Wenn’s hart auf hart geht
Interview
Der Standort liegt südwestlich von Stuttgart am Ostrand des mittleren Schwarzwalds im Landkreis Rottweil. Dort sind bis auf eine Ausnahme alle Unternehmen der SIMONGruppe ansässig, zu der BETEK gehört.
Karl Simon hatte ursprünglich – zur regionalen Gewerbestruktur passend – Uhrenbauteile veredelt. Als sein Sohn Karl Simon junior die Produktion von Blech- und Stanzteilen vor allem für die Möbel- und Automobilindustrie aufnahm, gründete er 1925 das heute als Karl Simon GmbH & Co. KG firmierende Unternehmen.
Es stellt nach wie vor Möbelbeschläge her, formt aber auch Teile durch Sintern von Metallpulver und galvanisiert Oberflächen. Das Schwesterunternehmen SITEK Spikes GmbH & Co. KG produziert für den Auslandsmarkt jene Nägel, die Autoreifen auf festen Schneeund Eisdecken eine sichere Haftung geben und in Regionen mit strengen Wintern wie Skandinavien, Österreich oder der Schweiz weiterhin saisonal verwendet werden.
Die SIKU GmbH mit Sitz im schweizerischen Kanton Luzern ergänzt mit Spritzgussteilen aus Kunststoff die Produktpalette der SIMON-Gruppe.
Von Spikes zu Hartmetallwerkzeugen
Spikes für Autoreifen, aber auch Werkzeuge, Hufstollen und Stockspitzen fertigt SIMON schon seit 1962 – aus Hartmetall. „Das Mitte der 70er Jahre in Deutschland erfolgte Spike-Verbot für Autoreifen hat uns intensiv nach Alternativen suchen lassen“, blickt Geschäftsführer Karl Kammerer auf die Gründung von BETEK 1981 zurück.
„Wir fanden sie in der Fertigung von Werkzeugen aus Hartmetall. Dank intensiver Forschung und Entwicklung rund um den Werkstoff Wolfram als Rohmaterial unserer Produkte konnten wir uns zu einem der weltweit führenden Hersteller von Hartmetallwerkzeugen profilieren. Qualität, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit unserer Werkzeuge stehen für uns an erster Stelle.“
Mit BETEK gegen harte Brocken
Diese Kriterien sind angesichts der Einsatzbereiche unverzichtbar: BETEK-Werkzeuge müssen ‘harte Brocken’ bohren, fräsen, schneiden, zerkleinern und schrämmen. Sie sind im klassischen Steinkohlebergbau ebenso gefragt wie im Tunnel- und Straßenbau. Der Spezialtiefbau braucht sie etwa als Bohrer beim Ausheben von Baugruben zum Beispiel für Brückenfundamente oder Tiefgaragen.
Auch die Recycling-Wirtschaft nutzt BETEK-Werkzeuge, um zum Beispiel Wertstoffe für ihre Wiederverwendung zu zerkleinern. Im Gleisbau, bei dem Genauigkeit im höchsten Maß sicherheitsrelevant ist, in der Agrartechnik und Forstwirtschaft und selbst beim Minenräumen leisten die Hartmetallprodukte aus Aichhalden hervorragende Dienste.
„Wir sind einer der weltweit
führenden Hersteller
von Hartmetallwerkzeugen.“ Karl Kammerer Geschäftsführer
Erheblich mehr Leistung
„Agrar- und Forstwerkzeuge aus Hartmetall bringen im Vergleich mit solchen aus konventionellem Metall eine vier- bis sechsfach höhere Leistung“, bestätigt Karl Kammerer. „In Osteuropa sind sie besonders gefragt. Dort werden circa 10 cm starke Stämme zur Gewinnung von Biomasse abgeholzt.
Diese Bäume wachsen ohne Wiederaufforstung in sechs bis acht Jahren nach.“ BETEK entwickelt alle Werkzeuge gemeinsam mit seinen Kunden, in deren Maschinen sie zum Einsatz kommen, und schult die für den Umgang mit diesen Werkzeugen Verantwortlichen umfassend.
Enge Systempartnerschaften
„Nur so lassen sich Maschinen, Halterungssysteme und Werkzeuge wie aus einem Guss schaffen“, betont Karl Kammerer. „Die Anwender müssen die Werkzeuge sachgerecht, allerdings auch ressourcenschonend einsetzen. Diese auf gegenseitigem Verständnis beruhende Zusammenarbeit – wir sprechen von Systempartnerschaft – macht bei -
„Wir sind einer der weltweit führenden Hersteller von Hartmetallwerkzeugen.“ spielsweise das Wechseln der Werkzeuge wesentlich unkomplizierter, schneller und somit kostengünstiger. Zudem entscheidet die Legierung des Hartmetalls über die Qualität des Werkzeugs. Deshalb entwickeln und bauen wir es mit Rücksicht auf die späteren Einsatzbedingungen exakt nach den Informationen, die wir darüber von unseren Kunden erhalten.“
Über- und untertage
Neben anderen Partnern pflegt BETEK seit 1990 mit der Wirtgen GmbH aus Windhagen nahe Bonn eine derartige Systempartnerschaft. „Die auf Straßenbaumaschinen spezialisierte Wirtgen-Gruppe hält mit ihren Fräsmaschinen zum Abtragen alter Fahrbahndecken einen Weltmarktanteil von 70 Prozent“, bemerkt Karl Kammerer zu dieser Kooperation.
„Die Produktion von Werkzeugen zum Abfräsen von Straßenoberflächen, unter anderem mit Fräsmeißeln, und die dazu benötigten kompletten Werkzeugsysteme machen 60 Prozent unseres Geschäftsvolumens aus. Seit 2008 fertigen wir pro Tag 100.000 Werkzeuge dieser Art und stehen damit weltweit an erster Stelle.“
Für den klassischen Kohlebergbau kann BETEK seine Werkzeuge international vermarkten – nicht zuletzt, weil China und Indien mit ihren riesigen Vorkommen einen wichtigen Markt darstellen. „Unsere Werkzeuge können die Kohleförderleistung bis zum Vierfachen steigern“, so Karl Kammerer. „China, Indien und Nordamerika sind unsere wichtigsten Auslandsmärkte. Wir exportieren aber auch viel nach Europa und vor allem Osteuropa. Unsere Exportquote beträgt 75 Prozent vom Umsatz.“
Dynamischer Markt
In einem sehr dynamisch wachsenden Markt belief sich der Umsatz von BETEK 2008 auf rund 100 Millionen EUR bei 150 Mitarbeitern. Die nach ISO 9001, 14001 und TS 16949 zertifizierte SIMON-Gruppe beschäftigt in Aichhalden insgesamt 440 Mitarbeiter.
Seit 1992 gehört SIMON zur börsennotierten INDUS Holding AG aus Bergisch Gladbach bei Köln, einem Investor in rentable Mittelstandsunternehmen. „Innovationskraft, hohe Flexibilität sowie bedingungslose Ausrichtung auf den Bedarf unserer Kunden bei großer Lösungskompetenz sind die Grundlagen unseres Erfolgs“, freut sich Karl Kammerer.
„Wir stellen uns den globalen Rahmenbedingungen, obwohl die Wettbewerber aus Asien keinen Entwicklungsaufwand betreiben. Unser Ziel ist die Weltmarktführung in unseren Kerngeschäften: Wer vorn ist, gibt die Richtung an.“