Heiß und mit Eis: Anlagen für spezielle Fälle

Interview mit Mark Deckert, Geschäftsführer der DCA Deckert Anlagenbau GmbH

Dass Mark Deckert, Geschäftsführer der DCA Deckert Anlagenbau GmbH, in das Unternehmen seines Vaters einsteigen würde, war für ihn nicht immer klar. Die Entscheidung war erst 2020 gereift. Seit April 2021 leitet er das Unternehmen nun gemeinsam mit seinem Vater Siegfried Deckert. Dieser hatte 1984 zunächst ein Unternehmen mit dem Namen Deckert Maschinenbau gegründet.

„Das wurde später an Mitarbeiter verkauft. 2001 hat mein Vater dann DCA Deckert Anlagenbau, eine Abspaltung aus der alten Firma, gegründet“, erzählt Mark Deckert. Mit der Übernahme der Trockeneisstrahlersparte der Firma Littmann 2011 ist Deckert in Produktion und Vertrieb von Trockeneisstrahlgeräten eingestiegen. 20 Mitarbeiter sind heute bei Deckert Anlagenbau beschäftigt. Der Jahresumsatz des Unternehmens liegt bei 2,5 bis drei Millionen EUR.

Vier Geschäftsbereiche

Heute ist Deckert Anlagenbau in den vier Bereichen Trockeneisstrahlgeräte, Fassschmelzanlagen, Fertigung von System- und Sonderbaugruppen sowie Sonderanlagen tätig. Mark Deckert erklärt, wie das Trockeneisstrahlen funktioniert: „Gefrorenes CO2 wird, ähnlich wie in einem Sandstrahlgerät, mit hoher Druckluft auf das zu reinigende Gerät geschossen. Dieses Reinigungsverfahren ist sehr schonend und wird daher zum Beispiel für Spritzgussformen in der Kunststoffindustrie verwendet.“

Fassschmelzanlagen dienen der heißen Verarbeitung von Heißkleber. „Dabei handelt es sich um sehr zähe Produkte mit einer hohen Viskosität. Sie werden beispielsweise zum Abdichten von Isolierglasfenstern verwendet“, so der Geschäftsführer. Über den Bereich Sonderanlagen erzählt er: „Wir arbeiten eng mit einem Gabelstaplerhersteller in der Region zusammen. Für ihn fertigen wir zum Beispiel Sonderwünsche. Weiterhin arbeiten wir sehr eng mit einem führenden Hersteller von Maschinen für die Kabel- und Kunststoffindustrie zusammen, den wir von Baugruppen bis hin zu kompletten Maschinen beliefern.“

Mit Nischenprodukten erfolgreich

„Mit all unseren Produkten bewegen wir uns im Bereich der Nischenprodukte – sie sind sehr speziell und divers. Das hat uns in den zwei Corona-Jahren sehr geholfen“, betont Mark Deckert. In diesen Produktbereichen, sagt er, sei Deckert Anlagenbau recht erfolgreich. „Technisch haben wir tolle Produkte, und unsere Mitarbeiter sind sehr engagiert und erfahren. Wo wir noch besser werden können, sind Vertrieb und Marketing“, findet er.

Werte, die überzeugen: Zuverlässigkeit, Flexibilität, Ehrlichkeit

Zuverlässigkeit und Flexibilität sind nach Meinung des Geschäftsführers zwei wichtige Eigenschaften, die Deckert Anlagenbau stark machen: „Wir sind immer an einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit interessiert. Nach dem Kauf einer Anlage sind wir auch weiterhin immer ansprechbar. Die Kunden haben einen direkten Draht zu unseren Technikern.“

Die hohe Serviceorientierung zeigt sich auch darin, dass Ersatzteile schnell geliefert werden und die Mitarbeiter in kürzester Zeit vor Ort sind. Und noch etwas hat im Unternehmen einen hohen Stellenwert: „Ehrlichkeit. Wir versprechen nichts, was wir nicht auch halten können“, so der Juniorchef. Für Mark Deckert, der nach seinem Wirtschaftsinformatikstudium in Braunschweig 22 Jahre lang in einer IT-Firma gearbeitet hat, ist digitale Transformation zu dieser Zeit ein großes Thema gewesen. Er berichtet: „Hier im Anlagenbau greift es nicht so tief. Intern spielt sie bei uns eher eine Rolle bei der Digitalisierung von Papierprozessen. Bei den Anlagen bewegen wir uns in Richtung Industrie 4.0.“

Entwicklung zum selbstorganisierenden Unternehmen

Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liege in der DACH-Region, berichtet Mark Deckert und fügt hinzu: „Trockeneisstrahlgeräte verkaufen wir aber im Prinzip weltweit, Fassschmelzanlagen dagegen derzeit ausschließlich nach Österreich. Das soll sich aber ändern.“ Insgesamt laufe es im Unternehmen gut. „Wir haben eine gute Truppe“, betont er.

Was den Führungsstil angeht, will er allerdings einiges verändern. Er erklärt: „Mein Vater hat einen eher klassisch hierarchischen Führungsstil. Ich bevorzuge eine kooperative Führung.“ Ihm schwebt vor, langfristig ein selbstorganisierendes Unternehmen zu schaffen, in dem es nur noch Hierarchien auf Basis von Rollen, von Wissen und von Fähigkeiten gibt.

Geschäftsfelder ausbauen, Wahrnehmung verbessern

Mit Blick in die Zukunft strebt Mark Deckert eine Erweiterung der vier Geschäftsbereiche an. „Ich sehe insbesondere noch Potenzial bei den Trockeneisstrahlgeräten. Das sind robuste Geräte, die auch für den dauerhaften Betrieb genutzt werden können.“ Und auch bei den Fassschmelzanlagen sieht er Ausbaumöglichkeiten. Ein wichtiges Anliegen ist ihm, die Wahrnehmung des Unternehmens am Markt zu verbessern. Die neue Webseite, eine bessere Sichtbarkeit bei Google sowie die Präsenz auf den Social Media Kanälen sollen dazu beitragen.

Nach der schwierigen Corona-Zeit soll es auch mit dem Umsatz wieder bergauf gehen. „In diesem und nächstem Jahr geht es mir darum, die Ertragskraft des Unternehmens wieder herzustellen und den Umsatz um 20% zu steigern“, so sein Ziel. Aktuell gibt es Überlegungen, wieder eine eigene Fertigung in Polen aufzubauen, um von den geringeren Lohnkosten zu profitieren. Wichtigstes langfristiges Ziel ist für Mark Deckert, in jedem Bereich, den Deckert Anlagenbau bedient, noch besser Fuß zu fassen.

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