Wachstum mit Wareneinkaufsfinanzierung verstärken

Der Finanzmarkt bietet aber auch die folgenden Alternativen zur Wareneinkaufsfinanzierung an:
● Einkaufsfinanzierung über ein Kreditinstitut
● Finetrading
● Reverse Factoring

Was ist eine Wareneinkaufsfinanzierung?

Bei einer Wareneinkaufsfinanzierung bestellt ein Unternehmen Waren oder Betriebsstoffe bei den bekannten Lieferanten. Das Unternehmen schaltet jedoch eine Bank, einen Finetrader oder einen Factoringanbieter ein, der die Vorfinanzierung der Ware übernimmt und den Lieferanten direkt nach Auslieferung der Bestellung bezahlt. Die Ware wird sofort geliefert und kann zur Herstellung neuer Produkte oder zum Weiterverkauf genutzt werden. Das Unternehmen bezahlt den Zwischenfinanzierer erst zu einem späteren Zeitpunkt, der von der gewählten Finanzierungsart abhängt. Bis zum Erreichen des Zahlungsziels kann der Händler die Ware verkaufen und die erzielten Umsätze zur Bezahlung der fälligen Forderung nutzen.

Klassische Einkaufsfinanzierung über ein Kreditinstitut

Einige Kreditinstitute haben sich auf die Einkaufsfinanzierung von Unternehmen spezialisiert. Die Bank und der Händler schließen einen Rahmenvertrag ab. In der Regel finanziert die Bank Einkäufe im Wert von 40 %–80 % des Lagerbestands. Der Wert des Lagers dient als Sicherheit für die Finanzierung und wird an die Bank abgetreten. Das Unternehmen bestellt wie gewohnt bei seinen Lieferanten und bezahlt die Eingangsrechnungen sofort mit Abzug von Skonto. Die Rückzahlung der Einkaufsfinanzierung an die Bank erfolgt erst nach 90 bis 720 Tagen. In dieser Zeit kann der Händler die Waren verkaufen und die Einnahmen zur Rückzahlung der Finanzierung zuzüglich Zinsen nutzen.

Finetrading

Finetrading läuft ähnlich ab wie eine klassische Einkaufsfinanzierung, weist aber einen entscheidenden Unterschied auf: Nicht das Unternehmen bezahlt die gelieferten Waren und Rohstoffe, sondern der Finetrader begleicht die Rechnung des Lieferanten. Dazu werden die Lieferanten über den Vertrag zwischen Händler und Finetrader informiert und schicken die Rechnung direkt an den Finetrader. Der Finetrader überweist den Rechnungsbetrag und stellt dem Käufer eine eigene Rechnung für die Warenlieferung aus. Die Rechnung des Finetraders trägt in der Regel ein Zahlungsziel von 120 Tagen.

Reverse Factoring

Reverse Factoring läuft umgekehrt zum klassischen Factoring ab und ist ein weiteres Mittel zur Einkaufsfinanzierung. Beim herkömmlichen Factoring verkauft ein Unternehmen offene Forderungen an einen Factoringanbieter. Bei der umgekehrten Variante organisiert das Unternehmen den Forderungsverkauf für seine Lieferanten. Die Lieferanten liefern die bestellte Ware an das Unternehmen und verkaufen die offene Rechnung an den Factor. Der Factor bezahlt die Rechnung und räumt gleichzeitig dem Käufer ein Zahlungsziel von 90–120 Tagen ein. Die Factoringanbieter verlangen ein größeres Volumen für den Einsatz des Reverse Factorings, sodass sich diese Wareneinkaufsfinanzierung nur selten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) lohnt.

Für wen lohnt sich eine Wareneinkaufsfinanzierung?

Vor allem Unternehmen mit einem großen Lagerbestand oder einem hohen Materialbedarf profitieren von einer Wareneinkaufsfinanzierung. Dazu gehören die Automobilindustrie, Betriebe aus dem Anlagenbau, Maschinenbauer oder Handwerker. Auch Firmen, die zur Herstellung ihrer Produkte Rohstoffe mit schwankenden Preisen benötigen, können mithilfe der Einkaufsfinanzierung ihr Lager in Zeiten niedriger Preise günstig auffüllen. Weitere Branchen, die eine Finanzierung des Umlaufvermögens nutzen, sind die Verkäufer saisonaler Produkte wie Gartenmöbel oder Weihnachtsdekoration. Die Anbieter schließen nur wenige Güter von der Wareneinkaufsfinanzierung aus. Dazu zählen Textilien, Medikamente und Lebensmittel oder andere Waren, die schnell verderben.

Die Vorteile der Wareneinkaufsfinanzierung

Im Vergleich zu einem Betriebsmittelkredit oder der Überziehung des Geschäftskontos bietet die Wareneinkaufsfinanzierung Unternehmen diese Vorteile:
● Schonung der Kreditlinie
● keine Stellung von Sicherheiten
● schnelle Steigerung der Liquidität
● Ausnutzen von Skonto und Rabatten
● längere Zahlungsziele
● keine Auswirkung auf die Eigenkapitalquote
● bessere Bonität

Durch den Einkauf der benötigten Waren und Betriebsstoffe kann ein Unternehmen mehr Produkte herstellen und seinen Umsatz steigern. Das sorgt für einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz und sichert den Fortbestand des Unternehmens.

Diese Nachteile müssen Händler beachten

Händler, die sich für eine Wareneinkaufsfinanzierung interessieren, sollten auch einige Nachteile beachten:
● höhere Kosten im Vergleich zu einem Kredit möglich
● Ausschluss einiger Branchen
● Begrenzung des Finanzierungsvolumens
● hohe Kosten bei Überschreiten des Zahlungsziels
● nicht für alle Ausgaben geeignet

Für die Vorfinanzierung der Rechnungen und die Einräumung eines Zahlungsziels berechnen die Anbieter Zinsen. Außerdem fallen Gebühren für die Bonitätsprüfung der Beteiligten und in einigen Fällen Kosten für eine Warenversicherung an. Hier lohnt sich ein Vergleich der Gesamtkosten mit den Aufwendungen für einen Bankkredit.

Einige Branchen sind von der Einkaufsfinanzierung ausgeschlossen. Bei anderen Betrieben wird der Finanzierungsrahmen durch den Umfang des Lagers oder die Bonität des Händlers begrenzt. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) reicht das Finanzvolumen jedoch häufig aus. Der Händler sollte das Zahlungsziel des Anbieters einhalten. Bei einer Überschreitung können hohe Strafzinsen anfallen. Daher eignet sich eine Wareneinkaufsfinanzierung nur zur Finanzierung des Umlaufvermögens, nicht zur Deckung laufender Kosten wie Miete oder Gehälter.

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