Komplexe Baulogistik leicht gemacht

Interview mit Harald Hinz, Technischer Geschäftsführer der ProSite GmbH

Die ProSite GmbH wurde 2006 unter dem Namen ProWaste als Entsorgungslogistiker gegründet. Seit 2016 firmiert das Unternehmen unter dem Namen ProSite GmbH, um so besser die ganze Bandbreite des Dienstleistungsspektrums widerzuspiegeln.

„Wir haben mit Abfalltrennung und -entsorgung angefangen, was für die damalige Zeit eher ungewöhnlich war, heute jedoch zum Standardprogramm gehört“, so Geschäftsführer Harald Hinz, der seit drei Jahren die technische Leitung verantwortet. „Früher wurde das Thema Wiederverwertung von Baustellenabfällen weniger berücksichtigt. Die Abfälle wurden gemischt entsorgt, was zu hohen Kosten bei der Aufbereitung geführt hat. ProWaste hat sich damals für die Mülltrennung vor Ort eingesetzt und somit für seine Kunden die Kosten deutlich reduziert.“

Umweltgedanke vorne

Dass Abfalltrennung auch ökologische Vorteile hat, spielt heute eine fast noch größere Rolle. „Wir haben Container für die verschiedenen Bauabfälle aufgestellt und die Rahmenbedingungen geschaffen, die für eine strenge Einhaltung der Abfalltrennung auf der Baustelle sorgen“, erklärt Harald Hinz. „So entstehen sortenreine Fraktionen, die viel günstiger in der Entsorgung sind oder sogar eine wertvolle Ressource darstellen.“

Inzwischen ist das Recycling von Baumaterialien in verschiedenen Gesetzen verankert, sodass jeder Bauleiter sich auch hierüber Gedanken machen muss.

Erfahrungswerte nutzen

Dank des frühen Einstiegs und der umfassenden Erfahrung mit großen Bauprojekten kann ProSite seine Angebote auf die Erfahrungen der Vergangenheit stützen. „Wir können Pauschalpreise mit festem Deckel anbieten und so das Risiko für die Kunden minimieren“, sagt Harald Hinz.

Von ProWaste zu ProSite

Als die Bauleiter vor Ort die Entlastungsvorteile erfuhren, entdeckten die Kunden, dass sie weitere Bedürfnisse hatten, die ProSite gern erfüllte. Eine der größten Baustellen überhaupt ist die Materiallogistik.

„Meistens gibt es auf der Baustelle nicht genug Platz, um die Materialien zu lagern“, erklärt Harald Hinz. „Das bedeutet, ein System zu implementieren, das die Materialien just in time liefert. Das funktioniert ein bisschen wie die Buchung eines Hotelzimmers mit einem sehr engen Zeitfenster.“ Es ist jedoch nicht nur wichtig, dass die Materialien zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden, sondern sie müssen auch an den richtigen Ort gebracht werden.

Digital den Überblick behalten

Hier kommt der Digitalisierung eine wichtige Rolle zu. „Wir haben unser eigenes Avisierungsprogramm entwickelt, das es einfacher macht, die Prozesse zu überblicken und Ressourcen einzuteilen“, so Harald Hinz. „Die Software wird immer individuell auf das jeweilige Projekt konfiguriert und bietet die Möglichkeit, Flächen für die Lagerung zu vergeben und Transportkapazitäten im Programm zu buchen. Zum Beispiel wird dem Stapler für jede Lieferung ein Transportschein zugewiesen. Bei jeder Übergabe muss der Transportauftrag unterschrieben werden, um festzuhalten, ob das Material tatsächlich angekommen ist.“

Kühlen Kopf bewahren

Selbst die besten Pläne können durch unvorhersehbare Ereignisse zunichte gemacht werden. „Das ist auf einer Baustelle nichts Ungewöhnliches. Lastwagen haben Verspätung oder Material ist nicht verfügbar – das kann passieren“, sagt Harald Hinz philosophisch. „Es ist jedoch wichtig, dass wir einen Weg finden, diese Probleme zu umgehen.“

Hier bietet der Ansatz Lean Construction einen Vorteil durch optimierte Wertschöpfung. „Lean Construction verbindet Errungenschaften der Automobilindustrie (Toyota Production System) mit bauspezifischen Methoden und sorgt so für einen optimal verlässlichen Just-in-time-Workflow“, erklärt Harald Hinz. „Unter diesem Ansatz wird viel intensiver über die unterschiedlichen Materialflüsse nachgedacht, um die Verzahnung der Prozessschritte zu optimieren. Dabei sorgt eine kontinuierliche Abstimmung für eine Sicherung der einzelnen Zwischenziele.“

Immer neue Herausforderungen

Es ist gerade die Unberechenbarkeit des Jobs, die Harald Hinz am meisten Spaß macht: „Jeder Tag bringt eine neue Herausforderung mit sich. Unser Erfolg beruht auf der Tatsache, dass unsere Mitarbeiter Spaß an der Lösung von Problemen haben. Man muss sehr flexibel sein.“

Der Fachkräftemangel ist natürlich auch in der Baubranche spürbar. Hierin sieht Harald Hinz einen Vorteil für sein Unternehmen: „Baustellenlogistik gehörte traditionell zu den Aufgaben des Bauleiters, lenkt ihn jedoch von seiner Hauptaufgabe ab. Das ist ein guter Grund, diesen Bereich extern zu vergeben. So kann die Fachkraft ihre Kompetenzen dort einsetzen, wo sie wirklich benötigt werden.“

Blick nach vorn

ProSite beschäftigt rund 120 Mitarbeitende und kann heute schon 30 Projekte im Jahr betreuen. Das Unternehmen strebt nach ständiger Verbesserung. „Wir sind seit einem Jahr dabei, ein ERP-System zu implementieren, um noch effizienter zu werden“, so Harald Hinz. „Auch Nachhaltigkeit ist uns ein großes Anliegen. Hier sehen wir noch großes Ausbaupotenzial, wenn es um die Vermeidung von sogenannten Leerfahrten geht.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Transport & Logistik

Architektur im Wertewandel

Interview mit Martin Görge, Geschäftsführer der Sprinkenhof GmbH

Architektur im Wertewandel

Als Investor und Realisierungsträger für städtische Bauvorhaben spielt die Sprinkenhof GmbH eine maßgebliche Rolle in der Gestaltung und Sicherung der Zukunft Hamburgs. Durch innovative Neubau- und Sanierungsvorhaben prägt das Unternehmen…

Zufriedene Kunden sind die beste Empfehlung

Interview mit Stefan Bock, Geschäftsführender Gesellschafter der TEKTURA Wohnbau GmbH

Zufriedene Kunden sind die beste Empfehlung

Den Anspruch an seine Arbeit formuliert Stefan Bock, Geschäftsführender Gesellschafter der TEKTURA Wohnbau GmbH, in wenigen Worten: „Mir gefällt es, wenn die Käufer zufrieden sind, ohne Ärger einziehen können und…

Fenster und Türen made in Germany

Interview mit Sylvia Meeth-Kainz, Geschäftsführerin der Josef Meeth Fensterfabrik GmbH & Co. KG

Fenster und Türen made in Germany

Fenster und Türen sind mehr als bloße Öffnungen in unseren Häusern – sie sind die Schnittstelle zwischen Innen und Außen, verbinden Räume mit der Welt da draußen und beeinflussen maßgeblich…

Spannendes aus der Region Kreis Recklinghausen

Umzugshelfer in die neue Energiewelt

Interview mit Christian Basler, Technischer Vorstand und Timm Dolezych, Kaufmännischer Vorstand der Energieversorgung Oberhausen AG

Umzugshelfer in die neue Energiewelt

Auf ihrer Website bietet die Energieversorgung Oberhausen AG einen Umzugsservice an, damit Strom und Gas auch an der neuen Adresse fließen. Doch der Energieversorger der Großstadt im westlichen Ruhrgebiet versteht…

Alles unter einem Dach – vom Rohbau bis zum Innenausbau

Interview mit Christel Heiming-Mechlinski, Geschäftsführerin und Manfred Mechlinski, Geschäftsführer der Heiming GbR

Alles unter einem Dach – vom Rohbau bis zum Innenausbau

In einem Familienunternehmen hinterlässt jede nachfolgende Generation ihre eigenen Spuren. Unter der Leitung von Christel Heiming-Mechlinski als 4. Generation der Inhaberfamilie und ihrem Mann Manfred Mechlinski hat sich die Heiming…

„In fünf Jahren können wir den europäischen Batteriemarkt aus eigener Kraft bedienen!“

Interview mit Thomas Lebbing, Geschäftsführer der Jagenberg Converting Solutions GmbH

„In fünf Jahren können wir den europäischen Batteriemarkt aus eigener Kraft bedienen!“

Manche Stimmen blicken skeptisch in die Zukunft der europäischen Batteriehersteller, die für die heimische Produktion von Elektrofahrzeugen unerlässlich sind – nicht so jedoch Thomas Lebbing, Geschäftsführer der Jagenberg Converting Solutions…

Das könnte Sie auch interessieren

Messen als inspirierende Business-Plattformen

Interview mit Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender, über die Deutsche Messe AG

Messen als inspirierende Business-Plattformen

In einer Welt, in der Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht nur Trendbegriffe, sondern wesentliche Pfeiler für zukunftsorientierte Unternehmensstrategien sind, positioniert sich die Deutsche Messe AG als Spitzenreiterin in der Branche. Im…

„Etwas Nachhaltiges leisten aus Überzeugung“

Interview mit Gerd Schöller, Geschäftsführer (CEO) der SCHOENERGIE GmbH

„Etwas Nachhaltiges leisten aus Überzeugung“

Verantwortung übernehmen, authentisch sein, wirklich hinter dem stehen, was man sich als Unternehmen auf die Fahnen schreibt – diese Worte fallen immer wieder, wenn Geschäftsführer Gerd Schöller über sein Unternehmen…

Die Spezialisten für Compounds und Formteile

Interview mit Dries Feys, Sales Manager der Hercorub nv

Die Spezialisten für Compounds und Formteile

Sie sind auf keine Branche festgelegt, doch jeder Auftrag ist individuell. Die Herstellung von Kunststoffformteilen und die Lieferung von Compounds ist die Kompetenz der belgischen Hercorub nv. Dabei achten die…

TOP