Sicherheit für Unternehmen und Unternehmer

Interview mit Christian Schaaf, Geschäftsführer Corporate Trust Business Risk & Crisis Management GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schaaf, Sie sind nicht nur Geschäftsführer und Hauptgesellschafter, sondern auch Gründer der Corporate Trust Business Risk & Crisis Management GmbH. Vor welchem Hintergrund ist das Unternehmen entstanden?

Christian Schaaf: Die Branche der Sicherheitsberatungsunternehmen ist vor vielen Jahren entstanden, um Firmen zu schulen, wie sie sich vor Entführung oder Erpressung schützen können und mit welchem präventiven Verhalten Risiken minimiert werden können. Diese Sicherheits- und Risikoberater waren vor allem in Konzernstrukturen integriert, mittelständische Unternehmen hatten diese Sicherheitsstrukturen jedoch nicht. Deshalb haben wir Corporate Trust gegründet, um das Thema Sicherheit auch im Mittelstand in den Fokus zu rücken und entsprechende Sicherheitsdienstleistungen anzubieten, die nötig sind, um kriminelle Risiken abzuwehren und professionell mit Notfall- und Krisensituationen umzugehen.

Wirtschaftsforum: Was machen Sie anders als andere Unternehmen in der Branche?

Christian Schaaf: Auch wenn wir alle aus der klassischen Sicherheitsschiene kommen, in der es vor allem um die klassische Wirtschaftskriminalität, den Personenschutz, die Objektsicherheit sowie die Ermittlung bei Entführungen und Erpressung geht, haben wir sehr schnell erkannt, dass bei vielen Prozessen das Thema IT-Sicherheit eine wichtige Rolle spielt, zum Beispiel beim Schutz gegen Industriespionage. Deshalb haben wir beschlossen, einen stärkeren Fokus auf dieses Thema zu legen.

Wir haben es geschafft, ein Sicherheitsberatungsunternehmen zu werden, das beides kann: sowohl klassische Sicherheit als auch IT-Sicherheit. Wir haben es geschafft, diese beiden Bereiche zusammenzubringen und verstanden, wo die Schwierigkeiten sind. Wir sind heute ein Team aus ehemaligen Angehörigen staatlicher Spezialeinheiten, Juristen, Psychologen, IT-Spezialisten, Technikern und Wirtschaftsexperten, die gemeinsam daran arbeiten, die optimale Lösung für den Sicherheitsbedarf unserer Kunden zu entwickeln und umzusetzen.

Wirtschaftsforum: Welche Leistungen übernehmen Sie für Ihre Kunden?

Christian Schaaf: Ein wichtiger Fokus liegt bei uns auf der Prävention. Durch Präventivmaßnahmen helfen wir den Unternehmen, sich vor Bedrohungen zu schützen. Im akuten Schadensfall helfen wir unseren Kunden bei den Ermittlungen und können unsere Erfahrung mit einbringen. Das Ergebnis muss dann ebenfalls in die Prävention einfließen. Wir übernehmen auch Background-Checks im Vorfeld einer Übernahme oder bei Joint Ventures im Ausland beziehungsweise Firmenübernahmen mit ausländischen Partnern.

Dabei versuchen wir immer, mit möglichst kleinen Mitteln einen möglichst großen Effekt zu erzielen. Bei einem Angriff auf das Unternehmen geht es erst einmal darum, in kurzer Zeit zu bewerten, was überhaupt vorgefallen ist. Dafür brauchen wir nicht 50 Leute, dazu reichen ein oder zwei. Dann geht es darum, das Unternehmen wieder ans Laufen zu bringen. Dazu reicht vor allem das eigene Team zusammen mit jemandem, der das Team anweist.

Wirtschaftsforum: Welchen Herausforderungen müssen Sie sich aktuell stellen?

Christian Schaaf: Mittlerweile sind 30 bis 40% unserer Aktivitäten auf Cyberattacken zurückzuführen. Gerade jetzt, wo viele Mitarbeiter in das Home Office gegangen sind, wo sie zum Teil sehr schlecht geschützt sind, ist die Anzahl der Hackerangriffe deutlich gestiegen. Wir stellen fest, dass in der deutschen Wirtschaft sehr viel versäumt wurde. Das sehen wir bei den ganzen Angriffen, die im Moment stattfinden. Systeme wurden nicht richtig umgestellt, es wurde in vielen Fällen zu viel gespart, sodass die Struktur nicht in der Lage ist, etwas effektiv zu handeln. Es gibt jeden Tag neue Cyberangriffe. Wir haben wöchentlich ein bis zwei neue Fälle mit Hackerangriffen. Die präventive Sicherung ist eine große Aufgabe. Dafür muss die Strategie der IT-Sicherheit geändert werden, das ist eine große Herausforderung.

Aber auch die Anzahl der persönlichen Bedrohungen wird wieder zunehmen, das ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer so. Um mögliche Angriffe bereits im Vorfeld zu erkennen, schließlich werden diese von Tätern immer vorbereitet, haben wir die Personenschutz-App entwickelt. Damit werden die Aktivitäten im Umfeld aller Familienmitglieder zentral erfasst und in kritischen Situationen bietet ein Warnsystem die Möglichkeit, frühzeitig Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Wirtschaftsforum: Zum Schluss eine persönliche Frage. Was reizt Sie persönlich an der Branche?

Christian Schaaf: Ich hatte bei der Polizei relativ viele tolle Dinge erlebt und war unter anderem fünf Jahre Ermittler beim bayerischen Landeskriminalamt. Ich habe dann aber festgestellt, dass es natürlich viele Dinge gibt, die bei den Behörden aus meiner Sicht zu langsam oder nicht professionell genug geregelt werden konnten. Mich hat es deshalb in die freie Wirtschaft getrieben, um es dort einfach einmal zu versuchen. Ich habe dann ganz schnell festgestellt, dass das Know-how, das wir aus dem behördlichen Sicherheitsverband mitbringen, in vielen Bereich in der Wirtschaft gefragt ist. Es zeigt sich immer wieder, dass wir in vielen Fällen wissen, wo die Schwachstellen bei den Behörden sind. Das ist gar nicht böse gemeint, denn sie sind oft einfach nicht zuständig oder haben einfach nicht die Möglichkeiten. Dort das entsprechende Pendant für die Wirtschaft zu bieten, das ist unser Ansatz und das macht uns auch Spaß.

Interview:

Manfred Brinkmann

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Verpackt für den Erfolg: Nachhaltige Präsentationen

Interview mit Joachim Kratschmayr, Geschäftsführer der Packservice Gruppe

Verpackt für den Erfolg: Nachhaltige Präsentationen

Die Packservice Gruppe hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1980 in Karlsruhe zu einem führenden Anbieter von hochwertigen Verpackungslösungen und Logistikdienstleistungen entwickelt. Mit über 20 Standorten und mehr als…

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

Tierisch digital

Interview mit Christian Lehmann, Co-CEO der Deine Tierwelt GmbH

Tierisch digital

Die Deine Tierwelt GmbH mit Sitz in Hannover hat sich in den vergangenen 18 Jahren von einer Online-Kleinanzeigenplattform zu einer der führenden Communities für Tierfreunde im deutschsprachigen Raum entwickelt. Im…

Spannendes aus der Region München

Innere Dynamik verstehen – menschlich und wirksam

Interview mit Karin Koerber, Geschäftsführerin der Klinik Menterschwaige

Innere Dynamik verstehen – menschlich und wirksam

Während psychische Erkrankungen in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend enttabuisiert werden, bleibt ihre Behandlung eine hochkomplexe Aufgabe. Die Klinik Menterschwaige in München zeigt, wie sich tiefenpsychologisch fundierte Psychiatrie mit einem ganzheitlichen…

Immer das Ganze im Blick

Interview mit André Steffin, Vorstand der G&W Software AG

Immer das Ganze im Blick

Die Baubranche steht unter Druck. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage wird der Ruf nach effizienten Prozessen und flexiblen Lösungen immer lauter. Moderne Bausoftware für Kostenplanung, AVA und Baucontrolling, wie sie die…

Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben

Interview mit Christian Nau, Geschäftsführer der Jochen Schweizer mydays Group

Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben

In einer Zeit, in der materielle Geschenke oft in Vergessenheit geraten, gewinnen Erlebnisse zunehmend an Bedeutung. Erlebnisgutscheine bieten die Möglichkeit, einzigartige Momente zu verschenken – sei es ein Fallschirmsprung, eine…

Das könnte Sie auch interessieren

Supply-Chain-as-a-Service für Spezialarzneien

Interview mit Christoph Staub, Geschäftsführer der Allpack Group AG

Supply-Chain-as-a-Service für Spezialarzneien

Während Massenarzneimittel wie frei verkäufliche Schmerzpräparate millionenfach produziert und vertrieben werden, gestaltet sich das Geschäft mit Orphan Drugs für seltene Krankheiten deutlich komplexer: Das gilt auch für die Verpackung, Etikettierung…

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Interview mit Stephan Pernkopf, Head of Sales & Marketing der ADOMO Group

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Als breit aufgestellter Immobiliendienstleister begleitet die ADOMO Group den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Reinigung über Hausverwaltung und Maklertätigkeit bis hin zu Energiemanagement, ESG-Bewertung und Sicherheitstechnik. Im Gespräch…

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Interview mit Han-Alexander Pothoven, Director Advanced Technologies der DK Prototyping for Automotive Glass

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Wie bringt man Innovation, Qualität und Tempo unter ein Glasdach? Han-Alexander Pothoven von DK Prototyping for Automotive Glass kennt die Antwort. Im Interview erläutert er, wie ein kleines Unternehmen aus…

TOP