Wie der Umweltschutzgedanke eine ganz neue Riege von Startups hervorgebracht hat

Umweltschutz

Genau 37 Prozent der neu gegründeten Unternehmen entstehen momentan aus dem Umwelt- und Klimaschutzgedanken, so die Zahlen des „Green Startup Monitors“. Ihre Geschäftsmodelle sind jedoch denkbar verschieden und reichen von innovativen Produkten über neuartige Technologien bis hin zu ökologischen Dienstleistungen. Eine Entwicklung, die durchaus positiv zu bewerten ist, denn „grüne“ Startups leisten einen wichtigen Beitrag, um ökologischen Problemen jetzt sowie in Zukunft begegnen zu können. An solchen mangelt es bekanntlich nicht: Die Verschmutzung der Weltmeere, das Mikroplastik in Lebensmitteln, die Erderwärmung oder die zunehmende Trinkwasserknappheit sind nur einige von vielen Beispielen. Auch in den kommenden Jahren bieten diese Problematiken daher zahlreiche Ansatzpunkte für neue Geschäftsmodelle und dementsprechend ist zu erwarten, dass die Zahl der „grünen“ Startups weiter steigt. Doch ein genauerer Blick offenbart auch die Herausforderungen hinter den Kulissen.

Mehr Schein als Sein?!

Der „Green Startup Monitor“ hat die betreffenden Unternehmen nämlich genauer unter die Lupe genommen und dabei so manches Startup entlarvt, das nur auf dem Papier dem Umweltschutzgedanken dient – aber diesen nicht vollumfassend umsetzt. Wenn es um einen konkreten Beitrag zum Klima-, Umwelt- oder Ressourcenschutz geht, können nämlich nur 21 Prozent der Startups zur „Green Economy“ gezählt werden und damit deutlich weniger als eingangs gedacht.

In vielen Fällen spielt der Umweltschutzgedanke somit zwar eine Rolle für das Startup, jedoch nicht übergeordnet. Vielmehr ist er ein positiver Nebeneffekt oder ein willkommenes Marketinginstrument. Denn mit Labels wie „nachhaltig“, „umweltfreundlich“, „ökologisch“, „klimafreundlich“ oder einfach „grün“ lässt sich heutzutage positive Aufmerksamkeit erregen und dadurch viel Geld verdienen. Immer mehr Startups nutzen diese daher (auch), um sich von der Konkurrenz abzugrenzen, ohne dass sich ihr Geschäftsmodell im Kern um den Umweltschutz dreht. Mehr Schein als Sein, diese Aussage trifft somit durchaus auf einige junge Unternehmen zu. Das bedeutet aber nicht, dass die Entwicklung grundlegend in die falsche Richtung geht.

Warum „grüne“ Startups so wichtig sind

Dass das Thema immer mehr in den Vordergrund rückt und dementsprechend als Geschäftsmodell für Unternehmen attraktiver wird, ist nämlich richtig und wichtig. Schließlich leisten „grüne“ Startups einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz – auch, wenn es unterm Strich nur rund 20 Prozent sind. Denn sie stellen den Anfang eines Trends dar, der wichtige Lösungen für die Zukunft hervorbringen könnte. Nur durch frische Ideen können Klimaziele und Umweltprobleme adressiert werden. Genau diese Ideen kommen zu großen Teilen nicht von etablierten Unternehmen, sondern von Gründern und Startups, die das „Ökosystem“ bereichern. Sie platzieren sich also in wichtigen Nischen und sorgen dadurch für jene Innovationskraft, die Deutschland (und die ganze Welt) in den kommenden Jahren brauchen wird, um die geschilderten und weiteren Problematiken rund um die Umwelt sowie das Klima zu lösen. Es sind zu großen Teilen also diese Startups, die beweisen, dass Erfolg auch anders geht, nämlich nachhaltig; und die dadurch neue Hoffnung schenken.

Der Ideenreichtum von Startups ist unerschöpflich

Die Startups bringen demnach viele innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen im Bereich der „Green Economy“ auf den Markt. Doch es handelt sich nicht immer um etwas komplett Neues. Ebenso gibt es „grüne“ Startups, die bestehende Produkte, Dienstleistungen & Co schlichtweg neu denken und nachhaltiger gestalten. Sie beweisen also, dass Bestehendes besser gemacht werden kann – und wie. Parcello ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Der Dienstleister bietet eine Paketverfolgung an, die auf den ersten Blick einer normalen Sendungsverfolgung gleicht. An Anbietern mangelt es diesbezüglich bekanntlich nicht: Hermes, GLS, DHL, UPS oder DPD sind dafür einige gängige Beispiele. Doch auf den zweiten Blick ist es der Umweltschutzgedanke, der Parcello von der Konkurrenz abhebt. Denn wer das Tracking via Parcello nutzt, pflanzt dadurch automatisch Bäume und kann somit die Emissionen, welche durch die Bestellung bei Amazon & Co sowie durch den Transport der Pakete anfallen, kompensieren. „Wir glauben, Innovation soll genutzt werden, um dem Planeten Gutes zu tun, und nicht, um einzelne Personen zu bereichern“, lautet eigener Aussage zufolge die Überzeugung von Parcello. Ein Beispiel also, das beweist, inwiefern Umwelt- und Klimaschutz als Startup nicht nur durch kreative Innovationen möglich sind, sondern auch durch die nachhaltige Umgestaltung bestehender Geschäftsmodelle.

Kurzweiliger Trend oder Zukunftsvision?

Bestehendes neu denken und optimieren – dafür sind Startups bekanntlich besonders gut geeignet. Denn häufig handelt es sich um Querdenker, die gezielt andere Wege einschlagen als die etablierte Konkurrenz. Schließlich können sie nur so im Wettbewerb gegen diese bestehen, wie einige Erfolgsgeschichten beweisen. Wenig verwunderlich ist daher, dass immer mehr Startups im Bereich der „Green Economy“ geboren werden. Allein zwischen den Jahren 2018 und 2020 sind die Zahlen um fünf Prozentpunkte gestiegen und die Experten sehen noch lange kein Ende dieser Entwicklung. Es wird sich also bestenfalls um keinen kurzweiligen Trend handeln, sondern um eine langfristige Richtungsänderung. Denn in Zukunft wird der Umweltschutzgedanke weiter an Relevanz gewinnen, auch im wirtschaftlichen Sinne. Eine Sache scheint daher sicher: dass die Ära der „grünen“ Startups noch lange nicht zu Ende ist, sondern erst in den Anfängen steckt.

Der Umweltschutzgedanke erobert immer mehr Lebensbereiche

Schon jetzt lässt sich beobachten, dass „grüne“ Startups in immer mehr Lebensbereichen in Erscheinung treten. Konzentrierten sie sich vor wenigen Jahren noch vor allem auf Branchen wie erneuerbare Energien oder Mobilität, gibt es mittlerweile auch eine Vielzahl an andersartigen Ideen vom kompostierbaren Klebeband bis hin zu Verpackungsmaterial aus Pflanzenresten. Diese Startups treffen auf einen Markt, der noch vollkommen offen ist für neue Akteure, da die etablierten Unternehmen entsprechende Lösungen meist nicht kennen oder bewusst ignorieren. Für Startups ergeben sich daraus jedoch hervorragende Zukunftspotenziale, wenn sie es schaffen, sich vor der Sättigung am Markt zu positionieren. Wann diese Sättigung eintreten wird, lässt sich zum Status quo nicht mit Sicherheit sagen. Noch ist jedoch viel Platz für frische Ideen und junge Unternehmen, die den Umweltschutzgedanken in neuartige Geschäftsmodelle verpacken. Auch deshalb sind es vermehrt andere Bereiche als zum Beispiel der Energiesektor, in dem mittlerweile die Startups gegründet werden – denn die größten Flügel der „Green Economy“ nähern sich bereits der Marktsättigung an und immer mehr Großkonzerne investieren. Wer aber innovative Ideen hat, genießt beste Zukunftsperspektiven. Leider kommen diese aber auch nicht ohne Probleme.

Woran umweltfreundliche Startups (noch) scheitern

Vor allem in solchen Nischen, in denen derzeit neue Geschäftsmodelle aus dem Umweltschutzgedanken entstehen, kann es nämlich schwierig sein, die notwendige Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu erhalten. Die mangelnde Sichtbarkeit wird daher für viele „grüne“ Startups zum Problem, wie beispielsweise das Unternehmen Nuventura am eigenen Leib erfahren musste. Mittlerweile hat der Gewinner des „StartGreen Awards 2018“ zwar den Sprung geschafft – doch die Problematik besteht weiterhin. Dass über 20 Prozent der neugegründeten Unternehmen in Deutschland in der „Green Economy“ angesiedelt sind, bedeutet daher längst nicht, dass sich auch alle von ihnen dauerhaft am Markt behaupten werden. Selbst geniale Innovationen drohen nämlich übersehen zu werden, denn je spezialisierter das Produkt, die Technologie oder die Dienstleistung ist, desto kleiner ist die Zielgruppe – und umso größer ist die Gefahr, von dieser nicht bemerkt oder angenommen zu werden. Allzu oft werden „grüne“ Startups also noch ignoriert und genau das muss sich ändern, wenn in Bezug auf Umweltschutz, Klimaschutz & Co ein tatsächlicher Fortschritt erzielt werden soll. Hinzu kommen weitere Probleme, die vor allem Startups aus dem Bereich der „Green Economy“ begegnen, beispielsweise hinsichtlich der Finanzierung.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass immer mehr Startups innovative Geschäftsmodelle rund um den Umweltschutzgedanken hervorbringen – noch stehen ihnen aber viele Hürden im Weg, um sich tatsächlich dauerhaft am Markt etablieren zu können. Es handelt sich daher um die richtige und eine wichtige Entwicklung. Doch es gilt auch, diesen Startups den Weg frei zu machen, um eine tatsächliche Veränderung zu bewirken. Mehr Sichtbarkeit, mehr Förderung, mehr Akzeptanz; diese sind dafür einige Ziele, die es in naher Zukunft zu erreichen gilt.

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