Eine sichere Diagnose
Interview mit Frank Bartsch, Geschäftsführer der WOW! Würth Online World GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Bartsch, WOW! Würth Online World wurde 2000 gegründet. Damals war das Ziel, die Diagnose als digitalen Schraubenschlüssel zu verwenden. Seitdem hat sich der Markt grundlegend verändert; Corona und der Ukrainekrieg haben auch die Automobilbranche vor große Herausforderungen gestellt. Wie ist WOW! durch diese Zeit gekommen?
Frank Bartsch: Wir waren bis März 2020 sehr gut unterwegs, dann kam der Lockdown. Da wir ab Juli 2020 wieder jeden Monat ein positives Wachstum hatten, konnten wir Verluste wettmachen. Wir haben nach alternativen Märkten geschaut und sind gezielt auf diese zugegangen. 2021 hatten wir damit ein Wachstum von 20%; auch dieses Jahr sieht nach einem Plus von 20% aus.
Wirtschaftsforum: WOW! ist Partner von Kfz-Werkstätten und damit in einer Branche tätig, die sich mit neuen Technologien stetig verändert. Wie sieht das Portfolio heute aus?
Frank Bartsch: Wir setzen auf die zwei Säulen Diagnosegeschäft und Klimaservice. Im Diagnosegeschäft differenzieren wir zwischen verschiedenen Teilbereichen. Ganz wichtig ist die Fahrzeugdiagnose, die sich vor dem Hintergrund der E-Mobility kontinuierlich weiterentwickelt. Wir haben hier ein führendes Portfolio an Marken und Funktionalitäten. Es gibt eigene Entwicklungen bei Reparaturleitfäden. Fahrerassistenzsysteme spielen eine immer größere Rolle. Laut Gesetz muss jedes neue Fahrzeug mit Abstandsregelung und anderen Features ausgestattet sein, die Teil der neuen Mobility-Welt sind. Vor dem Hintergrund, dass gerade der Leitfaden 6 herausgekommen ist, ist nicht zuletzt das Emissionsgeschäft von großer Bedeutung. Das zweite Produktstandbein Klimaservice ist geprägt von einer großen Bandbreite von R134a- oder R1234yf-Geräten. Neu sind CO2-Geräte; hier können wir mit unseren Produkten sämtliche Gase, die in Autos benutzt werden, bewirtschaften.
Wirtschaftsforum: Wie geht WOW! mit dem Thema Nachhaltigkeit um?
Frank Bartsch: Bei WOW! ist Nachhaltigkeit ein generelles Thema und steht in Produktion und Logistik und natürlich in unseren Entwicklungszentren im Vordergrund. Wir sind zertifiziert, wissen, wo unsere Produkte herkommen und setzen auf Qualität – das illustriert zum Beispiel eine Reklamationsquote von 0,8% bei Klimaservicegeräten. Auch wenn es noch nicht vorgeschrieben ist, schreiben wir dieses Jahr einen Nachhaltigkeitsreport und lassen uns im nächsten Jahr nach ISO 14001 zertifizieren. In diesem Zusammenhang nimmt natürlich das Thema E-Mobility und hier insbesondere das Batteriemanagement direkten Einfluss auf unsere Arbeit. Im nächsten Jahr werden wir erste Produkte auf den Markt bringen.
Wirtschaftsforum: Einfluss dürfte auch die Digitalisierung nehmen?
Frank Bartsch: Auf jeden Fall. In Werkstätten wurden früher Diagnosedaten vor Ort auf das Anwendungsgerät gespielt; zukünftig werden Daten tagesaktuell über eine Cloud bereitgestellt. Daten werden über Pay-per-Use gekauft, sodass sich das Investitionsvolumen für Kunden reduziert und sich Produkte für die Werkstatt schneller amortisieren. Auch Remote Services werden eine zentrale Rolle spielen. Momentan arbeiten wir an einer entsprechenden Lösung, an einem entsprechenden Produkt, das sukzessive auf den Markt gebracht werden soll. Für Werkstätten ist der demografische Wandel eine große Herausforderung; Fachpersonal, echte Spezialisten sind kaum zu finden. Eine weitere Herausforderung ist die Anbindung der Produkte an ein Dealer-Management-System; hier geht es um Schnittstellen, um das Machine-to-Machine-Prinzip.
Wirtschaftsforum: Was wirft WOW! in die Waagschale, um diese anspruchsvollen Aufgaben zu bewältigen?
Frank Bartsch: Erfahrung, Innovationsstärke und vor allem hervorragende Mitarbeiter. Wir haben ein ambitioniertes Team von erfahrenen und jungen Mitarbeitern, eine gute Balance von Männern und Frauen und heißen jeden willkommen, Teil dieses außergewöhnlichen Teams zu werden, um WOW! noch stärker zu positionieren. 2026 will die Würth-Gruppe 25 Milliarden EUR umsetzen; unser Anteil soll gemeinsam mit unseren Schwesterunternehmen bei 100 bis 110 Millionen EUR liegen. Damit sind Ziele klar definiert.