Beton nach Maß
Interview mit Stephan Radtke, kaufmännischer Geschäftsführer der DUHA Betonfertigteile GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Radtke, seit dem 01.10.2024 sind Sie kaufmännischer Geschäftsführer der DUHA. Welche Erfahrungen haben Sie bislang bei dem Unternehmen gemacht und wie stellt sich der Markt aktuell dar?
Stephan Radtke: Bevor ich zur DUHA kam, habe ich viele Jahre in einem international tätigen Konzern aus der Fensterbranche gearbeitet und war viel unterwegs. Schon 2023 haben wir drei Marktforschungsunternehmen mit Prognosen zur Entwicklung der Baubranche beauftragt. Zwei Unternehmen waren zu der Zeit davon überzeugt, dass sich der Markt Mitte 2025 erholen wird, ein Unternehmen hielt dies erst 2026 für realistisch. Zum aktuellen Zeitpunkt kann man festhalten, dass die Branche erst im Laufe des Jahres 2026 Aufschwung erwartet. Wenn ich auf das Ergebnis im ersten Halbjahr schaue, kann ich diese Einschätzung nur bestätigen. Anfang des Jahres haben Kunden Aufträge storniert, das trifft uns sechs bis acht Monate später. Ende des Jahres verzeichnen wir wieder einen Aufschwung, was die Auftragsauslastung betrifft. Leider hat man den Eindruck, dass sich der Staat als Impulsgeber schwer damit tut, die Marktentwicklung positiv zu beeinflussen – und das, obwohl wir in Deutschland einen Wohnungsnotstand haben.
Wirtschaftsforum: Was würden Sie sich angesichts dieser Entwicklung wünschen?
Stephan Radtke: Bauherren oder Investoren müssten mehr positive Signale gegeben werden, sodass Bauen wieder attraktiv wird, zum Beispiel durch Steuerminderungen oder Produkte, die eine Finanzierung erleichtern. Auch beim Thema CO2-Reduzierung müssten andere Anreize gegeben werden. Als Hersteller von Betonteilen werden wir oft für einen großen CO2-Fußabdruck kritisiert, ohne dass dabei die Halbwertszeit unserer Produkte berücksichtigt wird. Unsere Bauteile aus Beton sind auf weit mehr als 25 Jahre ausgelegt und überzeugen auch dann noch mit einer außerordentlichen Qualität. Wir müssen uns jedoch mit anderen Werkstoffen wie zum Beispiel Holz auf 25 Jahre vergleichen – diese Holzwerkstoffe erfordern nach einer gewissen Zeit häufig eine chemische Behandlung, müssen ausgetauscht oder verändert werden. Berücksichtigt man auch diese Faktoren, verändert sich das Bild. Die CO2-Reduzierung ist in der Branche auf jeden Fall ein Thema, das sehr ernst genommen wird.
Wirtschaftsforum: Wie geht DUHA mit dem Thema Nachhaltigkeit um? Gibt es konkrete Pläne oder Maßnahmen, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren?
Stephan Radtke: Nachhaltigkeit ist für uns auf verschiedenen Ebenen relevant und beginnt bereits bei technischen Kundenberatungen. Wir raten Kunden zum Beispiel dazu, weniger Material einzusetzen, wenn dies technisch möglich ist. Ein weiterer Hebel zu größerer Nachhaltigkeit ist die Rezeptierung. Beton besteht aus Zement und Zuschlagstoffen wie Sand oder Kies. Aus ökologischer Perspektive ist Zement kritisch zu betrachten; deshalb beschäftigen wir uns mit umweltfreundlicheren Zementtypen und arbeiten daran, die Gesamtmenge an Zement zu reduzieren. Bei diesen Überlegungen spielen auch wirtschaftliche Faktoren immer eine Rolle. Die Bereitschaft, für umweltfreundlichere Produkte mehr zu zahlen, ist nicht immer vorhanden. Auch bei den Herstellungsverfahren gibt es neue Ansätze, zum Beispiel durch den Einsatz von Ultraschall. Was den Transport unserer Produkte angeht, sind wir auf die Straße angewiesen. Die Länge und Form der Produkte macht umweltfreundlichere Transporte per Bahn organisatorisch herausfordernd und wirtschaftlich fast unmöglich.
Wirtschaftsforum: Wie lassen sich Kunden und Produkte der DUHA näher beschreiben?
Stephan Radtke: Unser Kundenkreis ist breit gefächert und abhängig von den jeweiligen Produkten. Geht es klassisch um Decken und Wände, arbeiten wir für Bauunternehmer, die als Generalunternehmer fungieren oder den Auftrag direkt vom Kunden haben. Ein großer Vorteil ist, dass unsere Elemente schon fertig ausgetrocknet sind und direkt auf der Baustelle verarbeitet werden können. Größere Bauunternehmen stellen eine weitere Zielgruppe dar. Hier geht es beispielsweise um Stützen und Binder für Logistikhallen – in diesem Bereich ist die Nachfrage übrigens nicht zurückgegangen. Wir können Bindergrößen von über 40 m herstellen; das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Unsere Produkte sind immer individuell auf den Kunden zugeschnitten, allerdings ähneln sie sich vom Grundsatz her.
Wirtschaftsforum: Wir haben über Kunden und Produkte gesprochen; wie viele Mitarbeiter beschäftigt DUHA und wie hoch ist der Jahresumsatz?
Stephan Radtke: Wir haben 93 fest angestellte Mitarbeiter, die je nach Auslastung von 15 bis 25 externen Kräften unterstützt werden. Mehr als 60 Mitarbeiter sind in der Produktion, die verbleibenden 30 sind im kaufmännischen Bereich tätig. Der Jahresumsatz lag 2024 bei 18 Millionen EUR. Dieses Jahr sollte er auf 20 Millionen EUR gesteigert werden, allerdings rechne ich momentan im besten Fall mit einem gleichbleibenden Ergebnis. Wir haben dieses Jahr trotz getrübter Konjunkturaussichten Investitionen getätigt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit auszubauen. Ein automatischer Betonverteiler soll eine größere Stabilität in die Produktion bringen. Zudem flossen Investitionen in die Digitalisierung. In einigen Hallenbereichen gibt es inzwischen Motivationsanzeigen, die Transparenz in die Arbeit bringen und motivationsfördernd sein können: Mitarbeiter können zum Beispiel sehen, wie viele Teile noch produziert werden müssen und gegebenenfalls früher ihre Arbeit beenden. Zudem arbeiten wir heute mit großen Touchscreens, auf denen technische Zeichnungen herangezoomt werden können. Die Mitarbeiter nehmen diese neuen Tools sehr gut an.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie DUHA in den nächsten Jahren?
Stephan Radtke: Wir sehen weiter Potenzial zum Wachsen. Dafür brauchen wir kompetente Facharbeiter, die momentan schwer zu finden sind. Unser Ziel ist es, individuelle Kundenanforderungen zu lösen und qualifiziert zu beraten.














