Sicherheit in Reinform
Interview mit Dr. Simon Dietz, Geschäftsführer der GfPS mbH

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Dietz, Sie sind Geschäftsführer der GfPS mbH, Gesellschaft für Produktionshygiene und Sterilitätssicherung, einem akkreditierten Institut, das in der Welt der Reinraumtechnik zu Hause ist. Können sie kurz skizzieren, wie sich das Unternehmen und sein Portfolio im Laufe der Zeit entwickelt haben?
Dr. Simon Dietz: Die Unternehmensanfänge liegen im Jahr 1992, als mein Vater, zu der Zeit Abteilungsleiter in einem Krankenhauslabor, den Sprung in die Selbstständigkeit wagte und die GfPS ausgründete. 2010 bezog das Unternehmen eigene Räumlichkeiten, kurze Zeit später wurde ich Gesellschafter und Geschäftsführer. Wir hatten eine sehr dynamische Unternehmensentwicklung, die extern von Kundenanforderungen gesteuert wurde, sodass sich heute rund 100 Mitarbeitende mit mikrobiologischen, chemischen und physikalischen Prüfungen im Bereich Medizinprodukte beschäftigen und renommierte Unternehmen die Qualität unserer Leistungen schätzen. In Deutschland gibt es immer weniger inhabergeführte Dienstleistungsunternehmen; viele wurden von großen Gruppen aufgekauft, die bestimmte Policies vertreten. Die GfPS schreibt Service groß; das ist ein Alleinstellungsmerkmal.
Wirtschaftsforum: Können Sie ein Beispiel für diese Serviceorientierung geben?
Dr. Simon Dietz: Unsere Mission und Vision lautet ‘Sicherheit geben’ – dafür gehen wir gerne die Extrameile. Ein Add-on für unsere Kunden ist zum Beispiel unser Podcast ‘Reinraum Update’, in dem wir Wissen vermitteln, der aber auch ein wichtiges Marketingtool ist. Zudem bin ich Mitglied des internationalen Normungsgremiums ISO/TC 209 und berichte regelmäßig über Neuigkeiten in der Branche. Nicht zuletzt nutzen wir unseren LinkedIn-Kanal, um kontinuierlich Firmenwissen, aber auch Branchenwissen zu teilen. Für uns sind das Möglichkeiten, Kunden Mehrwerte zu bieten.
Wirtschaftsforum: Wir haben grob über die Services der GfPS gesprochen. Was sind die Säulen des Portfolios?
Dr. Simon Dietz: Wir orientieren uns an der Prozesskette der Kunden; das heißt, wir starten mit einer Begleitung bei der Produktentwicklung und schauen, wie später notwendige Prozessschritte eingebunden werden können. Wir begleiten Kunden in der Herstellungsumgebung; bei Medizinprodukten sind das häufig Reinräume. Hier können wir messen und überwachen. Wir übernehmen Verpackungsprüfungen, Transportsimulationen und Alterungsstudien. Mein Vater begann mit rein mikrobiologischen Untersuchungen; wir bieten heute zudem physikalische, chemische und in Zukunft wahrscheinlich auch biologische Prüfungen an.
Wirtschaftsforum: Sie sind Geschäftsführer, Dozent an der FH Aachen, Mitglied in verschiedenen Gremien und damit ein ebenso anerkannter wie engagierter Branchenexperte. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Unternehmen und welche Impulse möchten Sie ihm geben?
Dr. Simon Dietz: Mit rund 100 Mitarbeitenden haben wir eine Größe erreicht, die mehr und mehr strategisches Denken und Planen erfordert. Vor diesem Hintergrund bin ich eher ein strategisch agierender Geschäftsführer, allerdings greife ich nach wie vor operativ ein, besuche Kunden vor Ort, führe selbst Messungen durch. Ich mache das sehr gern, weil ich den Bezug zu den Kunden nicht verlieren möchte. Was Impulse betrifft, arbeiten wir momentan an der Digitalisierung unserer Dienstleistungen. Dabei geht es uns um mehr als darum, aus einem Papierdokument eine digitale Datei zu machen. Wir möchten eine Digitalisierung mit Sinn und Verstand – was eine zeit- und kostenintensive Herausforderung ist. Gleichzeitig müssen wir weiter nach links und rechts schauen, über den Tellerrand blicken und beobachten, was Kunden und Wettbewerber machen.
Wirtschaftsforum: Wenn wir über Digitalisierung sprechen, müssen wir über KI sprechen. Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz für die GfPS?
Dr. Simon Dietz: Als akkreditiertes Dienstleistungsinstitut dürfen wir KI nicht einsetzen, wenn es um Kundendaten geht. Akkreditierungsstellen und gesetzliche Stellen schauen sich momentan an, wie man mit Kundendaten umgehen kann. Ein großes Thema, das wir sehr ernst nehmen, ist hier die Softwarevalidierung. Im Marketing haben wir dagegen eine andere Situation; hier nutzen wir KI als Unterstützung.
Wirtschaftsforum: Die GfPS ist in den vergangenen Jahren zwischen 5 und 10% gewachsen. Wo liegen für Sie Gründe für dieses Wachstum?
Dr. Simon Dietz: Wir haben über die Erweiterung des Portfolios mehr Umsatz generiert und sind vorsichtig optimistisch, dass wir diesen Kurs beibehalten können. Für mich als verantwortlicher Geschäftsführer ist es wichtig, Risiken einzugehen und ins Tun zu kommen. Gewisse Entscheidungen können schnell gefällt werden und aufgrund der persönlichen Bürgschaften und Risiken kann ich zügig handeln. Entscheidend ist es, dabei konsequent zu sein. Diese Haltung habe ich von meinem Vater übernommen und sie ist für mich Grundaufgabe eines Unternehmers. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Bereitschaft zuzuhören – auf regulatorischer Ebene, auf Kundenebene und auf interner Ebene. Auch mit unserer Größe gibt es immer noch die Bereitschaft, sich regelmäßig auszutauschen.
Wirtschaftsforum: Sie sprachen über die Digitalisierung, die künftig stärker im Fokus stehen soll. Gibt es weitere Pläne?
Dr. Simon Dietz: Ein wichtiges Thema wird die Automatisierung zur Unterstützung von Mitarbeitenden sein. Ich persönlich freue mich, wenn ich in Zukunft die Transformation der Wirtschaft mitgestalten kann. Nicht zuletzt möchte ich als aktiver Christ gewisse Haltungen und Werte in den beruflichen Alltag integrieren und das Unternehmen sowie auch mich selbst konstant weiterentwickeln.













