Die Zukunft der Logistik: Schiene vor Straße

Interview mit Markus Himmelbauer, Chief Financial Officer der Wenzel logistics GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Magister Himmelbauer, mit fünf Standorten in Österreich und Routen durch ganz Europa können Sie Ihre Kompetenz als Logistikunternehmen breit bespielen. Was zeichnet Ihr Tätigkeitsspektrum aus?

Mag. Markus Himmelbauer: Nicht zuletzt dank unserer großen Logistikflächen sowie der langjährigen Erfahrung und unbändigen Leidenschaft unserer Mitarbeiter können wir unsere Dienstleistungen in einer großen Bandbreite anbieten: von der Stückgutlogistik bis zum Lagergeschäft für Kunden, die dieses Spektrum gerne an einen Spezialisten wie uns outsourcen möchten. Eine besondere Spezialität unserer Unternehmenstätigkeit liegt derweil in unserem Intermodalservice, in dessen Rahmen wir auch sehr stark im Bahnverkehr aktiv sind und dabei die Steiermark sowie angrenzende Regionen in Ungarn, Slowenien und Kroatien mit dem Ruhrgebiet in Deutschland und den großen Häfen in Belgien und den Niederlanden verbinden.

Wirtschaftsforum: Sie bemühen gerne ein Zitat von Henry Ford: „Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind.“ Ist Ihre Kompetenz in der Zuglogistik eine davon?

Mag. Markus Himmelbauer: Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürfte diese Einschätzung durchaus zutreffen. Schließlich ziehen die Preise im Straßenverkehr europaweit gerade ganz erheblich an: Das betrifft die steigenden CO2-Abgaben, die höheren Dieselpreise und nicht zuletzt den ubiquitären Mangel an Lkw-Fahrern, der ohne Frage auch Konsequenzen in der Preisgestaltung nach sich zieht. Durch unseren Intermodalservice verlagern wir jedes Jahr die Fracht von circa 15.000 Lkw auf die Schiene. Eine kleine Modellrechnung von uns ergab, dass wir dadurch jedes Jahr etwa sechs Millionen Kilogramm CO2 einsparen können.

Wirtschaftsforum: Der von bestimmten politischen Parteien erhobenen Forderung ‘Schiene vor Straße’ würden Sie deshalb wohl zustimmen?

Mag. Markus Himmelbauer: Auf jeden Fall! Ich halte den konsequenten Ausbau des Schienenverkehrs für eines der wesentlichen Verkehrskonzepte der Zukunft. Obwohl in Österreich wie in Deutschland in den letzten Jahren diesbezüglich auch größere Anstrengungen unternommen wurden, ist leider unter dem Strich trotzdem einiges versäumt worden, dass früher oder später nachgeholt werden muss. Denn eines ist klar: Um zumindest die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzumildern, werden tiefgreifende regulatorische Eingriffe und Investitionen vonnöten sein. Da werden in den nächsten 10 bis 20 Jahren Gesetze kommen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Was wir derzeit sehen, ist aus meiner Sicht nur eine kleine Vorhut vor den tiefgreifenden Veränderungen, die uns in Bälde bevorstehen.

Wirtschaftsforum: Gibt es dagegen nicht allzu große Vorbehalte vonseiten der Unternehmen?

Mag. Markus Himmelbauer: Die schwinden erfahrungsgemäß spätestens dann, wenn sie die Vorteile der Alternative – etwa des Intermodalverkehrs – einmal in einer Vorgangsschlaufe selbst durchlaufen konnten. Vor kurzem haben wir an einem großen paneuropäischen Forschungsprojekt mitgewirkt, bei dem untersucht werden sollte, wie gut die weiträumige Verlagerung von der Straße auf die Schiene heute schon klappt. Am Anfang haben wir bei den teilnehmenden Unternehmen – darunter namhafte, international tätige Konzerne – durchaus eine gewisse Skepsis wahrgenommen, etwa im Hinblick auf mögliche Verspätungen im Bahnverkehr. Am Ende haben jedoch auch die Teilnehmer mit den größten Bedenken die zahlreichen Vorzüge erkannt und fanden sogar entsprechende Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit ihren Branchenkonkurrenten unter wettbewerbskompatiblen Bedingungen. Die Berührungsängste mit der Schiene sind also schon geschwunden. Wenn man zudem von weiter steigenden CO2-Preisen ausgeht – diese sind aus meiner Sicht derzeit noch viel zu niedrig, um eine sinnvolle und dringend nötige Lenkungswirkung zu entfalten – und die Knappheit an qualifiziertem Fahrerpersonal weiter anhält, dürfte dieser Trend in der Zukunft weiter zunehmen. Nur haben vielleicht manche Marktteilnehmer noch ein wenig Angst davor, den ersten Schritt zu gehen.

Wirtschaftsforum: Wie könnte man sie zu diesem Schritt bewegen?

Mag. Markus Himmelbauer: Am besten wohl durch einen langfristigen und kohärent kommunizierten Plan der Regierung, welche Maßnahmen wann ergriffen werden – und zwar auf Jahre hinaus. Dann hätten alle Unternehmen endlich Klarheit über die Rahmenbedingungen, unter denen sie in Zukunft ihre Geschäftstätigkeit durchführen müssen, und könnten sich entsprechend orientieren. Da es aber – in Österreich wie in Deutschland – keinen derartigen umfassenden und verbindlichen Plan gibt, verhält sich die Wirtschaft mitunter allzu abwartend und ist noch nicht bereit, die entsprechenden Weichen zu stellen, weil der weitere Streckenverlauf noch zu unübersichtlich ist. Klar ist aber auch: Je später die notwendigen Schritte in tatsächliches regulatorisches Handeln gegossen werden, umso abrupter muss dann auch der Wandel vollzogen werden. Das könnte dann mitunter auch zu entsprechenden Verwerfungen führen.

Wirtschaftsforum: Seit der Gründung im Jahr 1998 ist Ihr Unternehmen stark gewachsen, in den letzten zehn Jahren konnten Sie Ihren Umsatz verdoppeln. Was ist die wichtigste Voraussetzung für diese Erfolgsgeschichte gewesen?

Mag. Markus Himmelbauer: Sicherlich die enorme Kompetenz und immense Begeisterungsfähigkeit unserer Mitarbeiter. Am Ende des Tages kann man seine Kunden nur durch ein eisernes Qualitätsversprechen überzeugen. Wenn man konsequent gute Arbeit leistet, schafft man Vertrauen und kann entsprechend mitwachsen. Hier hat uns in unserer Unternehmensgeschichte das Glück des Tüchtigen ereilt. Dies hat uns auch eine weitere Diversifizierung ermöglicht, wodurch wir heute ein breiteres Kundensegment bedienen können und somit widerstandsfähiger gegen etwaige externe Schocks sind. Konsequent kompetentes Personal zu finden und langfristig an unser Unternehmen zu binden, ist in der Welt des allgemeinen Fachkräftemangels aber auch für Wenzel logistics zu einer echten Herausforderung geworden, der wir uns als moderner Arbeitgeber mit einem angenehmen Arbeitsumfeld und spannenden Tätigkeiten jedoch gerne annehmen.

Wenzel logistics GmbH
Ziegelstraße 1
8141 Premstätten
Österreich
+43 3136 60600
+43 3136 606096000
office(at)wenzel-logistics.com
www.wenzel-logistics.com

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