Klimaschutz rechnet sich

Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Jörg Meyer zu Strohe, Geschäftsführer PlanET Biogas Group GmbH

22 Jahre später und um einige Erfolge reicher – so kann sich PlanET Biogas heute als Anbieter von Biogasanlagen aus dem Münsterland präsentieren. Inzwischen hat das Unternehmen mehr als 500 Biogasanlagen gebaut. Das ist sicher ein Pfund, mit dem man wuchern kann, wie Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Jörg Meyer zu Strohe gern bestätigt.

„Wir gehören inzwischen zu den führenden Anbietern auf diesem Gebiet weltweit und unsere Anlagen sind zu den Benchmarks in der Biogastechnologie avanciert“, so der Unternehmer, der auf dem zweiten Bildungsweg Maschinenbau mit der Fachrichtung Energie und Umwelttechnik studiert hat.

Eine solide Position

Als Landwirtschaftssöhne haben sich Jörg Meyer zu Strohe und Hendrik Becker schon früh vom Thema Biogas begeistern lassen und 1998 entschieden sie sich zur Gründung einer eigenen Firma. Anfangs bauten sie spezielle Einbringtechniken für Biogasanlagen selbst – eben in erwähnter Garage, und übernahmen auch Vertrieb, Montage und Baustellenabwicklung in Eigenregie. Die Aufträge wurden mehr, das Unternehmen stellte Mitarbeiter ein und arbeitete eng mit Landwirten zusammen.

„Wir waren immer vom EEG abhängig. 2008 war eine schwierige Zeit, weil 2009 das neue EEG mit besseren Förderbedingungen kommen sollte“, so Jörg Meyer zu Strohe. „Danach kamen die Boomjahre bis 2011, wo wir jedes Jahr unseren Umsatz verdoppeln konnten. 2011 erreichten wir einen Umsatz von 100 Millionen EUR. Heute haben wir einen Umsatz von soliden 62 Millionen EUR und beschäftigen 200 Mitarbeiter weltweit, davon 160 am Standort Vreden oder im Home-Office in Deutschland.“

International ganz stark

Da sich PlanET Biogas schon frühzeitig ins Ausland begeben hatte, konnte es sich langfristig auf eine positive Entwicklung einstellen. „Zunächst gingen wir 2006 in die Niederlande und gründeten kurz darauf Niederlassungen in Frankreich und Kanada. Davon profitieren wir heute. Frankreich ist mit über 70% vom Umsatz unser stärkster Markt. In Nordamerika erleben wir ebenfalls eine positive Entwicklung. Dort werden zurzeit Anlagen gefördert, die sich auf eine reine Güllevergärung konzentrieren sowie die Vergärung von organischen Abfällen“, erläutert Jörg Meyer zu Strohe. „Gerade mit den internationalen Märkten, darunter auch Südostasien, sehen wir sehr positiv in die Zukunft.“

Ein Beitrag zum Klimaschutz

PlanET Biogas betrachtet auch die Novellierung vom EEG als sehr positiv, gleichwohl es hier Bedarf zur Nachbesserung sieht: „Es müsste noch einen besseren Anreiz für die Verwertung von landwirtschaftlichen Reststoffen geben“, sagt Jörg Meyer zu Strohe. „Die Güllevergärung ist ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz, da dadurch weniger Treibhausgase von der Landwirtschaft metiert werden. Außerdem können Biogasanlagen auch Strom und Wärme produzieren, selbst wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht. Wir können Biomethan produzieren, das in das Erdgasnetz eingespeist werden kann. Das Erdgasnetz ist der größte Energiespeicher, den Deutschland hat. Dadurch können Flauten überbrückt werden.“

Die Biomethan-Einspeisung ist international ein großes Thema und birgt dementsprechend ein immenses Potenzial. „Wir wollen noch stärker in den Bereich biogene Reststoffe und entwickeln hier gerade vernünftige Konzepte, sodass sich die Anlagen auch mit einer nicht so hohen EEG-Förderung lohnen, etwa durch Einnahmen durch die Abfallentsorgung“, so Jörg Meyer zu Strohe. „Wir möchten Konzepte für den Kraftstoffmarkt entwickeln. In Zukunft wird Biomethan eine interessante Alternative in Bezug auf den CO2-Ausstoß sein. Außerdem gibt es im Fernverkehr noch keine Alternative. Da ist LNG, also flüssiges Gas, eine Möglichkeit, sodass Lkws eine Reichweite von 1.500 km erreichen. Diese sind dann zudem mautbefreit. Die Umwandlung von Biogas in Wasserstoff ist ebenfalls ein Thema der Zukunft.“

Bessere Rahmenbedingungen

Es gibt also noch zahlreiche Schwerpunkte, die zukünftig erfolgreich weiter verfolgt werden sollen. PlanET Biogas versucht, die Anlagen immer weiter zu optimieren, sowohl biologisch als auch auf technischem Niveau, sodass diese immer mehr Energie erzeugen können als die der Wettbewerber.

„Effizienz und Wirkungsgrad sind hier entscheidend. Außerdem setzen wir bei Biomethan-Aufbereitungsanlagen eine Technik ein, die keinen hohen Eigenenergiebedarf hat.“ Wird Jörg Meyer zu Strohe auf den Vorteil von Biogas in der Landwirtschaft angesprochen, dann weiß er folgende Antwort zu geben: „Wenn es einen besseren Anreiz gäbe, Blühpflanzen anzubauen, dann könnten diese Blühpflanzen für die Biogasanlagen verwendet werden und es würde ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz geleistet. Ich würde mich freuen, wenn auch in Deutschland die Rahmenbedingungen für Biogasanlagen wieder besser werden würden. Dann könnten wir auch wieder verstärkt in unserem Heimatmarkt aktiv werden. Dazu führen wir Gespräche mit Abgeordneten und haben aktuell viele Termine. Es gibt also noch viel zu tun, um diese Art der Energiegewinnung weiter voranzubringen.“

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