Bauwesen an: Während der hohe Vorfertigungsgrad die Arbeiten im Werk wie auf der Baustelle massiv erleichtert, sind der…

TOP